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[ox] Konferenz in Berlin



Hallo Liste,

ich machs mir mal aufgrund von massiven Zeitengpässen einfach und stelle den 
Link zu einem ganz guten Artikel über die Konferenz "Gut zu Wissen" am 
Wochenende in die Liste:

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/konf/7570/1.html

Mein persönlicher Eindruck war, dass das Thema offensichtlich zunehmend 
wichtiger wird und zunehmend mehr Leute aus allen Bereichen auf den Plan ruft 
(was eigentlich nicht wundert, angesichts der technologischen Entwicklungen 
in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext....).

BTW: In dem Workshop zu Eigentum und Wissen wurde in einem Redebeitrag 
auch positiv auf die Oekonux-Konferenz in Dortmund verwiesen. Einige 
Gesichter aus Dortmund habe ich auch auf dieser Konferenz wieder gesehen. 
Der "Geist" von Oekonux strahlte also noch ein bisschen in die Berliner 
Konferenz..  ;-)

Am eindrücklichsten fand ich den Vortrag "aus der Praxis" von Dr. Norbert 
Bensel, Debis AG, Berlin, Mitglied des Vorstandes - verantwortlich für Human 
Resources - der DaimlerChrysler Services AG....

Er hielt einen Vortrag über "Arbeitszeit, Weiterbildung, Lebenszeit - Neue 
Konzepte". Ich zitiere mal aus seinem Abstract:

"....Mitarbeiter stellen als die Wissensträger des Unternehmens neue 
Anforderungen an die Gestaltung ihres beruflichen und privaten Umfeldes. Nur 
in Unternehmen, in denen flexible Rahmenbedingungen für Arbeitszeit, 
Weiterbildung und Lebenszeit geboten werden, kann sich das intellektuelle 
Potential der Mitarbeiter voll entfalten und entwickeln. Flexible 
Rahmenbedingungen beginnen mit einer flexiblen Organisationsstruktur. 
Gängige Strukturmodelle mit einer festen Befehlshierarchien von oben nach 
unten spiegeln die betriebliche Realität nicht mehr wieder....."

Er warf verschiedene Folien an die Wand, in denen er bei den neuen 
Arbeitsmodellen folgende Stichworte hervorhob:

"Spass haben" (statt Geld verdienen, als Motivation...), "Freiwillige motivieren", 
"Anerkennung für cool code", "Kunden zu Mitarbeitern machen", es gab auch 
Bezüge zur Open Source als Vorbild....

Ihr wißt schon, was ich damit sagen will....

Das ist natürlich KEIN Argument GEGEN Freie Software !!!! (das wurde auch 
schon beim Vortrag in Dortmund missverstanden). Aber ! es ist wichtig, das 
Auge darauf zu behalten. Weil: Die Entdeckung der Freien Software als  
Potential für etwas wie auch immer definiertes "Emanzipatorisches" ist die 
Entdeckung des Potentials, welches die gegenwärtigen 
Produktionsverhältnisse modernisieren wird. Das ist der entscheidende 
Unterschied.  

Wie eine Frau (ich weiß leider nicht mehr den Namen) auf der Konferenz in 
Dortmund bei dem Workshop Reibung sehr schön gesagt hat, waren auch die 
68er in gewisser Form Modernisierungsprozesse des Kapitalismus - von den 
beteiligten Individuen wurden sie aber als revolutionär, als Befreiung (!) 
empfunden. Dies kann man nun in der Retrospektive erst sagen, aber daraus 
könnte man wenigstens jetzt ein wenig lernen.....

Also, nochmal: Der Hinweis auf die gegenwärtig rasante Akzeptanz und 
Aufnahme Freier Software und ihrer Philosophie sowohl von Staat, als auch von 
Industrie, ist kein Argument GEGEN Freie Software. Es gibt da kein gegen 
oder für. Es gibt nur eine Betrachtung ihrer Einbindung in einem bestimmten 
Kontext. Die kann ich nicht ignorieren (drängt sich einem ja auch auf zur Zeit).

Liebe Grüße
Sabine   


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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