Re: [ox] Amerikanische Kommerzialisierungskritiker hoffen auf Europa
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Wed, 4 Oct 2000 18:46:47 +0200
Hallo!
On Fre, 29 Sep 2000, PILCH Hartmut wrote:
Die naechstliegende zweite Moeglichkeit waere die Schaffung von
Pflichtabgaben zur Foerderung der Informationsallmende mit gleichzeitigem
Recht auf Wahl zwischen Organisationen, die diese fuer konkurrierende
Foerderungskonzepte verwenden. Wiederum wird hier vom Prinzip der
Konkurrenz Gebrauch gemacht, und innerhalb der freien Entwickler wuerden
ein paar mehr verwertungsbedingte Hierarchien entstehen. Allerdings
relativ klein und flach.
Ist von Abgaben auf Benutzung und Verbreitung die Rede?
Die ganze Sache erinnert mich sehr an das GEMA-Zwangsabgabensystem: Das
"Weltrepertoire" steht jedem zur freien Verfügung, solange er zahlt. Die
Gewinne fliessen dabei nach Marktanteilen an die Grossen ab. Das wären bei
FS. SuSE und co. Gemeinnützige Organisationen wie FSF oder SPI hätten nichts
zu sagen. Das Recht deer Organisationswahl funktioniert nicht, denn dann
könnte sich theoretisch jeder das Geld selbst überweisen, wenn er sich als
Organisation anmeldet.
Ferner wäre das Verfahren inkompatibel zur GPL: Bei einer Weitergabe dürfen
die Rechte nicht weiter eingeschränkt werden (s. §6). Die Benutzung nur gegen
Gebühren zu gestatten verstößt gegen das Recht auf uneingeschränkte
Ausführung des Programms (s. §0). Ist man durch ein Gesetz dazu gezwungen,
die Rechte der GPL weiter einschränken zu müssen, so darf man das Programm
überhaupt nicht weitergeben(s. §7), es sei denn in GPL-umgehender Absprache
mit dem Autor.
Eine Förderung aus Steuergeldern wäre aber durchaus denkbar. Dies sind zwar
auch Pflichtabgaben, allerdings nicht speziell softwarebezogene. Ferner
handelt es sich dabei (wobei ich vor allem an Einkommens- u. Mehrwertsteuer
denke) um eine anteilige Abgabe von Gewinnen. Fallen also keine Gewinne an,
so gibt es auch keine Abgaben. Somit wird die GPL nicht verletzt.
In diesem Zusammenhang macht übrigens auch die "Wahl zwischen Organisationen"
wieder Sinn. Das wäre nämlich Basisdemokratie. Und auch die Entscheidung, das
Geld selbst einzusacken, wäre denkbar: Das wäre dann so eine Art Bürgergeld.
Um den Verwaltungsaufwand einer derartigen Entscheidung klein zu halten,
könnte man den dafür vorgesehenen Förder-Etat auch von vornherein anteilig
unter das Volk werfen. Wer seinen Anteil nicht behalten will, hat ihn dann
selbst zu überweisen.
Tschüß,
Thomas
}:o{#
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