[ox] Billige und andere Produktionsmittel (was: )
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Sat, 26 Aug 2000 15:07:02 +0200
Hi Bernd!
3 weeks (24 days) ago Bernd wrote:
Jemand von der Liste hat auch schon die immer billiger werdenden
PM ins Gespraech gebracht, und genau darauf moechte ich nochmal eingehen.
Das war wohl Thomas.
Die Kapitalisten streben nach Profit und versuchen ihre Waren
billiger (mit weniger Zeitaufwand) als die anderen Kapitalisten
herzustellen. Bei diesem Wettlauf um eine immer zeit- bzw
personalsparendere Produktion und Verwaltung werden auch
die Produktionsmittel/Maschinen immer billiger. Sie sind
naemlich selbst auch Waren. Produktionsmittel-herstellende
Unternehmer (heute meistens in der Maschinenbaubranche)
konkurrieren sich gegenseitig ihre Maschinen
immer billiger bis der Effekt eintritt, dass sie so billig
werden, dass sie nicht nur von Kapitalbesitzern (aus der
Gerbrauchsmittelbranche) gekauft werden
koennen sondern in die Bevoelkerung "diffundieren".
Ich denke, daß wir hier mehrere Kategorien von Produktionsmitteln
unterscheiden müssen.
* Einfache, eher handwerklich orientierten (richtige Kategorisierung?)
Produktionsmittel
Diese findet Thomas in den Baumärkten. Die sind in der Tat ziemlich
erschwinglich geworden und wenn sich Menschen jetzt noch zu kleinen
Gruppen zusammentäten, dann könnten sie für den Eigenbedarf
erstklassige Maschinen erwerben, mit denen diese Arbeit nicht nur
leicht und schnell geht, sondern auch (mir) mehr Spaß macht.
Die Idee war nun wohl, daß diese einfachen Produktionsmittel gepaart
mit dem Gedanken Freier Produktion zu Freien Gütern führen könnten.
* Weit entwickelte, hochkomplexe Produktionsmittel
Solche, die heute in der produzierenden Industrie eingesetzt werden
- z.B. der Industrieroboter an einem Band zur Autoproduktion. Diese
Produktionsmittel sind irrsinnig teuer - so teuer, daß die
Möglichkeit, sich eine solche Maschine anzuschaffen oder nicht über
die Fortexistenz einer Firma entscheiden kann.
Diese Produktionsmittel sind auf Privatbasis jenseits von Gut und
Böse. In Richtung GPL-Gesellschaft gedacht, wäre es aber
unabdingbar, daß auch hochkomplexe und hochproduktive
Produktionsmittel der "Abenteuerlust der Menschheit" (TUG)
unterworfen werden.
* Computer
Irgendwie scheinen mir Computer eine gewisse Sonderstellung
einzunehmen. Die gibt's von rasend teuer bis zu sehr erschwinglich
und die Grenzen fließen ständig - wenn ich mir z.B. überlege, was
mit einer Cluster-Lösung aus mehreren PCs heute an Rechen-Power für
relativ wenig Geld möglich ist.
Well, vielleicht will ich auch hier nur was sehen, was gar nicht so
besonders ist. Bernd meint:
A. Das Produktionsmittel Computer (PM fuer die Herstellung der
SoftWARE) zeigte diesen Preisverfall deutlich und heute
kann sich fast die gesammte Bevoelkerung in den Industrienationen
dieses PM kaufen.
Auch wenn die meisten den Computer nicht als PM nutzen (Programmieren)
sondern ihn nur "konsumieren",
Na, einen Text mit einem Computer zu schreiben ist doch auch ihn als
Produktionsmittel zu nutzen. Außer vielleicht Spielen und ähnlichen
Freizeitbeschäftigungen würde ich doch die meisten Tätigkeiten am
Computer als Nutzung eines Produktionsmittels sehen.
B. Das Produktionsmittel Solarzelle/Windgenerator (fuer die Ware
"Strom") koennte bei technischer Weiterentwicklung und
niedrigerem Preis (bzw Wert) aehnliche Effekte zeigen.
Angenommen man koennte sich durch geringen Bastellaufwand
und geringem Preis eine Solarzelle/Windgenerator-Anlage aufs Dach
bringen und diese Anlage auch noch mehr Strom erzeugt,
als selbst benoetigt (z.B 110%), dann wird dieser Strom
ins oeffentliche Netz gespeist. Wenn es immer mehr Haushalte
werden, die sich sowas leisten koennen (was sich
tatsaechlich abzeichnet) dann wird sich auch hier eine
_hochdezentralisierte_ und _selbstplanende_ Produktion
einstellen.
Ohne die Bedenken von Andreas beiseite schieben zu wollen: Ich finde
der Gedanke hat was. Das wäre dann so eine Art Freier Strom.
Die Auswirkung auf das Denken/Bewusstsein der Bevoelkerung:
Man ist kein ohmaechtiger Empfaenger mehr sondern jemand
der sich selbst mit dem noetigen Strom versorgt und darueber hinaus
sogar noch was vom Ueberfluss abgibt.
Genau. Die entscheidende Ähnlichkeit mit Freier Software scheint mir
an dieser Vision zu sein, daß dann ein weiteres Gut im Überfluß zur
Verfügung stünde. Damit kann kein Preis mehr für den Strom selbst
genommen werden. Arbeiten würde dafür im wesentlichen auch niemensch
mehr.
Ich finde, daß dieser Gedanke schon Ähnlichkeiten hat.
C. Eine Textilmaschine, die (mit freier Software konfiguriert) einen
Stoff-Rohling gefuettert bekommt und je nach Programmierung ein
bestimmtes Kleidungsstueck automatisiert schneidet und naeht.
Geruechte sagen, dass bei Mustang das schon moeglich ist.
Aber die dortigen SchneideNaehMaschinen sind sicher noch
sehr teuer und sehr wenig platzsparend, so dass sie schon auf dem
"Sprung in die Bevoelkerung waeren".
Ich denke, daß der "Sprung in die Bevölkerung" wie bei anderen
Produktionsmitteln hier der falsche Weg ist. Wie gesagt: Der
Abenteuerlust unterwerfen aber (erst mal) in den Fabrikhallen.
Mit li(e)bertären Grüßen
Stefan
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