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Hallo,

hier kommt mein Beitrag für die Konferenz-Zusammenfassung.

Von Christoph Spehr kommt leider nichts Eigenes vor August.

----------- Mein Beitrag -------------


Mein Nicht-Beitrag zum Oekonux-Workshop "Reibung erzeugt Wärme"



Die Entstehung von Oekonux  im Sommer 1999 hatte ich nicht mit erlebt - aber
gleich nach meinem Urlaub ließ ich mir die bis dahin geführten
Intenet-Diskussionen schicken und war total begeisternd von den vielen
Ansätzen. Diese brachten - zumindest für mich - genau das, was ich in meinem
gerade erschienenen Buch gewünscht hatte: einen Neuaufschwung der
politisch-theoretischen Debatte.

Ich habe noch nie eine Zeile Programmcode programmiert. Aber die Art und
Weise, wie in der Freien Softwareszene Projekte organisiert werden, gab mir
einen Beweis dafür, daß es möglich (und vielleicht sogar ) ist, hochkomplexe
Güter auf dezentral-vernetzte Weise zu produzieren. Und die General Public
License war endlich einmal ein vernünftiger und funktionierender Hinweis
darauf, in welcher Form die klassische "Eigentumsfrage" heute behandelt
werden kann. Ich hatte auch gerade die Kritische Psychologie als
marxistische Subjektwissenschaft kennen gelernt und wir konnten deren
"Menschenbild" schnell fruchtbar machen bei der Erkenntnis, daß in der
Freien Softwareproduktion die individuelle Selbstentfaltung und keine
äußerlichen "Erfordernisse" zur Triebkraft des Handelns werden.... Alles
Momente, die eine neue links-alternativ-ökologisch-feministische-globale...
neue Gesellschaftstheorie braucht.

Obwohl ich in Ökonux tatsächlich auf viele Leute traf, die viel
programmieren und ich bei diesen Themen immer erst ziemlich dumm nachfragen
muß - wurde dieser Diskussionszusammenhang zum "Attraktor" für viele, die
auch aus eher politischen Gründen nach neuen Ansätzen suchen. Bei anderen
politischen Ansätzen sah ich eine deutliche Verwandschaft zu Oekonux - aber
die Vertreter der Konzepte hatten meist bisher weder miteinander noch mit
Oekonux viel zu tun.

Als zur Oekonux-Konferenz aufgerufen wurde, sah ich eine Gelegenheit, diese
Menschen zusammen zu bringen. Es erschien mir weniger spannend, selber einen
Vortrag über meine Zusammenfassung all dieser Ansätze zu machen, als eine
Diskussion zu ermöglichen. Deshalb hatte ich für den Workshop keinen eigenen
Beitrag vorbereitet, sondern freute mich eher still, wie schön die
Diskussion lief. Schon während Christoph Spehr über sein Konzept der Freien
Kooperation, Heinz Weinhausen über das Projekt SSM und seine Sichtweise auf
das Verhältnis zwischen "Dämmebauern" und "Schiffebauern" , Jörg Bergstedt
über "Widerstand und Vision" sowie Stefan Meretz über Freie Software
sprachen, wurden übereinstimmende Momente, aber auch Widersprüche und
unterschiedliche Schwerpunktsetzungen deutlich. Durch die große Anzahl der
Anwesenden kamen diese aus meiner Sicht zu wenig zu Wort. Aber insgesamt
empfand ich eine sehr gute Stimmung und auch bei den Widersprüchen stand das
gemeinsame Vorankommen im Mittelpunkt und nicht etwa eigene Profilierung.
Daß die HauptreferentInnen danach das Bedürfnis zeigten, die angerissenen
Inhalte noch zu vertiefen und gemeinsam mit weiteren InteressentInnen an
einem Buch (Weiterführung von "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen") zu
schreiben, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Damit werden wir nun alle
eine Weile beschäftigt sein... (siehe
http://www.opentheory.org/buchprojekt).

------------------ Ende --------------------------


Ahoi

P.S. Wundert Euch nicht, daß ich bald mal aus den Listen verschwinde, ich
will in der Urlaubszeit den Mailkasten nicht überlaufen lassen....



________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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