Message 02930 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02907 Message: 2/2 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Re: [ox] André Gorz zu Rifkins Buch "Access ..." et al.



Also der Artikel den Ulrich Leicht da gepostet hat ist wirklich
das Beste, was ich von Gorz je gelesen habe; es "gorzelt" nur ein wenig
gegen Ende zu, wenn die Freizeit der eigentliche revolutionäre Boden
sein soll - den Menschen also nach der Maloche zugemutet wird

" sich in ihrer freigesetzten Zeit dem  Verwertungszwang zu entziehen
 und Formen alternativer Gesellschaftlichkeit jenseits der Geld- und
Warenbeziehungen zu entwickeln."

als ob einem da noch viel Kraft und Phantasie bliebe und als ob mensch
das jenseits des durchorganisierten Arbeitsalltags noch wollte! Lieber
in den Biergarten und Sorgen vergessen, oder in die Disco und abtanzen,
aber doch bitte nicht jetzt auch noch was zweckmäßiges! Sportverein,
Radfahren, Schachspielen ja - aber gleich eine alternative Gesellschaft??

Aber wie gesagt dieser Gorzismus ist ja mikroskopisch klein 
(Und hier hat die Krisis ja ohnehin ganze Immunisierungs-
Arbeit geleistet !! - 
siehe http://www.giga.or.at/others/krisis/
h-weinhausen_sphaerenklaenge_krisis18_1996.html)

gegenüber der schonungslosen Diagnose des Medienfeudalismus! 
Die ist einfach klar und deutlich, das war auch als Replik auf Rifkin
fällig, der ja das ganze eher larmoyant betrachtet, was er aber 
seinerseits auch ziemlich schonungslos darstellt.

Mir ist übrigens dazu etwas eingefallen, quasi als Verlängerung:

die übliche Rede von der "Informationsarmut" (information rich
and information poor) ist eine bodenlose Verharmlosung und 
sollte im Licht der Gorzschen Kritik zurückgewiesen werden.

In Wahrheit geht es um "information rich and information deprived",
also um die von Gorz bemühte Dialektik von Amputation und
Prothesenverkauf:

"Die Vergeldlichung und Vermarktung von Wissen hat aber 
nicht nur kommerzielle  Zwecke. Die kapitalistische Verwertung
von Wissen setzt voraus, dass es, wie  alle anderen Produktivkräfte 
und Arbeitsmittel, vom Kapital beherrscht wird und  es ihm erlaubt,
ein Kommando über die lebendige Arbeit weiter auszuüben. Wissen 
wird zu diesem Zweck zerstückelt, reduziert, individualisiert
und in einer  Weise vermittelt, die die Autonomiefähigkeit der 
Menschen beschränkt."

siehe auch Absatz 17 - 20 und 38 - 65 auf 
http://www.opentheory.org/globale_doerfer/

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT02907 Message: 2/2 L1 [In index]
Message 02930 [Homepage] [Navigation]