Message 02256 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02216 Message: 9/45 L5 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: Ideologie und so (was: [ox] Presseecho der Konferenz)



Hallo Dirk, hallo Benni, hallo Liste,


da möcht ich mich kurz mal einklinken....zumindest an ein paar 
Stellen...

Dirk wrote:
Ich messe Realität am Vorhandensein durchdachter Modelle, die über
eine blosse Idee hinausgehen.

Welche Modelle hast Du da im Kopf? Sowas in der Art der 
Koordinatenbildchen mit x- und Y-Achse aus den VWL-
Lehrbüchern? Ich nehme einfach mal an, Du meinst diese Modelle, 
als Ökonom wirst Du sie zur genüge kennen. Ich habe gelernt, 
dass die Volkswirte im Rahmen der Anwendung dieser Modelle 
immer betonen, dass sie gerade nicht den Anspruch haben, die 
Realität abzubilden. Mit den Modellen "der Ökonomie" (welche 
oder was ist hier mit "Ökonomie" gemeint?) kannst Du die Realität 
in ihrer Komplexität gar nicht abbilden, sondern nur einzelne 
Mechanismen aus dem Kontext heraus "modellhaft" abbilden und 
daraus dann Kausalitäten ziehen (siehe beispielsweise den sehr 
umstrittenen Zusammenhang von Lohnsenkung und 
Beschäftigung). Die Aussagekraft dieser Modelle verliert, weil sie in 
der beliebten ceteris-paribus-manier (man abstrahiert von allem) 
eben genau aus dem gesellschaftlichen Kontext gerissen werden, 
der sie eigentlich gerade erst beeinflusst. So gedacht, sind die 
Modelle insofern auch nicht mehr, als eine Idee. Nicht?

 edoch spätestens seit meinen ersten
Kenntnissen aus der Volkswirtschaftslehre kenne ich auch grundlegende
Prinzipien eines ökonomischen Systems, kenne sowohl die Funktionsweise
als auch die Grenzen eines Marktmodelles und kann demzufolge auch
einiges zu der _ökonomischen_ Sicht der marxistischen Theorie sagen,
allerdings habe und werde ich mich mit der ideologischen Betrachtung
auseinander setzten, auch wenn das sicherlich eine gewisse Ignoranz
beinhaltet.

Letzteres verstehe ich nicht recht. Was wäre deine 
Entgegensetzung? Also: "und werde ich mich mit der 
ideologischen Betrachtung auseinander setzten" - statt was?

Benni schrieb als Reaktion auf Dirk:
Das wichtige ist doch, das jedes Denken immer auf Axiomen und
Annahmen beruht, auch Deines. Bei so unterschiedlichen Positionen
wie unseren kann man also nur sinnvoll diskutieren, wenn man sich
über diese divergierenden Grundannahmen zumindestens verständigt.

Hm, das sehe ich auch so. Selbst wenn die zeitgenössischen 
Ökonomen so tun, als könnten sie langsam mit der Mathematik 
verschmelzen und nicht mehr (explizit) auf Adam Smith rekurrieren, 
so schleppen sie doch eine Menge Grundannahmen in ihre 
Modellchen mit rein, die man dort (und in den Köpfen der 
Studenten natürlich auch) nicht mehr sieht. Daher wird es schwer 
sein, Grundannahmen oder Prämissen offenzulegen.

Ein Beispiel ist das berühmte nutzenmaximierende Individuum. 
Hier bräuchte es doch ewig, bis man mal ausdiskutiert hat, woher 
die Annahme einer solchen Idee eines solchen Wesens stammt 
und welches die Prämissen sind, die dem stillschweigend 
zugrunde liegen. Das wird leider in der VWL und in der BWL schon 
gar nicht behandelt. Aber es wäre ein Anfang, weil dieses 
"nutzenmaximierende Individuum" das allem zugrundeliegende 
Menschenbild der "herrschenden" Ökonomie ist.

Eigentlich wollte ich mich nicht gegen Deinen, Dirk, Ideologie-
Vorwurf gegenüber Oekonux wenden (das ist eine andere 
Diskussion, die ich hier nicht führen will), ich wollte nur 
klarmachen, dass Du ebenfalls mit Ideologie argumentierst und 
einer anhängst. Sie tarnt sich halt in einem mathematisch-
empirischen Mäntelchen. 

Liebe Grüße
Sabine

   







________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT02216 Message: 9/45 L5 [In index]
Message 02256 [Homepage] [Navigation]