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Re: [ox] notizen zur keimform



Ciao Annette und alle anderen MitdiskutantInnen und -leserInnen

Teil 1


Bei der Frage, ob man gar nichts Positives für die Zukunft aussagen könne,
oder sogar "Ermutigung" nicht wollen soll (wie bei Sabine und Michael
gesagt
wurde), muß man auch unterscheiden (was im Diskurs zu wenig getan wird):
Wann befinden wir uns in wissenschaftlichen Ableitungen, und wann sagen
wir
etwas als Subjekte der Geschichte.

Das finde ich richtig: Seit Theorie nicht mehr das Privileg (oder die
Verdammnis) alter lahmer Häuptlinge ist, kann sich der Theoretiker nicht
mehr ausschließlich als "Balkon-Muppet" sehen, sondern muss auch selber die
Show-Bühne betreten (hoffentlich nicht als muppet ;-) Wie du unten sagst:
die Differenz muss man aushalten, vielleicht sogar fruchtbar machen.

"keimform" beinhaltet im wort eine analogie zur biologie, legt einen
entwicklungsprozess zumindest nahe, der bei allen veränderungen im
ablauf
einem bauplan, sozusagen einer DNA, folgt.

Deshalb die wichtige Unterscheidung von Stefan in seinem abschließenden
Vortrag zwischen "Keim" und "Keimform".
Ansonsten: Auch in der Biologie erfolgt Evolution i.a. ja gerade nicht
nach
einem Bauplan (außer bei Individualmorphogenese...) - sondern
unbestimmt-sich verzweigend...

Nun, ich glaub, dass ich hier zugleich auf Stefans Mail eingehe (vielleicht
hat ers grade gesagt, wie mich das blöde handy :-(  gestört hat, oder er hat
sich halt darauf verlassen, dass wir sein Schriftliches ausreichend kennen).
Er hat in seinem letzten Mail zum Thema darauf hingewiesen, dass leicht ein
frei schwebendes Subjekt, Voluntarismus, eine "idealistische" Sichtweise
herauskommt, wenn man auf den Entwicklungsbegriff verzichtet. Ich denk, das
stimmt - was mich aber beschäftigt, ist die Frage, wie weit der Horizont der
Möglichkeiten konkreter Entwicklung ist, wie wenig oder viel verschiedene
Entwicklung möglich ist, die Entscheidungspunkte, ob in diese oder jene
Richtung gegangen wird. Dieser Möglichkeiten-Horizont ist einerseits durch
Bisheriges historisch-kulturell-wissenschaftlich etc. limitiert, er ist aber
meist doch recht mannigfaltig und als gesellschaftlicher Horizont von
Menschen deren Entscheidungen, letztlich freier Auswahl unterworfen, ja
diese Auswahl kann durch hirnmäßige Anstrengung, durch Mut und noch einiges
vergrößert, als Vorgang verbessert werden, ja wir komischen Wesen müssen
diese Auswahl sogar sowas wie verantworten, vor uns selber und vor denen,
die uns was angehen, schließlich entstehen aus unserer Auswahl wieder neue
Auswahlen und Zustände, und das müssen ja nicht die menschenfreundlichsten
sein. Das ist doch wohl etwas wesentlich anderes als in der Biologie oder in
der (Chaos)Physik.
Möglicher Weise ist so was eh eure Ansicht, jedenfalls versteh ich, was du
weiter unten geschrieben hast [hab ich geskippt] nicht als Widerspruch dazu,
auch erinnere ich mich dumpf, so was aus den Stefan'schen Schriften einmal
herausgelesen zu haben.
[.......... .............]
Bei Engels findet sich wirklich:
"Erst die Sklaverei machte die Teilung der Arbeit zwischen Ackerbau und
Industrie auf größerm Maßstab möglich, und damit die Blüte der alten Welt,
das Griechentum. "... "In diesem Sinne sind wir berechtigt zu sagen: Ohne
antike Sklaverei kein moderner Sozialismus." (Engels: Herrn Eugen Dührings
Umwälzung der Wissenschaft, in: MEW Bd. 20, S. 168).
Marx jedoch wendet sich auch eindeutig gegen jene, die seine historischen
Skizzen "in eine geschichtsphilosophische Theorie des allgemeinen
Entwicklungsganges verwandeln, der allen Völkern schicksalsmäßig
vorgeschrieben ist" (Marx, MEW 19, S. 111).

da hat doch bei der konferenz, ich glaub der Wolf G., die sache zitiert mit
handmühle --> feudalismus, dampfmühle ---> kapitalismus, war das nicht von
marx? Hat jedenfalls recht "deterministisch" geklungen.




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