Arbeitswahn (was: Re: [ox] Re: Integrierbarkeit der Keimform)
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 25 Jun 2001 09:38:03 +0200
Hi,
Stefan Merten schrieb:
So? Das glaube ich in dieser Allgemeinheit nicht. Da wäre schon mal
genauer hinzuschauen. Bei SoftwerkerInnen mag das ja noch angehen,
aber wenn Leute nicht mehr krankfeiern, dann hat das wohl kaum was mit
Arbeitsfreude und Selbstentfaltung im Job sondern vielmehr mit der -
real begründeten - Angst vor dem Rausschmiß zu tun.
Meine Wahrnehmung ist da anders. Je weniger jemand vom Raussschmiss bedroht
ist um so mehr wird freudig malocht. Lauter Irre, wie gesagt.
Bevor wir uns hier aufs Glauben verlegen, fragen wir doch mal unserer
GewerkschaftsfreundInnen, ob sie da Zahlen haben. Habt ihr?
Ich sammele sowas nicht, deswegen habe ich Zahlen nicht präsent.
Statistisch ist der Zusammenhang jedoch ziemlich klar: Je größer die
Bedrohung vor Rausschmiss, desto geringer die "Krankenstände". Faktisch
ist das jedoch ein Raubbau an der eigenen Gesundheit bzw. eine
"Verschiebung" des Krankseins auf später.
Das ist aber IMHO nochmal getrennt zu sehen von den fetischistischen
Formen des Arbeitswahns. Manche Jobs verlangen einfach eine derartige
Identifizierung mit der Charaktermaske, weil das Teil des Jobs ist.
High-Tech-Worker sind per definitionem gut gelaunt, überstundenbereit,
begeistert, blah, blah. Dass diese Formen auch subjektiv übernommen
werden, also die Differenz von objektiver Anforderung und und
subjektivem Sein (was ich davon halte) verloren geht, tritt sicher auf.
Aber auch das ist brüchig. Deswegen finde ich es nicht angemessen,
Fetischformen zu personalisieren nach dem Motto: Die Leute wollen es
nicht anders, sie sind selber Schuld. Der Blick muss auf die
Verhältnisse gerichtet werden, die solches Handeln nahelegen (aber nicht
determinieren).
Ciao,
Stefan
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