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Re: [ox] Autorenverguetung



Hi Ralf und Liste!

16 days ago RalfKrae wrote:
 > nun materielle oder immaterielle, bin ich schon sehr dafür, dass die
 > Anerkennung der Gesellschaft dafür auch finanziell ausfällt.

 Genau das ist ja aber nicht das was passiert - muß ich dir nicht
 erklären, anderen vielleicht. Die Bezahlung einer Leistung erfolgt im
 Kapitalismus ausschließlich nach der Höhe des Marktwerts der
 Arbeitskraft (bzw. genaugenommen wohl der Arbeit - laß ich weg).

 Wenn die gesellschaftliche Nützlichkeit eine Rolle spielen würden,
 dann würden Börsenmakler kein Geld kriegen für das was sie tun und
 eine Putzkraft würde fürstlich bezahlt.

Wieder das Problem, Gebrauchswert normativ aufzuladen und zu
bewerten.

Momang! Das war dein Stiefel. Du hattest gefordert, daß
gesellschaftlich nützliche Tätigkeit auch finanziell anerkannt wird.
Wenn du jetzt sagst...

Beide
Tätigkeiten produzieren für diese Gesellschaft Nützliches, sonst würden sie
nicht bezahlt.

...daß also jegliche bezahlte Tätigkeit qua ihrer Bezahlung schon als
nützlich zu betrachten ist, dann ist das ja doch irgendwie eine
Tautologie und deine ursprüngliche Forderung somit gegenstandslos.

Ich denke, daß du sehr wohl auch eine Vorstellung davon hast, was
gesellschaftlich notwendig ist und was weniger - zumindest in den
Extremen (Rüstungsproduktion z.B.). Und das hat eben nichts mit der
Bezahlung zu tun, sondern mit irgendwelchen (moralischen?) Maßstäben.

Die Höhe des Entgelts hat aber nichts mit der nicht
quantifizierbaren Nützlichkeit zu tun,

Die Nützlichkeit ist immerhin angebbar - ein Apfel ist zum Essen da,
ein Linux zum Computer betreiben. Quantifizierbar im Sinne von
Äquivalenzen zu irgendwas kann sie nicht sein, da Nützlichkeit eben
dinglich unterschiedlich ist und nicht wie die abstrakte Arbeitskraft
auf eine Zahl reduziert werden kann.

sondern in der Tat mit dem Marktwert
der Arbeitskraft. Ändert aber nichts an meinem Argument, sondern impliziert
höchstens Forderungen an die Gesellschaft (die Gewerkschaften, den Staat?),
für höhere Bezahlung von Putzhilfen und niedrigere Bezahlung bzw. höhere
Besteuerung von Börsenmaklern zu sorgen.

Da hängst du halt dem Glauben an, daß ein moderner kapitalistischer
Staat noch nennenswerte Macht hätte. Mindestens auf dem ökonomischen
Sektor ist das aber doch (mindestens) seit Jahren pures Wunschdenken.
*Alle* PolitikerInnen in Amt und Würden tanzen doch praktisch
aussschließlich nach der Pfeife des (Groß-)kapitals. Analoges gilt für
die Gewerkschaften.

BTW: In beiden Fällen lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Aber das müßten schon echte Erfolge sein, die nicht bestenfalls das
Halten von Dämmen sind. Wie wär's z.B. mit einer saftigen Erhöhung der
Lohnquote? Oder einer Entschärfung des Lohnabstandsgebots der
Sozialhilfe durch eine 50% Anhebung der untersten Lohngruppen? Oder
einer Halbierung der Arbeitszeit sofort oder meinetwegen innerhalb von
fünf Jahren - natürlich bei Beibehaltung der Löhne? Die Agenda ist
reichlich lang fürchte ich...

 > Aber eine solche allgemeine Grundsicherung dürfte im Kapitalismus wohl
nur
 > auf ziemlichem Armutsniveau realisierbar und durchsetzbar sein.

 Das würde ich als radikaler Linker auch sagen. Das von dir als
 Sozialdemokrat zu hören, wundert mich dann doch.

Ehemaliger Sozialdemokrat bitte, jedenfalls wenn man das auf SPD bezieht.

Sorry, ich wollte dich nicht beleidigen. Aber ich meinte auch mehr
deine Position. Würdest du die nicht als sozialdemokratisch
bezeichnen? Aber ich wäre andererseits froh, wenn alle
SozialdemokratInnen so open-minded wären wie du :-) .


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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