Re: [ox] GPL-Gesellschaft - Linux - Ware - Produktionsmittel
- From: Benedikt Huber <bhuber special-net.de>
- Date: Tue, 04 Apr 2000 11:50:36 +0200
Philbert Desanex wrote:
. . . . ....
Mein Problem ist aber ein anderes: Ich sehe nicht, was dieser Konflikt zwischen
Konzernen und kleinen Programmierern _unmittelbar_ mit einer Ueberwindung des
Kapitalismus (oder mit dem Aussterben der Arbeit - aber dazu ein andermal mehr)
zu tun hat. Ich glaube - wie jemand (sorry, ich weiss nicht mehr, wer und wo)
auf dieser Liste gerade schrieb -, die Lebensweise von GNU-ProgrammiererInnnen
laesst sich nicht ohne weiteres zur befreiten Gesellschaft verallgemeinern.
Sicher gehoeren auch die Entwicklungen im Computerbereich zur Entwicklung
unserer technischen und sozialen Faehigkeiten als Grundlage der Emanzipation
der Menschheit; aber die heutige Computerei ist m.E. mindestens ebensosehr Teil
des Problems wie Teil der Loesung ...
Lieber Phil (oder darf ich Wunderwarzenschwein zu Dir sagen?)
Du hast recht.
Selbstverständlich zielt der von mir angedachte Gedanke nicht
auf die _unmittelbare_ Abschaffung der Arbeit und des Kapitalismus,
vor allem wenn Du jede Art von Tauschwirtschaft als solchen siehst.
Ich muss auch gleich sagen dass ich weder vorhabe noch in der Lage
bin schulmässig marxistisch zu argumentieren. Ich bin - auch
erkanntnismaessiger - Anarchist und suche mir die Brocken zu meiner
Welterklärung zusammen wo ich sie finde.
Nun definieren wir den Kapitalismus - einfach nur mal für den Moment -
als einen Konzentrationsprozess, der darauf abziehlt, sich aller
Bereiche des Lebens zu bemächtigen, um daraus Wert jeder Art
herauszupressen und sich - dem jeweils grössten Scheisshaufen -
einzuverleiben.
Sehr schön finde ich diesen Prozess z.B. in dem Reader:
Arbeit - Entropie - Apokalypse, Reagans gesammelte Alptraeume
zu lesen, etwa auf http://www.anarchie.de
Was ergibt sich daraus für eine Perspektive? Nun ein erster
Schritt auf Abschaffung der Arbeit ist für mich selbstbestimmtes
und nicht ausgebeutetes Arbeiten, Leben und auch Tauschen.
Und daher sehe ich immer einen Sinn drin wenn sich einen Möglichkeit
ergibt die Wert-Abzock-Kette des Kapitals zu blockieren, abzuschneiden,
ins Leere laufen zu lassen etc.
Genauso wie das etwa der Fall ist wenn Du in einem besetzten Haus
wohnst, keine Miete zahlst usw.
Oder eben Du benutzt "freie Produktionsmittel" um zu produzieren.
Eigentlich beinhaltet der Open-Source Gedanke nichts anderes
als die Forderung nach der Vergesellschaftung von Produktions-
mitteln oder?
Und zwar nach einer Vergesellschaftung "Von Unten"?
Und ersetzt Sie auch gleich um!
Is doch Geil !
Und von hier aus koennte sich diese Forderung auch auf andere
- zunächst immaterielle - Produktionsmittel ausdehnen. Z.B.
den Genpool.
Also ich sehe da eine enorme Sprengkraft!
Gruss, Beni
---------------------
http://www.oekonux.de/