Message 00582 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT00582 Message: 1/1 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Fwd: [Stefan Meretz] Linux-wertlos-Kommentare



Liebe Leute,

die folgenden OpenTheory-Kommentare kommen von "Bertrand Klimmek
<radiotrinker gmx.net>". Habe sie selbst noch nicht gelesen, daher
kein richtiges Subject :-( .

------- Forwarded Message

Date:  Tue, 16 May 2000 10:45:10 [PHONE NUMBER REMOVED]
From:  Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
Subject:  Linux-wertlos-Kommentare
To:  Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
Message-Id:  <392118A6.8D3EF73C hbv.org>

Alle folgenden Kommentare von: Bertrand Klimmek, radiotrinker gmx.net

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#5
(5)
Zum staatlichen Interesse an starken Standards kam das geringe Interesse
der Computerindustrie an der Software. Computerindustrie war
Hardwareindustrie, Software war Beiwerk zum Hardwareabsatz. Das änderte
sich erst Ende der Siebziger Jahre als Computer immer leistungsfähiger
wurden und Software auch eigenständig vermarktbar zu werden begann. In
dem Maße, in dem Software zur profitablen Ware wurde, zog sich der Staat
aus den Innovationen zurück. Um die je eigene Software verwerten zu
können, mußte der Quelltext dem Konkurrenten und damit auch dem User
verborgen bleiben. Software war nur als proprietäre Software profitabel.
Mit offenen Quellen hätte sich zum Beispiel Microsoft nie als
monopolartiger Moloch etablieren können. Staatsrückzug und
Privatisierung von Software bedeuteten jedoch auch eine Aufweichung von
Standards. So entstanden in der Folge sehr viele zu einander wenig oder
gar inkompatible Unix-Versionen (AT&T, BSD, Sun, HP, DEC, IBM, Siemens
etc.).

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#5.1
(5.1)
Ich weiß zwar, was ein Quelltext ist, aber, da mir der Text ansonsten
sehr gut gefällt, wäre es in einer überarbeiteten (s. auch weitere
Kommentare von meiner Seite) Version doch schön, wenn zur Steigerung der
Allgemeinverständlichkeit Fachtermini kurz erläutert würden.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#6
(6)
Die Konsequenzen für den universitären Forschungsrahmen waren
verheerend. Wo früher freier Austausch von Ideen herrschte, wurden jetzt
Forschende und Lehrende gezwungen, Kooperationen zu beschränken oder
ganz zu unterlassen. Software als Ergebnis von Forschungsaktivitäten
durfte nicht mehr dokumentiert werden, sobald es über proprietäre
Software an Firmen oder Patente gekoppelt bzw. selbst für die
Patentierung vorgesehen war. Richard Stallman beschreibt diese Situation
so:
?1983 gab es auf einmal keine Möglichkeit mehr, ohne proprietäre
Software einen sich auf dem aktuellen Stand der Technik befindenden
Computer zu bekommen, ihn zum Laufen zu bringen und zu nutzen. Es gab
zwar unterschiedliche Betriebssysteme, aber sie waren alle proprietär,
was bedeutet, daß man eine Lizenz unterschreiben muß, keine Kopien mit
anderen Nutzern austauschen darf und nicht erfahren kann, wie das System
arbeitet. Das ist eine Gräben öffnende, schreckliche Situation, in der
Individuen hilflos von einem ?Meister? abhängen, der alles kontrolliert,
was mit der Software gemacht wird.?[3]

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#6.1
(6.1)
Müssen wir sowas wie "universitären Forschungsrahmen" vorbehaltslos
affirmieren?

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#6.2
(6.2)
"... Individuen hilflos von einem 'Meister' abhängen, der alles
kontrolliert ..." belegt, wie frisch, fromm, fröhlich und frei
persönliche Projektionen auch und vor allem in der Alternativszene (erst
recht in der 'alternativen' Unix-Szene) um sich greifen. Das geht ja
bekanntlich bis hin zu ach so neckischen Spielchen, wo man dann kleine
Bill Gates' abknallen muß.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#7
(7)
Als Reaktion darauf gründete Stallman das GNU-Projekt [4]. Ziel des
GNU-Projekts und der 1985 gegründeten Free Software Foundation (FSF) war
die Entwicklung eines freien Betriebssystems. Hunderte Komponenten für
ein freies Betriebssystem wurden entwickelt. Doch die wirklich geniale
Leistung des GNU-Projekts bestand in der Schaffung einer besonderen
Lizenz, der GNU General Public License (GPL) - auch ?Copyleft? genannt.
Die Lizenz beinhaltet auf folgende vier Prinzipien:
- - das Recht zur freien Benutzung des Programms,
- - das Recht, Kopien des Programms zu erstellen und zu verbreiten,
- - das Recht, das Programm zu modifizieren,
- - das Recht, modifizierte Versionen zu verteilen.
Diese Rechte werden gewährleistet, in dem die GNU GPL vorschreibt, daß
- - der Quelltext frei jederzeit verfügbar sein und bleiben muß,
- - die Lizenz eines GPL-Programms nicht geändert werden darf,
- - ein GPL-Programm nicht Teil nicht-freier Software werden darf [5].

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#7.1
(7.1)
Für den Fall, daß die durch diese zugegebenermaßen raffinierte (kaum
aber "geniale") Lizenz ermöglichte Freie-Software-Geschichte irgendwann
paradigmatisch und dem Kapitalismus - zumindest in der Informatiksphäre
- - existentiell bedrohlich werden sollte, ist es natürlich dem System ein
leichtes (und somit zu erwarten), durch AUSNAHMEREGELUNGEN den
erfreulichen Trend jederzeit zurückzufahren. Analog: So manche linke
Partei wurde ja auch schon verboten, und wenn sie nicht gegen
Menschenrechte verstößt (sondern i.d.R. diese vielmehr weiter faßt),
definiert man mal eben durch ein Verfassungsgericht (1956), daß diese
wahlweise das Menschenrecht auf Privateigentum oder die öffentliche
Sicherheit (des Besitzes) gefährde. Der Clou an der vermeintlich
genialen Lizenz ist ja gerade, daß - wenn ich das richtig verstanden
habe - NUR (!) aufgrund der willkürlichen Verfügung des 'geistigen
Urhebers' sog. freier Software diese "frei" ist. Prekär ist dabei, daß
derselbe Gewaltapparat der Exekutive nötigenfalls diese (zufällig!)
liberale Lizenz ebenso blind schützt wie jede andere Verfügung eines
Eigentümers über sein Eigentum. Man ist also in bezug auf die
bürgerliche Juristerei keineswegs 'freier' als die kommerzielle
Konkurrenz.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#11
(11)
Warum gelang aber einem finnischen Student, was einem ausgewachsenen
Projekt wie GNU nicht glückte? Die Antwort ist nicht so naheliegend und
einfach: Es lag am unterschiedlichen Entwicklungsmodell. Stallman und
die GNU-Leute hatten die klassische Vorstellung, dass ein komplexes
Programm wie ein Kernel nur von einem kleinen eingeschworenen Team
entwickelt werden könne, da sonst der Überblick und die Kontrolle
verloren gehen würde. Das hat Torvalds intuitiv auf den Kopf gestellt.
Ein Ausschnitt aus der inzwischen in die Geschichte eingegangenen
Tanenbaum-Torvalds-Debatte [6] verdeutlicht das. Tanenbaum schreibt:
?Ich denke, daß die Koordination von 1000 Primadonnas, die überall auf
der ganzen Erde leben, genauso einfach ist wie Katzen zu hüten ...
Wenn Linus die Kontrolle über die offizielle Version behalten will und
eine Gruppe fleißiger Biber in verschiedene Richtungen strebt, tritt das
gleiche Problem auf.
Wer sagt, daß eine Menge weit verstreuter Leute an einem komplizierten
Stück Programmcode hacken können und dabei die totale Anarchie
vermeiden, hat noch nie ein Softwareprojekt gemanagt.?
Torvalds antwortet:
"Nur damit niemand seine Vermutung für die volle Wahrheit nimmt, hier
meine Stellungnahme zu 'Kontrolle behalten' in 2 Worten (drei?):
Ich will nicht. [I won't]"

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#11.1
(11.1)
RESPEKT: Diese Antwort ist die bestmögliche. Habe diesen Streber
tatsächlich unterschätzt ...

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#12
(12)
Torvalds veröffentlichte frühzeitig und in kurzen Zeitabständen neue
Versionen. Es bildeten sich mehr und mehr freie Softwareprojekte, die
ähnlich strukturiert waren und sind. Ältere Projekte strukturierten sich
nach dem Vorbild von Linux um. Maintainer, einzelne Personen oder
Gruppen, übernehmen die Verantwortung für die Koordination eines
Projektes. Projektmitglieder steigen ein und wieder aus, entwickeln und
debuggen Code und diskutieren die Entwicklungsrichtung. Es gibt keine
Vorgaben wie etwas zu laufen hat, und folglich gibt es auch verschiedene
Regeln und Vorgehensweisen in den freien Softwareprojekten. Dennoch
finden alle selbstorganisiert ihre Form, die Form, die ihren selbst
gesetzten Zielen angemessen ist. Das einfache Prinzip, das reguliert
ist: Was funktioniert, das funktioniert! Ausgangspunkt sind die eigenen
Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen - das ist bedeutsam, wenn man
freie und kommerzielle Softwareprojekte vergleicht.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#12.1
(12.1)
Bei aller Euphorie darüber, daß gerade die Praxis der Informatik schon
Modi zuläßt, die in vergnüglicher (?) Weise Softwareerstellung (hier
noch immanent im Privaten) ermöglichen, kann ich den Aspekt der
lebensweltlichen Vorwegnahme des Kommunismus dennoch nicht ohne allzu
große Einschränkungen sehen: Ist Torvalds (hier nur stellvertretend)
nicht doch vor allem ein nützlicher Idiot, wenn er - ohne dem
Arbeitshaus-Dualismus von Arbeitszeit/Freizeit auch nur das geringste
entgegensetzen zu können - in unbezahlter "Freizeit" nur gibt, ohne zu
nehmen? Man sehe mir den pfaffenhafte Jargon nach, aber Kommunismus soll
doch zunächst mal ein Nehmen sein, und nicht nur systemimmanentes und
ethisch motiviertes Geben. In den letzten Jahren haben Autoren aus dem
Krisis-Umfeld zurecht immer wieder darauf hingewiesen, daß die
"lebensweltliche" zwanglose Feelgood- und Lowlevel-Ökonomie so manchen
Alternativbetriebs objektiv die Funktion eines Lohndumpings qua
"selbstlosen Engagements" hatte. Aus dieser Scheinaufhebung muß freilich
eine Aufhebung resultieren, und das sehe ich bisher kaum.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#13
(13)
Überraschender weise besteht die historische Leistung von Richard
Stallman und Linus Torvalds nicht in Softwarebausteinen, die sie
entwickelt haben. Das haben sie auch getan, doch die eigentliche
historisch-geniale Tat haben beide sozusagen "nebenbei" vollbracht.
Stallman schuf die GNU GPL, die Lizenz, ohne die freie Software
undenkbar wäre. Es ist die Lizenz von Torvalds' Linux [7] und es ist die
Lizenz, die dem Kapitalismus schwer im Magen liegt wie wir gleich sehen
werden.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#13.1
(13.1)
Vgl. Kommentar (7.1). Daß der Wunsch nicht Vater des Gedankens sein darf
(wie Adorno der bürgerlichen Ideologie zurecht ankreidet), ist zwar
schade, falsch und zu überwinden, aber wohl kaum auf derart immanentem
Wege wie hier möglich ("Lizenz, die dem Kap. schwer im Magen liegt").
Der Staat (als Garant der Einhaltung einer jeden Lizenz) KANN
schlichtweg nicht gegen den Kapitalismus instrumentalisiert werden;
bestenfalls kommt dabei so etwas wie "Staatseigentum" heraus. Vielmehr
sind bürgerliche Ökonomie und bürgerlicher Staat als Einheit zu
begreifen.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#14
(14)
Torvalds hat intuitiv mit der alten hierarchischen Entwicklungsweise
kommerzieller Software gebrochen. Ihm war die alte, geldgetriebene
Haltung des "ich muß die Kontrolle behalten" einfach zu blöd. Als
pragmatischer Chaot hat er die Energien freigesetzt, von denen Freie
Software lebt: die Selbstentfaltung des Einzelnen und die
Selbstorganisation der Projekte.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#14.1
(14.1)
(auch auf die Gefahr hin, zu nerven (schließlich wollen wir doch den
Text verBESSERN):) Müssen wir ausgerechnet die ideologischen
Kampfbegriffe des Gegners abnudeln? Wer das Wort "pragmatisch"
affirmativ gebraucht, für den sind in der Regel WIR die "Ideologen".
Ebenso wird die "geldgetriebene Haltung" nicht dadurch schlechter, daß
sie "alt" ist.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#16
(16)
Dieses Comic taugt nichts, schon gar nicht, wenn man "Freie Software"
verstehen will. Ein anderes Bild muss her. Aus meiner Sicht kann man den
Kapitalismus als kybernetische Maschine verstehen, also einer Maschine,
die "sich selbst" steuert. Das schließt ein, dass es keine Subjekte
gibt, die "draußen" an den berühmten Hebeln der Macht sitzen, sondern
dass die Maschine sich subjektlos selbst reguliert. Zentraler Regulator
ist der Wert, auch Tauschwert genannt, und zwar in zweifacher Weise: für
die Seite der Produktion und die des Konsums.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#16.2
(16.2)
"Aus meiner Sicht" erinnert mich auf unangenehmste Weise an das Floskel-
und Subjektivismusgebot des herkömmlichen Deutschunterrichts und ist in
einem vollmundigen Manifesttext zu vermeiden. Nichts für ungut.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#17.1.1.1
(17.1.1.1)
Als Beitrag zu dieser Diskussion eine Textstelle von Robert Kurz (Krisis
10, 13) "Mit der Menschwerdung selbst,..., ist Subjektivität gesetzt,
d.h. Entkoppelung vom Instinkt der Tiere. Aber der wahre Inhalt dieser
Subjektivität im "Stoff- wechselprozess mit der Natur" ist nicht
"Arbeit", sondern reflexives Denken. Nur solange die fetischistischen
Entwicklungsstufen nicht überwunden sind, in denen sich die
gesellschaftliche Form des Stoffwechselprozesses mit der ersten Natur
als bewusstlose "zweite Natur" geltend macht, erscheint die vom
reflexiven Denken bestimmte Praxis als "Arbeit". Dieser unvollkommene,
quasi vorgeschicht- liche Inhalt menschlicher Subjektivität müsste in
analytischer Abgrenzung von "Praxis" schlechthin bestimmt werden als a)
repetitive (und insofern noch primitive) Praxis ewig wiederkehrender
lebensnotwendiger Handlungsvollzüge und als b) unmittelbarer Praxisbezug
im Vollzug des Stoffwechsels mit der Natur. Die historische
Produktivkraftentwicklung hat aber beide Bestimmungen der als  "Arbeit"
zu definierenden Praxis bis an die Schwelle ihrer Aufhebung getrieben.
Immer mehr werden Handlungsvollzüge für die gesellschaftliche Praxis
bestimmend, die weder repetitiv noch unmittelbar auf den Stoffwechsel
mit der ersten Natur bezogen sind: Wissenschaft, Konstruktion,
Ausbildung, Pflege, personenbezogene Dienste usw.: eigentlich
Meta-Tätigkeiten vor, hinter und über der Produktion, die nur vom
Kapitalismus als "Arbeit" definiert werden(woran er aber scheitert). Der
Produktionsarbeiter, der nicht durch "Handarbeit" schlechthin zu
bestimmen wäre (auch Malerei oder Laborexperimente sind oder implizieren
Handarbeit), sondern durch "Unmittelbarkeit" des Bezugs zu den im
"produktiven" gesellschaft- lichen Stoffwechselprozess mit der Natur
umzuformenden Naturstoffen und -Kräften (eben: "unmittelbarer
Produzent"), - dieser Produktionsarbeiter ist in seinem
Unmittelbarkeitsbezug als blosses "Anhängsel der Maschinerie" (geronnene
Wissenschaft) immer abstrakter geworden, je mehr von Wissenschaft
konstituierte Mittel zwischen Natur und gesellschaftliche Reproduktion
geschoben werden, bis er schliesslich der Tendenz nach durch
Automatisierung ganz aus dem "Stoff- wechselprozess mit der Natur"
herausgenommen wird. Diesen auch dann noch mit "Arbeit" identisch zu
setzen, heisst sich an Kategorien der menschlichen Vorge- schichte
festkrallen. ... Der Kapitalismus aber hat die Wissenschaft, deren
Ursprung tatsächlich ein kontemplativer war, in den Rang der ersten
Praxis und damit der ersten Produktivkraft gesetzt.Der Mensch ist die
erste Produktivkraft, aber eben nicht als "Arbeiter", sondern als
Wissenschaftler, d.h. als Denker."

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#17.1.1.1.1
(17.1.1.1.1)
Abgesehen davon, daß dies ein außerordentlich hübsches Kurz-Zitat ist,
führt es an DIESER Stelle doch eigentlich nicht weiter, oder?
Schließlich geht es um die Konstitution von "Wert", womit die hier
diskutierte Änderung des Charakters der Arbeit bloß mittelbar
zusammenhängt. Jener Zusammenhang ist insbesondere in "Die Krise des
Tauschwerts" (Kurz, 1986) ausgebreitet, grob: angewandte
Arbeitswissenschaft (Taylor) plus Mikroelektronik resultieren in
hochautomatisierten Produktionsaggregaten und Verwissenschaftlichung der
menschlichen Tätigkeit.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#19
(19)
Was der eine kann, kann der Konkurrent auch. Wichtig und entscheidend
ist dabei: Es hängt nicht vom Wollen der Konkurrenten ab, ob sie
Produktwerte permanent senken, sondern es ist das Wert-Gesetz der
Maschine, das sie exekutieren. Das Wert-Gesetz der Produktion besteht im
Kern darin, aus Geld mehr Geld zu machen. Die Personen sind so unwichtig
wie die Produkte, das Wert-Gesetz gibt den Takt an. Oder wie es der
oberste Exekutor des Wert-Gesetzes, Hans-Olaf Henkel (BDI-Präsident),
formuliert: "Herrscher über die neue Welt ist nicht ein Mensch, sondern
der Markt. (...) Wer seine Gesetze nicht befolgt, wird vernichtet."
(Süddeutsche Zeitung, 30.05.1996)

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#19.1
(19.1)
Um (strukturell antisemitischen) Omnipräsenzprojektionen vorzubeugen:
treffender als "der oberste Exekutor" wäre wohl die Bezeichnung "der
niederste Funktionär und automatische Ideologe" für die Henkelsche
Charaktermaske, oder?

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#21.1.1
(21.1.1)
Ich meine es so absolut: Das soziale Handeln wird durch einen
Sachzusammenhang strukturiert. Die Menschen tun freiwillig das, was sie
tun sollen, solange sie innerhalb des kybernetischen Zusammenhangs des
Wert-Gesetzes verbleiben. Ich zitiere nochmal meinen Kommentar 25.1.1:
"Die gesellschaftlichen Beziehungen werden nicht durch kommunikative
persönliche an der Nützlichkeit orientierte Beziehungen erzeugt, sondern
durch die kybernetische subjektlose Bewegung des Werts kontrolliert.
Nicht die Menschen bestimmen ihre Beziehungen, sondern sie lassen diese
durch eine Bewegungen von Sachen bestimmen - das ist mit "Fetisch"
gemeint." - wie er bei Marx vorkommt. Nur lasse ich den Begriff Fetisch
lieber weg, ohne aber inhaltlich etwas anderes zu sagen. Das ist
trotzdem nicht fatalistisch, weil man ja aus der Wert-Verwertung
rausgehen kann - wie es die Freie Software praktisch getan hat. Dieses
"Rausgehen" sich bewusst zu machen und bewusst für die Wert-Freiheit zu
entscheiden (was übrigens mit Luhmann nicht denkbar ist) - das ist meine
Botschaft.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#21.1.1.1
(21.1.1.1)
Da haben wir doch das Problem: "Kybernetischer Regelkreis" vs.
"Fetisch". Klingt ersteres allzu hermetisch (und IST ja auch zementiert,
aber eben nur in der Marktgesellschaft, Luhmann R.I.P.), so betont
"Fetisch" gerade den Konnex zur bürgerlichen Subjektkonstitution und
verweist auf mögliche Bruchstellen, ohne die der "Regelkreis" qua
Verblendungszusammenhang ja tatsächlich hermetisch wäre. Du schreibst ja
völlig zurecht: "weil man ja aus der Wert-Verwertung rausgehen kann"

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#22
(22)
Damit die Wert-Maschine läuft, müssen die Güter knapp sein. Was alle
haben oder bekommen können, kann man nicht zu Geld machen. Noch ist die
Luft kein knappes Gut, aber schon wird über den Handel mit Emissionen
nachgedacht, denn saubere Luft wird knapp. Viele selbstverständliche
Dinge werden künstlich verknappt, um sie verwertbar zu machen. Das
prominente Beispiel, das uns hier interessiert, ist die Software.
Software als Produkt enthält Arbeit wie andere Produkte auch [7a]. Wie
wir im historischen Exkurs gesehen haben, war Software solange frei
verfügbar wie sie nicht verwertbar erschien. Software wurde als Zugabe
zur wesentlich wertvolleren Hardware verschenkt. Im Zuge gestiegener
Leistungsfähigkeit und gesunkener Werthaltigkeit der Hardware (ablesbar
an gesunkenen Preisen) stieg auch die Bedeutung von Software - sie wurde
auch für die Verwertung interessant.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#22.1
(22.1)
Zur Fortentwicklung dieses Textes ist vielleicht ein kleines
DIN-A5-Pamphlet einer obskuren "Liste Linkspopulisten" hilfreich, daß
mir (war es 1996?) in der Karlsruher Uni in die Hände fiel anläßlich des
Besuchs eines gewissen William Gates. Es "behandelt" dieselben zentralen
Fragen, die auch hier so lobenswerterweise diskutiert werden, fällt mir
v.a. bei der Lektüre von Absatz 22 auf. (Möge mir mailen, wer weiß,
inwiefern man ne eingescannte Version irgendwo bei "opentheory" ablegen
kann oder so)

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#23.1
(23.1)
Der Begriff Gebrauchswert wurde und wird nicht erklärt und nicht in
Beziehung zu  verwandten Begriffen wie Nützlichkeit und Brauchbarkeit
oder Wert gesetzt. Das trüge aber zur Klarheit bei.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#23.1.1
(23.1.1)
Scheinen synonym, oder?? (Mal beim Backhaus nachschauen) (NEIN, nicht
der in der Lindenstraße!)

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#25.1
(25.1)
Prima. Der erste Antrieb freier Software, die Nützlichkeit und deshalb
auch/und der Spaß usw., soll und muß in einer von Verwertungsinteressen
freien Gesellschaft der Antrieb jeglichen Produzierens und
Reproduzierens sein. Dieses Schaffen nützlicher Dinge und
Gebrauchsgegenstände darf nicht und hat gottseidank - so wie heute schon
die "freie Software"-Produktion - nichts mit Arbeit (weder der
abstrakten noch konkreten) zu tun. Es werden eben keine Gebrauchs w e r
t e  sondern nützliche Produkte. Deshalb darf es den letzten Satz so
nicht geben. Der tolle und beispielgebende Ansatz freier
Software-Produktion sollte auch begrifflich nicht in die Fetischwelt der
"Arbeit" überhaupt zurückgezerrt werden. Wenn formuliert werden muß dann
möglichst in Abgrenzung davon. Diese Tätigkeit, die man gemeinhin auch
als Arbeit (bei dem 'doppelten Marx' nicht immer aber vorwiegend
fälschlich als 'konkrete'- Gebrauchswerte schaffende) bezeichnet, sollte
dann auch kategorial so bezeichnet werden. Der letzte Satz könnte dann
etwa lauten: "Dieses Tun ist dann nicht mehr Arbeit, sondern das frei
von jeglichen abstrakten Fesseln sinnvolle, nützliche und lustvolle  S c
h a f f e n ("work", "werken" - da bekäme sogar Ge w e r k schaft wieder
einen Sinn) für menschliche und gesellschaftliche Bedürfnisse.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#25.1.2
(25.1.2)
Uuaaargh! BITTE nicht. Erstens ist "Schaffen" süddeutsche Mundart, und
zwar exakt für "Arbeiten", wie ich herausfinden konnte. Außerdem ist mir
die verbale Affinität zum NS-Kampfbegriff "schaffendem Kapital"
unerträglich. Ansonsten natürlich äußerst lobenswertes Anliegen, Wörter
wie "Arbeit" zu vermeiden für die Beschreibung von etwas, das mit
Arbeit-as-we-know-it NICHTS mehr zu tun haben soll.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#26.1
(26.1)
In Zusammenhang mit meinen anderen Kommentierungen halte ich diese
Formulierungen natürlich auch für problematisch. Aus meinen
"Arbeitserfahrungen" bezweifele ich auch, daß es diesen Widerspruch
"konkret" - "abstrakt" in der eigentlichen Produktion in der Weise gibt.
Der "Executor des Wert-Gesetzes" rechnet natürlich mit den Fähigkeiten,
Fertigkeiten und dem Können der "Arbeitenden", deren Arbeitskraft er
eingekauft hat. Aber auch hier interessiert dies nur in Zusammenhang mit
maximalen Verwertungseinsatz. Gefragt sind bestenfalls Identifikation
mit diesem Ziel, entsprechende diesbezügliche Flexibilität, aber weniger
umfassende Qualifikation, Mitdenken gar Nachdenken über und Durchschauen
des Produktionsprzeßes und -ablaufs. Der Spaß hält sich wahrlich in
Grenzen. Und wenn wir als abhängig Beschäftigte ehrlich sind: selbst die
"Klassenfeinde" sind Opfer der Fetischverhältnisse, die Unternehmer und
Manager sind dem Verwertungs"spiel" und -druck gnadenlos, bei Strafe
ihres Untergangs, eben als spaßlose "Charaktermasken" unterworfen. Zum
theoretischen Hintergrund meiner Interventionen gerade auch als
"zwangs"arbeitender Mensch und Gewerkschafter möchte ich auf den
hervorragenden Artikel von Robert Kurz, "Postmarxismus und
Arbeitsfetisch" in Krisis 15, 1995 verweisen, der auch zum Verständnis
aller anderen Darlegungen zum Thema Arbeit, so auch des "Manifests gegen
die Arbeit" wichtig ist. Daraus als Einstieg zur Problematik, gilt auch
für Absatz 27 und Kommentar 27.1, einige Zitate: Wie argumentiert der
"doppelte Marx" in Sachen Arbeit: "Als Bildnerin von Gebrauchswerten,
als nützliche Arbeit ist die Arbeit ... eine von allen
Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige
Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also
das menschliche Leben zu vermitteln." (Kapital Bd.1, 57)  Immerhin steht
hier nicht, wie oft vom Marxisten behauptet, die Arbeit sei gleich der
Stoffwechselprozeß mit der Natur, also ewige Notwendigkeit, sondern kann
auch als historisch veränderbarer Vermittlungsprozeß gesehen werden. In
der Deutschen Ideologie wie an anderen Stellen liest sich das anders:
"... daß in allen bisherigen Revolutionen die Art der Tätigkeit stets
unangetastet blieb und es sich nur um eine andre Distribution dieser
Tätigkeit, um eine neue Verteilung der Arbeit an andre Personen
handelte, während die kommunistische Revolution sich gegen die
bisherige  A r t  der Tätigkeit richtet, die  A r b e i t  beseitigt(!)
..."  (DI 71) Und daraus folgern Marx und Engels: "... müssen die
Proletarier, um persönlich zur Geltung zu kommen, ihre eigene bisherige
Existenzbedingung, die zugleich die der ganzen bisherigen Gesellschaft
ist, die Arbeit, aufheben." (DI, 79) Dazu schreibt Robert Kurz in dem
Kapitel "Der doppelte Begriff der abstrakten Arbeit und die
gesellschaftliche Sphärentrennung": Marx war sich offenbar seiner
"doppelten" Argumentation bewußt, was sich unter anderen darin zeige
"... daß er sich zur Behebung des Dilemmas mit einem begrifflichen Trick
sozusagen selbst überlistet. Denn eigentlich ist der Begriff der
'Arbeit' ohne jedes Attribut, die Abstraktion 'Arbeit' also, bereits der
Begriff der warenproduzierenden Produktionstätigkeit. Die sogenannte
Gebrauchswertseite dieser Tätigkeit kann überhaupt nur die Kehrseite
derselben gesellschaftlichen Realabstraktion sein: die Art und Weise
nämlich, wie diese gesellschaftliche Abstraktion sich des sinnlichen
Stoffes bemächtigt und ihn ihrer Form unterwirft. der 'Doppelcharakter
der Arbeit' (Marx) ist nicht ontologisch verankert, er ist seinem Wesen
nach der Doppelcharakter warenproduzierender Verhältnisse. Marx macht
nun aus der stofflich-sinnlichen Seite der 'Arbeit' (und damit aus dem
'Gebrauchswert', der doch nur die stofflich-sinnliche Seite derselben
Wertabstraktion darstellt) einen ontologischen Begriff, der eben jene
'ewige Naturnotwendigkeit' sein soll. Damit wird er kompatibel mit dem
immanenten, notwendigen Selbstverständnis der Arbeiterbewegung. (...)
Aber die warenproduzierende 'Arbeit' ist auch noch in einem zweiten
Sinne 'real abstrakt', den Marx keineswegs systematisch entwickelt:
nämlich in ihrer Existenz als eine  a u s d i f f e r e n z i e r t e  S
p h ä r e, die getrennt ist von anderen Sphären wie Kultur, Politik,
religion, erotik usw. oder, auf einer anderen ebene, auch getrennt von
'Freizeit'. ... Die Entfaltung und schließlich die volle Entfesselung
der Formabstraktion in der Moderne ist aber nur möglich dadurch, daß die
'Arbeit' als diese getrennte, 'real abstrakte' Sphäre ausdifferenziert
wird, vom übrigen Lebensprozeß getrennt wird; daß der warenproduzierende
mensch also nicht nur von der sinnlichen Qualität seiner Gegenstände,
sondern in und hinsichtlich der 'Arbeit' auch gleichzeitig von den
anderen lebensmomenten 'absieht' (abstrahiert), die zu funktionalen
Sphären jenseits der 'Arbeit' geronnen sind." (Krisis 15, 108-113)

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#26.1.2
(26.1.2)
Zur Klarheit, WAS aus Sicht des sog. Arbeitgebers "gefragt" ist: Die ach
so zwanglose "MOTIVATION", die der sog. Arbeitgeber (eigentlich also
Motivationsgeber) dem sog. Arbeitnehmer bestenfalls gibt, ist ja für den
Motivationsgeber nur der TAUSCHwert für die gesteigerte
Arbeitsintensität, die dann der "motivierte" sog. Arbeitnehmer gibt.
(Führt vielleicht nicht unbedingt weiter, ist aber nette
Katzentischdialektik, oder?)

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#27.1.1
(27.1.1)
Nein, die abstrakte Arbeit erscheint nicht erst im Austausch, sondern
bereits in der Produktion - sonst würde auch die Unterscheidung von
Tauschwert und Wert keinen Sinn machen. Ich verstehe Arbeit als
_gesellschafttheoretische_ Kategorie, nicht als individualtheoretische.
Dein Arbeitshandeln (um mal individualtheoretisch zu schreiben) kann im
konkreten Rumschrauben an einem Ding bestehen. Gesellschaftstheoretisch
ist das jedoch doppelgesichtig konkrete und abstrakte Arbeit, wobei -
und das ist entscheidend - der auf Nützlichkeit gerichtete Anteil gegen
Null geht. Das hat v.a. damit zu tun, dass die Produktion inzwischen so
organisiert ist, dass es kaum mehr etwas gibt, bei dessen Herstellung
nicht mehr zerstört (Umwelt, Menschen etc.) wird, als an
Rest-Nützlichkeit im Produkt erscheint, die sowieso nur insoweit
interessiert, als das darüber der Wert realisiert werden kann, sprich
das Zeug vertickt wird. Die zunehmende Irrelevanz des strukturell
sowieso für die Verwertung nur mittelbar wichigen Gebrauchswertsaspekts
schlägt dann auch das individuelle Arbeitshandeln nieder. Nicht nur die
Tatsache des nervtötenden Arbeitszwangs macht kein Spass, sondern der
Rest an Freude auf "operativer Ebene" (also beim konkreten Rumschrauben)
nimmt zusehens ab, wenn man sich nur kurz die "Sinnfrage" des Tuns im
übergreifenden Zusammenhang stellt.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#27.1.1.1
(27.1.1.1)
Jetzt besteht aber (ausnahmsweise (hehe) bei MIR) Klärungsbedarf: Werden
nun "Wert" und "Tauschwert" synonym gebraucht? Immerhin sind ja beide
streng quantifizierbar (Ggs. zu Gebrauchswert)?? Habe nach ca. 5 Jahren
Beschäftigung mit Krisis etc. keinen wesentlichen Unterschied ausmachen
können ... Jaja, ich weiß, der Wert entsteht bereits VOR dem Tausch (bin
kein Zirkulationssphärenfetischist), aber schließlich findet in
Warengesellschaften die Schöpfung des Wertes (in der Produktion!) ja nur
statt, UM diesen sich schließlich (in der Zirkulation) realisieren zu
lassen. IST daher also "Wert" := "Tauschwert" ???

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#30
(30)
 Anfang 1998 gründen Eric. S. Raymond und Bruce Perens die Open Source
Initiative (OSI). Erklärtes Ziel ist die Vermarktung von Freier
Software, die Einbindung Freier Software in die normalen
Verwertungszyklen von Software. Zu diesem Zweck wurde der
Marketing-Begriff "Open Source" ausgewählt. Nur mit einem neuen Begriff
sei die Wirtschaft für die Freie Software gewinnbar. Der Begriff der
"Freiheit" sei für die Wirtschaft problematisch, er klinge so nach
"umsonst" und "kein Profit" [10]. Im übrigen wolle man das Gleiche wie
die Anhänger der Freien Software, nur gehe man pragmatischer vor und
lasse den ideologischen Ballast weg.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#30.1
(30.1)
Die Protagonisten solch orwellscher Sprachverdrehung müssen in
Diskussionen wie diesen unbedingt diskreditiert und bloßgestellt werden.
Schließlich sind SIE die Ideologen ("Was denn für ein Fetisch? Ich seh
keinen")! Also in Zukunft bitte zusätzlich zum Konjunktiv durch """"
distanzieren. Danke.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#35
(35)
 "Glasurmethode": Unfreie Hardware (Peripherie, Erweiterungskarten,
Komplettsysteme) wird mit einem Guß Freier Software überzogen, um die
Hardware besser verkaufen zu können. Mussten vorher Hardwaretreiber,
Konfigurationssoftware oder Betriebssysteme von der Hardwarefirma
entwickelt werden, überläßt man das einfach der freien Softwaregemeinde.
Wie praktisch, die kostet ja nichts! Unvergütete Aneignung von
Arbeitsresultaten anderer - nennt man das nicht Diebstahl? Nein, werden
die Diebe antworten, das Resultat ist doch frei!

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#35.1
(35.1)
"... überläßt man das einfach der freien Softwaregemeinde": Abgesehen
davon, daß ich feststelle, daß "Gemeinde" eigentlich allzu passend ist
für die in allerlei Verhaltenskodexe (-kodices?) vernarrte
Internetgemeinde, und mich frage, wieso die moralische Empörung über das
schamlose "Überlassen" erst hier ansetzt, gehören zu einer solchen
Verfahrensweise immerhin ZWEI: nämlich die Profiteure der "Arbeit"
(sic!) und die lammfrommen Gemeindemitglieder, die sie auch noch tun.
"Unvergütete Aneignung ..., das Resultat ist doch frei!": Jaa!! Und hier
haben sie logisch Recht. Genau dies ist der Knackpunkt der bürgerlich
garantierten "Freiheit".

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#36
(36)
 "Restaurantmethode": In Analogie zum Restaurant, das nur freie Rezepte
verwendet, aber Speisen und Service verkauft, wird hier Freie Software
von Distributoren zusammengestellt und zusammen mit Service verkauft.
Die eigene Leistung besteht in der Zusammenstellung der Programme, der
Schaffung von Installationsprogrammen und der Bereitstellung von
Service. Unbezahlte Downloads oder gar Cloning der Eigenleistungen durch
fremde Distrubutoren wird als Vergrößerung des gemeinsamen Marktes
hingenommen. Oft werden gute Hacker von Distributoren angestellt, die
Grenzen zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit sind fließend. Das
Geschäftsgebahren der verschiedenen Distribution ist durchaus
unterschiedlich. Während sich das nichtkommerzielle Debian-Projekt mit
ihrem Gesellschaftsvertrag [12] zur Einhaltung bestimmter Standards und
zur Unterstützung Freier Software verpflichtet hat, steht für andere der
reine Selbstzweck der Markteroberung im Vordergrund (etwa SuSE oder
diverse Cloner).

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#36.1
(36.1)
DA habt ihr den Salat, Reformisten! (pardon)

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#37
(37)
 "Zubehörmodell": Hierzu gehören Herausgeber von Dokumentationen oder
anderen Werken über Freier Software sowie andere Zubehörproduzenten, die
nur auf der Welle mitschwimmen (etwa die Hersteller der
Plüsch-Pinguine). Problematisch sind die exklusiven Lizenzen
(Copyright), die eine Verbreitung schriftlicher Werke verhindern. Der
Linuxtag ist selbst Opfer dieser Exklusion der Öffentlichkeit geworden.
Verlage, die Texte vom letzten Linuxtag herausgebracht haben, sorgten
dafür, das genau diese Texte von der Linuxtag-Website genommen werden
mussten. Nur knappe Produkte eignen sich als Ware!

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#37.1
(37.1)
Bezeichnenderweise sind gerade 'Alternative', d.h. hier: Linuxfans,
anfälliger für die "Plüsch-Pinguine", Linuxtassen und ähnlichen
MARKENschund als z.B. Microsoft-User. Vgl. die wichtige Lebenswelt
dieser Menschen, die Programmiersprachenn vermeintlich witzigerweise
nach Kaffeesorten unterentwickelter Länder, die sie während des
Programmierens konsumieren, (Java) und Junkfood (selber Relativsatz,
pizza) benennen.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1
(40.1)
Aber auch mit GPL lassen sich Parasiten nicht völlig verhindern (Glasur,
Zubehör, Marketing). Sowie etwas populär ist, kommen die Schmarotzer.
Der einzige Weg, sich gegen sowas zu wehren, scheint eine robuste
Gemeinde (community) zu sein.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1.1
(40.1.1)
Da haben wirs: antisemitischen Kommunitarismus. Sicher ist der Gates ein
Jude! Aber: Zum VERKAUF des Schunds gehören immer noch zwei (vgl.
(37.1)): Käufer und Verkäufer. Warum also die Aufregung?? Die ist wohl
die psychische Kehrseite des ansonsten so brav "schaffenden" (25.1.2)
Fleißmannes. Dabei sind die Linuxgurus nach meiner persönlichen
Erfahrung oft ebenso selbstgenügsam und mindestens so einfältig wie der,
den ausgerechnet sie Billyboy nennen, welcher stellvertretend für die
Wertmühle steht.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#45
(45)
Die von ESR mit angestoßene Open-Source-Welle führt das lehrbuchartig
vor. Es geht überhaupt nicht mehr um gesellschaftliche Freiheit, die nur
die Freiheit aller sein kann, sondern es geht um die Frage, wie ich aus
etwas "Wertlosem" trotzdem Geld machen kann, wie ich die Freude der
Hacker zu Geld machen kann, wie ich die lebendige konkrete Arbeit in
abstrakte, tote Arbeit verwandeln kann. Dieser mächtigen Welle vermag
RMS mit dem Ruf nach "Freiheit geht vor" kaum etwas entgegenzusetzen.
Vermutlich würde ESR antworten: Natürlich geht Freiheit vor, die
ökonomische Freiheit!

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#45.1
(45.1)
Bin ich eigentlich der einzige, der mit den (wenigen) obskurantischen
Begriffen von Marxens Terminologie seine - wenn nicht Probleme, so doch
- - geschmäcklerischen Zweifel hat? Hier also etwas Blasphemie: Abgesehen
von der albernen Vampirismus-Anspielung, die "tote" Arbeit (Kapital)
sauge die "lebendige" Arbeit aus, drängen sich mir Zweifel auf, die der
(wegen 1877

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#46
(46)
Hieran wird deutlich, dass der Liberalismus eben zwei Seiten hat:
Wirtschafts-Liberalismus und Bürgerrechts-Liberalismus. Robert Kurz
arbeit in seinem eindrucksvollen Werk "Schwarzbuch des Kapitalismus"
(1999) die gemeinsame Verwurzelung im historischen Liberalismus heraus
[14]. Er zeigt, das auch der Bürgerrechts-Liberalismus nur dazu da ist,
Menschenfutter für die kybernetische Verwertungsmaschine zu liefern. Wer
vom Kapitalismus nicht reden will, soll über die Freiheit schweigen.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#46.1
(46.1)
Yeah! Dieser letzte Satz sollte fürs Schlußwort aufgehoben werden.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47
(47)
Wir sollten in die Offensive gehen! Wir sollten uns zum
antikapitalistischen Gehalt der GPL bekennen! Wir können sagen
"GNU/Linux ist nicht wert - und das ist gut so!". Freiheit gibt es nur
außerhalb der Verwertungs-Maschine. Die Freie Software da herausgeholt
zu haben, war eine historische Tat. Jetzt geht es darum, sie draußen zu
behalten, und nach und nach weitere Bereiche der kybernetischen Maschine
abzutrotzen. Dafür gibt es zahlreiche Ansätze, die Stefan Merten im
Beitrag "Gnu/Linux - Meilenstein auf dem Weg in die GPL-Gesellschaft"
skizziert.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47.2
(47.2)
GPL-Gesellschaft! Wie hört sich das denn an?? Entweder wir sind
mittelbar auf dem Weg in den Kommunismus oder ohne mich! (Kein
APPD-Humor.)

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47.1
(47.1)
In die Offensive gehen, aber wo? Wenn es irgendwo in der breiteren
Öffentlichkeit stattfinden soll, sollte man "antikapitalistisch" durch
"emanzipatorisch" umschreiben, meinetwegen auch durch irgendwas mit
"Freiheit", ansonsten hat man sofort die Kalten Krieger am Hals - und
für diese Art von Schlammschlachten ist das Thema zu schade.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47.1.1
(47.1.1)
Bloß nicht, Juso-Revisionist!

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#49
(49)
Konkrete und abstrakte Arbeit: Wenn ich für meine Reproduktion meine
Arbeitskraft verkaufen muß, dann sollte ich nicht versuchen, darin
Erfüllung zu finden. Natürlich ist es schön, wenn die Arbeit mal Spaß
macht. Doch Lohnarbeit bedeutet abstrakte Arbeit, und dabei kommt es
eben nicht auf meine Bedürfnisse, sondern die externen Zielvorgaben an.
Selbstentfaltung gibt es nur außerhalb, z.B. in Freien
Software-Projekten. Wenn ich die Erwartungshaltung an die Lohnarbeit
nicht habe, kann ich sie auch leichter begrenzen. Und das ist aufgrund
des endlosen Drucks in Software-Projekten eine dringende Notwendigkeit.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#49.1
(49.1)
Betrifft: "nicht versuchen, darin Erfüllung zu finden." Typische
Entgegnung der Schuhgröße Juso: "Aber Arbeit kann doch auch Spaß
machen!"

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#50
(50)
Eine Firma gründen: Manche denken, sie könnten der abhängigen
entfremdeten Arbeit dadurch entkommen, indem sie eine eigene Firma
gründen. Das ist so ziemlich die größte Illusion, die man sich machen
kann. Als Firmeninhaber bin ich direkt mit den Wert-Gesetzen der
kybernetischen Maschine konfrontiert. Die eigene Entscheidung besteht
nur darin, in welcher Weise ich diese Gesetze exekutiere, welches
Marktsegment ich besetze, welchen Konkurrenten ich aus dem Feld steche
usw. Ich bin mit Haut und Haaren drin, muß permanent mein Handeln als
das Richtige gegenüber allen rechtfertigen. Eine Distanzierung ist hier
noch schwerer als bei der entfremdeten Lohnarbeit.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#50.1
(50.1)
Also "gegenüber ALLEN rechtfertigen" stimmt ja nicht so ganz: eigentlich
nur gegenüber meinem verwöhnten Portemonnaie resp. eventuellen
Gläubigern.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#66
(66)
[10] Es ist schon lustig, wenn "Freiheit" als ehemaliger Kampfbegriff
des Kapitalismus gegen den "unfreien" Sozialismus nun zur Bedrohung im
eigenen Hause wird. Anscheinend handelte es hierbei auch um zwei
"verkrachte Geschwister" - mit letalem Ausgang für den einen.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#66.1
(66.1)
Diese Fußnote kommt mir sehr bekannt vor. In einer ganz ähnlichen
Version fand ich sie bereits in jenem bei (22.1) erwähnten Pamphlet. Es
könnte tatsächlich von Interesse für Euch sein ...

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#67
(67)
[11] Eine Diskussion der von ESR verwendeten ökonomischen Kategorien
sowie seiner Spekulationen über die Motivation der Hacker
("Geschenkökonomie") kann ich hier nicht vornehmen. Insbesondere die von
ESR dargelegten ökonomischen Kategorien sind haarsträubend. So
vertauscht er Gebrauchswert und (Tausch-)Wert sowie Wert und Preis nach
Belieben. Das tut der Eloquenz seines Plädoyers für die Re-Integration
Freier Software in die kybernetische Wert-Verwertungsmaschine keinen
Abbruch. Zum Thema "Geschenkökonomie" vgl. Fischbach 1999.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#67.1
(67.1)
Also verwundern tut das alles ja nicht. Die bürgerliche Vulgärökonomie
hat sich seit jeher durch bestechende Analysen hervorgetan. Bezeichnend
ist all dies freilich für das intellektuelle Format "ESR"s.

+++

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#53
(53)
Mit diesen Beispielen möchte ich für Nüchernheit, Klarheit und Offenheit
plädieren - im Umgang mit anderen und sich selbst. Dazu gehört für mich
auch, wieder über das gesellschaftliche Ganze zu sprechen, denn das
sollten wir nicht den wirtschafts- oder bürgerrechtsliberalen
Interpreten überlassen. Der Kapitalismus ist nichts dämonisches, man
kann ihn verstehen und sein Handeln daran ausrichten. Dann hat Freie
Software als wertfreie Software auch ein Chance.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#53.1
(53.1)
Wie schon an anderer Stelle bemerkt, hätte der (bis auf die Kritikpunkte
und wichtigtuerischen Anmerkungen meinerseits) alles in allem
HERVORRAGENDE Text ein schöneres Schlußwort verdient als ein
"Freiheitliches" ... Bin jederzeit für weitergehende Diskussionen zu
haben. Weiter so!

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Torsten Wöllert, torsten_woellert web.de, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1.1
(40.1.1)
Da haben wirs: antisemitischen Kommunitarismus. Sicher ist der Gates ein
Jude! Aber: Zum VERKAUF des Schunds gehören immer noch zwei (vgl.
(37.1)): Käufer und Verkäufer. Warum also die Aufregung?? Die ist wohl
die psychische Kehrseite des ansonsten so brav "schaffenden" (25.1.2)
Fleißmannes. Dabei sind die Linuxgurus nach meiner persönlichen
Erfahrung oft ebenso selbstgenügsam und mindestens so einfältig wie der,
den ausgerechnet sie Billyboy nennen, welcher stellvertretend für die
Wertmühle steht.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1.1.1
(40.1.1.1)
(erste beiden Sätze)??????? Aber ein so kurz mal eingestreuter
Antisemitismus-Vorwurf kann ja eigentlich niemals schaden.

+++

Torsten Wöllert, torsten_woellert web.de, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47.1.1
(47.1.1)
Bloß nicht, Juso-Revisionist!

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#47.1.1.1
(47.1.1.1)
Klasse! Genau auf sowas habe ich gewartet. Fehlte mir noch in meiner
Raupensammlung.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Bertrand Klimmek, radiotrinker gmx.net, kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1.1.1
(40.1.1.1)
(erste beiden Sätze)??????? Aber ein so kurz mal eingestreuter
Antisemitismus-Vorwurf kann ja eigentlich niemals schaden.

Kommentar:

http://www.opentheory.org/proj/linux-wertlos/v0001.phtml#40.1.1.1.1
(40.1.1.1.1)
... muß ich denn hier noch betonen, daß ich - wie jeder Linke (langsam
geht mir dieses Bewegungswort auch auf den Zahn) - mein Ziel nicht darin
sehe, Menschen zu erniedrigen, sondern Ideen zu bekämpfen? Natürlich
freu ich mich über jeden, der sich nicht völlig gaga in so wichtige
Diskurse einschaltet, also bitte sorry.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


------- End of Forwarded Message



----------------------
http://www.oekonux.de/



[English translation]
Thread: oxdeT00582 Message: 1/1 L0 [In index]
Message 00582 [Homepage] [Navigation]