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Re: [ox] Re: Kooperation 1



Johannes Stockmeier schrieb:
            ...                      Nun will ich nicht
zum Naturalaustausch innerhalb geschlossener ökonomischer
Kreisläufe zurück, denke aber, daß sich weltweiter Austausch
auch mit einem weniger brachialen Mittel als Geld
organisieren ließe. Nur dieses Chaos, das sich freier Markt
nennt, in dem alles ständig umgeschmissen und neu
organisiert wird, ist auf derartig grobe und rücksichtslose
Abstraktionen angewiesen.

Für mich ist das ein Widerspruch. Einerseits rügst Du den
Markt für sein Chaos und andererseits für die grobe und
rücksichtslose Abstraktion. Ist nicht das Merkmal Chaos
an sich schon ein Ausdruck von Differenziertheit oder so?

Außerdem erweckt diese Kritik den Eindruck, der Markt
sei schlechthin der gröbste, also der einfachste Mechanismus
der Vermittlung der Reproduktion. Und das ist er in meinen
Augen überhaupt nicht. Im Gegenteil, er ist viel
komplizierter zu verstehen / zu handhaben als die ihm
vorausgehende Standeszugehörigkeit einschließlich
prozentualer Abgabepflichten usw. Und viel flexibler und
"dynamischer" ist er obendrein. Heute kann man sich
immerhin schon darüber aufregen, daß durch den Markt alle
über einen Kamm geschoren werden (mehr oder weniger
versimplifiziert ausgedrückt), früher war es noch Gott-
gegeben, daß man nun mal zu seinem Stand gehörte und basta.

Insofern kann ich auch dem folgenden Vergleich nicht ganz
folgen, zumindest wenn ich mir einen rückwärtsgewandten
Vergleichsmaßstab suche. Suche ich in der Zukunft, dann
gebe ich Dir recht. Da wird die ganze Sache noch viel
komplizierter aussehen, als sie es heute ohnehin schon ist
(ich meine jetzt konkret, nicht abstrakt betrachtet).
Aber das ist wohl im Moment eher so eine Extrapolation,
denn eine anderweitig fundierte Annahme.

Kapitalistischer Markt ist im Vergleich zu anderen
Wirtschaftsformen
---zu welchen?---
wie Kriegsrecht im Vergleich zum
Friedensrecht [...]
Kriegsrecht ist ein sehr einfaches System [...]

    es ist kosteneffizient, schnell und wirksam.

Naja, das kommt auf den Vergleich an. Eine einfache Abgabe
an den Herrn ist ungleich kosteneffizienter und schneller
als die Herausbildung von Preisen auf Resourcen (z.B.
meine Arbeitskraft) über irgendwelche oftmals nahezu
undurchschaubaren Preisbildungsmechanismen auf dem
(Arbeits-) Markt. (Wo käme sonst das "Chaos" her?!)
Die Schnelligkeit und Kosteneffizienz der sogenannten
Marktwirtschaft kommen m.E. mitnichten von der
Schnelligkeit und Kosteneffizienz des Marktes, sondern von
den Auswirkungen der daran gekoppelten Produktionsweise
auf die Entwicklung der Produktivkräft und (konkreten)
Produktionsverhältnisse. Deren Entwicklung wird durch den
Markt allerdings wirklich schneller und wirksamer
erzwungen. Aber was heißt in diesem Zusammenhang
kosteneffizient?

Ich glaube, ich habe Dich völlig misverstanden...--?

Warum
bleiben wir dann nicht auch in Friedenszeiten dabei?
Richtig, weil das keine Bevölkerung der Welt lange mitmachen
würde und weil es das gesellschaftliche Leben in einer Weise
lähmt, die dem System bald von innen heraus gefährlich
würde.

Vielleicht, weil der Markt seinen eigenen Krieg ständig
und ohn'Unterlaß selbst produziert und es zum Frieden gar
nicht kommt?

(oder vielleicht doch? -- FS:=FriedensSegen? ;-)
Aber soweit sind wir ja noch nicht:

"Unbegreiflicherweise" fügt sich aber die gesamte
Weltbevölkerung der Diktatur des Geldes und nimmt zwar kein
Standrecht, dafür aber millionenfachen Hungertod und
psychisches Massenelend in Kauf. Ich glaube sie würde ein
Vermittlungssystem, das zwar etwas umständlicher und
zeitaufwendiger ist, dafür aber die verheerendsten
humanitären Konsequenzen vermeiden kann vorziehen, -wenn es
nur wenigstens eine VORSTELLUNG davon gäbe, wie es anders
laufen kann!

Also muß das Friedensrecht aus Deinem Vergleich erst noch
erfunden werden? -- Vielleicht fange ich ja doch langsam an,
Dich zu verstehen? ...

Gruß,
Casimir.


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