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[ox] Billige und andere Produktionsmittel (was: )



Hi Bernd!

3 weeks (24 days) ago Bernd wrote:
Jemand von der Liste hat auch schon die immer billiger werdenden
PM ins Gespraech gebracht, und genau darauf moechte ich nochmal eingehen.

Das war wohl Thomas.

Die Kapitalisten streben nach Profit und versuchen ihre Waren
billiger (mit weniger Zeitaufwand) als die anderen Kapitalisten
herzustellen. Bei diesem Wettlauf um eine immer zeit- bzw
personalsparendere Produktion und Verwaltung werden auch
die Produktionsmittel/Maschinen immer billiger. Sie sind
naemlich selbst auch Waren. Produktionsmittel-herstellende
Unternehmer (heute meistens in der Maschinenbaubranche)
konkurrieren sich gegenseitig ihre Maschinen
immer billiger bis der Effekt eintritt, dass sie so billig
werden, dass sie nicht nur von Kapitalbesitzern (aus der
Gerbrauchsmittelbranche) gekauft werden
koennen sondern in die Bevoelkerung "diffundieren".

Ich denke, daß wir hier mehrere Kategorien von Produktionsmitteln
unterscheiden müssen.

* Einfache, eher handwerklich orientierten (richtige Kategorisierung?)
  Produktionsmittel

  Diese findet Thomas in den Baumärkten. Die sind in der Tat ziemlich
  erschwinglich geworden und wenn sich Menschen jetzt noch zu kleinen
  Gruppen zusammentäten, dann könnten sie für den Eigenbedarf
  erstklassige Maschinen erwerben, mit denen diese Arbeit nicht nur
  leicht und schnell geht, sondern auch (mir) mehr Spaß macht.

  Die Idee war nun wohl, daß diese einfachen Produktionsmittel gepaart
  mit dem Gedanken Freier Produktion zu Freien Gütern führen könnten.

* Weit entwickelte, hochkomplexe Produktionsmittel

  Solche, die heute in der produzierenden Industrie eingesetzt werden
  - z.B. der Industrieroboter an einem Band zur Autoproduktion. Diese
  Produktionsmittel sind irrsinnig teuer - so teuer, daß die
  Möglichkeit, sich eine solche Maschine anzuschaffen oder nicht über
  die Fortexistenz einer Firma entscheiden kann.

  Diese Produktionsmittel sind auf Privatbasis jenseits von Gut und
  Böse. In Richtung GPL-Gesellschaft gedacht, wäre es aber
  unabdingbar, daß auch hochkomplexe und hochproduktive
  Produktionsmittel der "Abenteuerlust der Menschheit" (TUG)
  unterworfen werden.

* Computer

  Irgendwie scheinen mir Computer eine gewisse Sonderstellung
  einzunehmen. Die gibt's von rasend teuer bis zu sehr erschwinglich
  und die Grenzen fließen ständig - wenn ich mir z.B. überlege, was
  mit einer Cluster-Lösung aus mehreren PCs heute an Rechen-Power für
  relativ wenig Geld möglich ist.

  Well, vielleicht will ich auch hier nur was sehen, was gar nicht so
  besonders ist. Bernd meint:

A. Das Produktionsmittel Computer (PM fuer die Herstellung der
   SoftWARE) zeigte diesen Preisverfall deutlich und heute
   kann sich fast die gesammte Bevoelkerung in den Industrienationen
   dieses PM kaufen.
   Auch wenn die meisten den Computer nicht als PM nutzen (Programmieren)
   sondern ihn nur "konsumieren",

Na, einen Text mit einem Computer zu schreiben ist doch auch ihn als
Produktionsmittel zu nutzen. Außer vielleicht Spielen und ähnlichen
Freizeitbeschäftigungen würde ich doch die meisten Tätigkeiten am
Computer als Nutzung eines Produktionsmittels sehen.

B. Das Produktionsmittel Solarzelle/Windgenerator (fuer die Ware
   "Strom") koennte bei technischer Weiterentwicklung und
   niedrigerem Preis (bzw Wert) aehnliche Effekte zeigen.
   Angenommen man koennte sich durch geringen Bastellaufwand	
   und geringem Preis eine Solarzelle/Windgenerator-Anlage aufs Dach
   bringen und diese Anlage auch noch mehr Strom erzeugt,
   als selbst benoetigt (z.B 110%), dann wird dieser Strom
   ins oeffentliche Netz gespeist. Wenn es immer mehr Haushalte
   werden, die sich sowas leisten koennen (was sich
   tatsaechlich abzeichnet) dann wird sich auch hier eine
   _hochdezentralisierte_ und _selbstplanende_ Produktion
   einstellen.

Ohne die Bedenken von Andreas beiseite schieben zu wollen: Ich finde
der Gedanke hat was. Das wäre dann so eine Art Freier Strom.

   Die Auswirkung auf das Denken/Bewusstsein der Bevoelkerung:
   Man ist kein ohmaechtiger Empfaenger mehr sondern jemand
   der sich selbst mit dem noetigen Strom versorgt und darueber hinaus
   sogar noch was vom Ueberfluss abgibt.

Genau. Die entscheidende Ähnlichkeit mit Freier Software scheint mir
an dieser Vision zu sein, daß dann ein weiteres Gut im Überfluß zur
Verfügung stünde. Damit kann kein Preis mehr für den Strom selbst
genommen werden. Arbeiten würde dafür im wesentlichen auch niemensch
mehr.

Ich finde, daß dieser Gedanke schon Ähnlichkeiten hat.

C. Eine Textilmaschine, die (mit freier Software konfiguriert) einen
   Stoff-Rohling gefuettert bekommt und je nach Programmierung ein
   bestimmtes Kleidungsstueck automatisiert schneidet und naeht.   	
   Geruechte sagen, dass bei Mustang das schon moeglich ist.
   Aber die dortigen SchneideNaehMaschinen sind sicher noch
   sehr teuer und sehr wenig platzsparend, so dass sie schon auf dem
   "Sprung in die Bevoelkerung waeren".

Ich denke, daß der "Sprung in die Bevölkerung" wie bei anderen
Produktionsmitteln hier der falsche Weg ist. Wie gesagt: Der
Abenteuerlust unterwerfen aber (erst mal) in den Fabrikhallen.


						Mit li(e)bertären Grüßen

						Stefan


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http://www.oekonux.de/



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