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Re: [ox] das Wesen des Menschen



Dabei haben wir doch alle eine Ahnung davon, dass die Leute in 
unterschiedlichen historischen Epochen unterschiedlich drauf sind 
und waren. 

Mir schwant, dass dem nicht so ist.
Gerade beim lesen alter griechisch-roemischer oder chinesischer
historischer Texte (was ich immer noch sehr gerne tue) beschleicht einen
immer wieder das dumpfe Gefuehl

	nihil humanum mihi alienum est
	nichts menschliches ist mir fremd

wie Cicero es in einem Bericht ueber wilde nordafrikanische Voelker (in De
Officiis) formulierte und wie auch die ihm ziemlich geistesverwandten
Autoren der (sehr feinsinnig beobachtenden) konfuzianischen
Geschichtsschreibung Chinas bemerkten.  Man kann sich in die
unterschiedlichen Kulturwelten gerade deshalb so gut hineinlesen, weil
letztlich kaum mehr eine relativ oberflaechliche Schicht der Sprache und
Symbolik wirklich unterschiedlich ist.

Gerade alle Erkenntnisse ueber den "inneren Schweinehund", die
Weichei-Mentalitaet, das Kleinbuergerliche usw, also ueber die Schwaechen
des Menschen, lassen sich besonders leicht ueberall antreffen und fuer
universell halten. 
 
Ich wills mal einfach festhalten: "Den Menschen an sich" gibt es
nicht.

Einen solchen Begriff braucht man auch nicht unbedingt, um zu
verallgemeinern.  Ohne Verallgemeinerung kann man auch keine
Strategie zur Realisierung einer Gesellschaftsvision entwickeln.
Gelingt das nicht, so rutscht man leicht in Sektierertum ab, das entweder
folgenlos bleibt oder lediglich destruktive Folgen zeitigt.

Ich will halt nochmal doch das alte Ding mit dem "Das Sein bestimmt
das Bewußtsein" bemühen, wobei ich überzeugt bin, dass auch das
"Bewußtsein bestimmt das Sein" mit dazu gehört

Sein: <==  Existenzbedingungen (conditio humana / condition humaine)
Bewusstsein:  <== menschliche Natur

Ich hoffe, ich habe damit nun die Grundlage für Spekulationen, wie der
Mensch so ist oder wäre, entzogen.

Tut mir wirklich leid, dich enttaeuschen zu muessen.
 
-phm


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