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Re: [ox] Wieder ausgegraben



Hallo Stefan.

Stefan Meretz schrieb:

Hi Ingo,

Ingo Heer schrieb:
das Bewußtsein erschließt sich aus der Beschreibung neurobiologischer Vorgänge
ebensowenig, wie sich der Inhalt eines Buches, sagen wir über die
intellektuellen Defizite von Naturwissenschaft und Ökonomie, aus der
Beschreibung der Drucktechnik, der molekularen Struktur des verwendeten Papiers
oder der Farbpigmente der gedruckten Buchstaben erschließt.

Worauf sollen Bewußtsein und Denken sonst zurückgeführt werden als auf
neurobiologische Prozesse im Gehirn. Wer dies negiert, muß eine andere Quelle des
Hervorgehens angeben.

Was Kurz schreibt, ist IMHO absolut richtig.

Da bin ich ganz anderer Meinung.

Es ist ein Unterschied, ob
man sagt, dass Bewußtsein/Denken neurobiologische Prozesse zugrunde
liegen (das ist ok), oder ob man sich Bewußtsein "aus der Beschreibung
neurobiologischer Vorgänge" erschliessen will.

Falls Du mit erschließen ein funktionalistisches Konzept meinst, stimme ich Dir sofort
zu. Erschließen kann aber auch im relationalen Sinne verstanden werden. Schließen wird
hier doch sicherlich als eine logische Kategirie verwendet. Daher ist die Frage, mit
welcher Logik Du vom neurobiologischen Konzept zur Bewußtseinsebene kommst. Bei
richtiger Vorgehensweise kann ich das Erschließen, allerdings nicht funktionalistisch.
Dies läßt sich nur kombinatorisch, das heißt relational bewältigen.

Bei letzterem geht es um
unseren Erkenntnisprozess.

Unter anderem.

Und über Bewußtsein und Denken kapierst Du
(fast) nichts, wenn du auf die biophysiologischen Basisprozesse guckst
(wie es leider dennoch meist geschieht).

Da gebe ich Dir recht. Umgekehrt verstehen wir Bewußtseinsprozesse nicht, wenn wir an
der neurologischen Basis vorbeigehen. (Gerald M. Edelman, Unser Gehirn, Ein dynamisches
System, Piper, Gerald Edelman, Göttliche Luft, vernichtendes Feuer, Wie der Geist im
Gehirn entsteht-die revolutionäre Vision des Medizin-Nobelpreisträger, Piper").


Da kommst Du nur ran, wenn du
einen Begriff von der gesellschaftlichen Natur des Menschen hast, denn
nicht das "das Gehirn denkt", sondern "der gesellschaftliche Mensch
denkt" (von wegen Sprachkritik;-)).

Ok. Aber warum sprichst Du vom "gesellschaftlichen Menschen"?. Das ist doppelt
gemoppelt. (Die Schwaben verneinen auch doppelt, meinen aber wirklich nur die
Verneinung)


Wenn du Zugriff auf eine Bibliothek und genug Interesse hast (es ist ein
anstrengendes Thema): Lenz, A., Meretz, S. (1995), Neuronale Netze und
Subjektivität, Vieweg Verlag.


Vom Internet aus habe ich Zugriff auf jede Bibliothek.
Hätte ich mich eingemischt, wenn ich _kein_ Interesse hätte? Diese Frage kann sich
höchstens auf die Zeit beziehen.

Ich stimme zu, dass Bewußtsein nicht funktional aus neurobiologischen Prozessen
entsteht, aber eben relational. Die Kombination ist ein relationaler und nicht
einfach ein funktionaler Prozess.

Das mit dem "relationalen Entstehen" verstehe ich nicht. Kanst Du es
erklären? Ein Hinweis auf eine Quelle dazu würde mir aber reichen.

Einfacher ist es, eine (oder mehrere) Quellen anzugeben:
Werner Loh, Kombinatorische Systemtheorie: Evolution, Geschichte und
logisch-mathematischer Grunlagenstreit, campus Forschung, Band 135.
Werner Loh, Kritik der Theorieproduktion von N. Luhmann und Ansätze für eine
kybernetische Alternative. Athenäum

Ciao,
Stefan



Gruß Ingo.



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Organisation: projekt oekonux.de


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