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Re: [ox] Tausch



Hi Paul!

Ich kann's doch nicht lassen und muß meinen Senf auch noch dazu
geben - auch wenn andere schon viel Sinnvolles gesagt haben...

3 weeks (22 days) ago Paul Imbusch wrote:
On Wed, 16 May 2001, Casimir Purzelbaum wrote:

Paul Imbusch schrieb unter anderem:

Auch in diesem Beitrag hoere ich heraus, dass Tausch immer an
Markt und Kapital gebunden sein muss. Eine Gesellschaft kann sehr
wohl vereinbarenm, entspechend dem Aufwand zu tauschen, also ohne
Preisbildung.

Kannst Du das nochmal erklären?
Ist es nicht das, was der Markt eigentlich tut, Tausch nach
Aufwand organisieren? Jedenfalls behauptet das die
Arbeitswerttheorie, und mir scheint, da ist zumindest was Wahres
dran.

Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
zB ein Elektronenmikroskop herzustellen,

Ich behaupte, daß du das nicht kannst und wenn du eine noch so große
Zettelwirtschaft beginnst. Wie willst du denn z.B. die
Ausbildungskosten derer einbeziehen, die an der Herstellung von
Produkten und Vorprodukten beteiligt waren? Wie willst du das Wissen
einbeziehen, daß in einem solchen Produkt steckt und das auch mal
irgendjemenschen Zeit gekostet hat?

Ich sehe zwei Möglichkeiten:

* Entweder du nimmst das alles als Gratisleistung an, die nicht im
  Arbeitsaufwand für das Elektronenmikroskop auftauchen sollen und die
  dann wohl aus irgendeinem gesellschaftlichen Pool ertauscht werden
  muß - so eine Art steuerfinanzierte volkswirtschaftliche
  Infrastruktur.

* Oder du legst einen Anteil der Ausbildungskosten auf den
  Arbeitsaufwand für das Elektronenmikroskop um. Welchen? Warum ist
  der gerecht? Genaugenommen könntest du bestenfalls nach dem Tode
  eines Menschen seine gesamte Lebenszeit hernehmen und einzelnen
  Produkten zuordnen - ein bißchen spät vielleicht...

Und BTW ist bei der Wertzumessung mittels Arbeitszeit auch relativ
beliebig. Im Mittelalter war z.B. die höhere Ehre Gottes ein wichtiges
Motiv und irgendwelche Knochensplitter wurden dadurch wertvoll, daß
sie eineN bestimmteN BesitzerIn zugeschrieben bekamen. Hat gut
funktioniert.

Oder wie wäre es mit dem Weg, den ein Produkt zurückgelegt hat als
Maßstab? Kannst du noch mit dem Gewicht kreuzen, alle Vorprodukte
hinzunehmen und du hast ein wunderbar lineares Maß, mit dem du alles
miteinander vergleichen und somit tauschen könntest. Wäre sogar
effektiv berechenbar und unter ökologischen Gesichtspunkten wäre das
vermutlich sogar eine echte Überlegung wert und ist wohl schon in den
Öko-Rucksack-Konzepten mit drin.

Das Problem bei all diesen Wertzumessungen ist nur: Was haben sie für
einen inneren Sinn und ist dieser mit dem guten Leben der Menschheit
kompatibel? Ich denke, daß eines heute klar ist: *Eine* Zahl kann es
ganz gewiß nicht sein. Mit einer Zahl kannst du - günstigstenfalls -
eine Größe beschreiben. Die umfassende Qualität eines Produkts - und
unter der kommen wir für die Frage nach dem guten Leben m.E. nicht weg
-, diese umfassende Qualität ist auf jeden Fall ein (schrecklich)
multidimensionales Gebilde und über ein solches sollte nicht ein
blinder Automatismus anhand einer beliebig rausgegriffenen Größe
entscheiden.

Und BTW ist Tausch kein Problem der Verteilung. Verteilung klappt auch
ohne Tausch - dazu gehört nun wirklich wenig Phantasie.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
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