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Re: [ox] Werttheorie und Marx-Exegese



Hi Hans-Gert und Liste!

2 weeks (15 days) ago Hans-Gert Graebe wrote:
Graham (21 Nov)

   Any increase in productivity decreases the value of individual
   goods; becoming increasingly value-exempt is the normal tendency of
   capitalism.

Das ist für den einzelnen Kapitalisten sicher richtig. Es wäre aber
mal interessant (und in dem hier eröffneten Kontext schlicht
notwendig) zu schauen, ob die Rechnung auch "im Großen" stimmt,
d.h. wenn alle Infrastrukturkosten (insbesondere Kosten für
Wissens(re)produktion und ökologische Folgekosten) mitgerechnet
werden.  Oder anders: ob die fallenden produktiven Kosten nicht durch
wachsende externalisierte Kosten (mehr als) aufgewogen werden.

Würde ich nicht vermuten. Das würde letztlich bedeuten, daß jeglicher
Produktivitätsgewinn nicht anderes als (bestenfalls) ein
Nullsummenspiel wäre und nur Kosten verschiebt / externalisiert. Das
halte ich für nicht haltbar. Technikeinsatz kann einfach absolut die
"Kosten" verringern.

Die emphatischen Schlussfolgerungen von Franz teile ich nicht.  Dass
eine Region der anderen in Zukunft nicht an den Kragen geht, ist
_nicht_ aus lokaler Selbstorganisation zu motivieren, sondern nur aus
einem global wirksamen moralischen Prinzip (einem Kantschen
kategorischen Imperativ für Regionen wie er im Gorbatschowschen,
inzwischen lang vergessenen oder sogar verfemten "Neuen Denken"
entwickelt wurde).  Quelle für ein solches moralisches Prinzip sehe
ich nur in der Einsicht, dass Schäden, die eine Region einer anderen
zufügt, unmittelbar auf die Reproduzierbarkeit des Wissenspools zurück
schlagen.  Nur aus einem solchen _globalen_ Argument ergibt sich der
Drang, _lokal_ Frieden zu halten.

Dieser Drang wäre dann ein Eigeninteresse. Super Gedanke!

Ohne einen solchen globalen Konsens
entwickeln sich die Dinge schnell wie derzeit in Palästina.

Da bin ich anderer Ansicht. Es gibt da eine sehr interessante Studie
zur Ursache von Kriegen
(`http://www.iac-research.ch/SEF/Papier.html'), an der auch Christoph
Reuss beteiligt war und die er auch hier schon mal erwähnt hat. Das
fände ich mal spannend, das nochmal für dir GPL-Gesellschaft
durchzukauen.

ME wird dabei aber keine Überflußgesellschaft heraus kommen (wie hier
oft argumentiert und auch bei Marx ... "Springquellen" etc.  ...
angedacht;

Ah, das Thema wieder :-) .

meine Gegenargumente: 1. Ökologie,

Warum glaubst du, daß die Menschheit auch auf einem modernen Niveau
keine Welt errichten kann, die ökologisch sustainable ist und in der
Knappheit an materiellen Gütern keine Rolle spielt? Anders formuliert:
Was bringt dich dazu zu glauben, daß die Menschen ihre
Bedürfnisbefriedigung nur mit Zwangsmitteln so organisieren können,
daß die natürliche Lebensgrundlage langfristig erhalten bleibt? Noch
zugespitzter: Warum mußt du verschwenden?

2. Natur organisiert
sich sonst auch meist nach einem Sparsamkeitsprinzip),

Erstens: Kultur != Natur. Was für die Welt der Natur gilt, muß für
Menschen nicht automatisch auch richtig sein.

Zweitens: Sparsamkeit ist ja kein Widerspruch zu Überfluß. Überfluß !=
Verschwendung.

Verschwendung ist die Reaktion eines Menschen auf Überfluß, der unter
Knappheitsbedingungen sozialisiert worden ist. Er kann mit dem
Überfluß nichts anderes anfangen können, als ihn zu verschwenden. Ich
denke, daß Menschen, die unter Überflußbedingungen sozialisiert sind,
dies anders sehen. Reiche kaufen auch nicht pausenlos Lebensmittel nur
um sie verderben zu lassen - auch wenn sie das könnten.

sondern
zunächst eine Kompetenz- oder Vorsorgegesellschaft, in der das
Bereithalten von Konzepten für verschiedene Alternativen größeres
Gewicht hat als deren Realisierung.

Interessanter Gedanke.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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