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Re: [ox] Amerikanische Kommerzialisierungskritiker hoffen auf Europa



Die naechstliegende zweite Moeglichkeit waere die Schaffung von
Pflichtabgaben zur Foerderung der Informationsallmende mit gleichzeitigem
Recht auf Wahl zwischen Organisationen, die diese fuer konkurrierende
Foerderungskonzepte verwenden.  Wiederum wird hier vom Prinzip der
Konkurrenz Gebrauch gemacht, und innerhalb der freien Entwickler wuerden
ein paar mehr verwertungsbedingte Hierarchien entstehen.  Allerdings
relativ klein und flach.

Ist von Abgaben auf Benutzung und Verbreitung die Rede?

Die ganze Sache erinnert mich sehr an das GEMA-Zwangsabgabensystem: Das 
"Weltrepertoire" steht jedem zur freien Verfügung, solange er zahlt. Die 
Gewinne fliessen dabei nach Marktanteilen an die Grossen ab. Das wären bei 
FS. SuSE und co. Gemeinnützige Organisationen wie FSF oder SPI hätten nichts 
zu sagen. 

Im Gegenteil, die Freiheit der Organisationswahl garantiert, dass die
Gelder an Sympathietraeger fliessen.  Das duerften eheh FSF und SPI sein.
Sicherlich auch ein paar Brot-und-Spiele-Anbieter und Kulturverhunzer,
aber kaum Leute, die ihre Kunden wie Diebe behandeln.

Das Recht deer Organisationswahl funktioniert nicht, denn dann 
könnte sich theoretisch jeder das Geld selbst überweisen, wenn er sich als 
Organisation anmeldet.

Ich meinte: qualifizierte Organisationen.  Qualifikationssysteme sind
heute gang und gaebe, s. TUeV.  Wenn eine Organisation die Anforderungen
nicht erfuellt, wird ihr die Qualifikation aberkannt.

Das vorgeschlagene System besteht auf zwei Saeulen:  der freien Wahl und
dem Qualifikationssystem.  Letztere Saeule sollte uebrigens in unserem
Gemeinwesen viel staerker zur Geltung gebracht werden.
 
Ferner wäre das Verfahren inkompatibel zur GPL: Bei einer Weitergabe
dürfen die Rechte nicht weiter eingeschränkt werden (s. §6).  Die
Benutzung nur gegen Gebühren zu gestatten verstößt gegen das Recht auf
uneingeschränkte Ausführung des Programms (s. §0). Ist man durch ein
Gesetz dazu gezwungen, die Rechte der GPL weiter einschränken zu
müssen, so darf man das Programm überhaupt nicht weitergeben(s. §7),
es sei denn in GPL-umgehender Absprache mit dem Autor.

Mein Vorschlag impliziert keinerlei Einschraenkung.  Alle Werke bleiben
frei.  Es besteht auch keinerlei direkter oder indirekter Zwang,
irgendwelche Programmierer zu bezahlen.  Es besteht lediglich eine
grundsaetzliche Pflicht, die informationelle Allmende in Form
verschiedener Abgaben zu foerdern.  Diese Pflicht wird wiederum durch ein
Wahlrecht ausgeglichen.
 
Eine Förderung aus Steuergeldern wäre aber durchaus denkbar. Dies sind zwar 
auch Pflichtabgaben, allerdings nicht speziell softwarebezogene. Ferner 
handelt es sich dabei (wobei ich vor allem an Einkommens- u. Mehrwertsteuer 
denke) um eine anteilige Abgabe von Gewinnen. Fallen also keine Gewinne an, 
so gibt es auch keine Abgaben. Somit wird die GPL nicht verletzt.

Das zukuenftige Steuersystem sollte m.E. von der materiellen Welt (Welt 1)
abziehen und damit die informationelle Welt (Welt 3) aufbauen und auf
diesem Wege eine unbesteuerte und nicht besonders gewinntraechtige
Dienstleistungs-Marktwirtschaft (Welt 2) foerdern.  

Insofern ist auch die Gewinnsteuer ein Modell der Vergangenheit.  Die
"Oekosteuer" ist zwar zukunftstraechtig, aber ihre Verwendung zur
Entlastung der Lohnnebenabgaben foerdert nur den Reformstau in einem
System des industriellen Sozialstaats, das als ganzes der Vergangenheit
angehoert.

-phm


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http://www.oekonux.de/



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