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Re: [ox] [ox] ein paar Einwürfe



Hallo, Philbert!

On Don, 30 Mär 2000 Philbert Desanex wrote:
Stefan Mertens Papier und die Reaktionen darauf (v.a. die von
Thomas Uwe Gruettmueller hinsichtlich der umittelbar bevorstehenden kompletten
Automatisierung der Welt)

"unmittelbar" hab ich nicht gesagt. Was mich an Stefans Papier
gestört hat, war, daß erst der jetzige Zustand beschrieben wird und
dann plötzlich die Zukunftsaussichten. Darum habe ich als Antwort
darauf die Übergangsphase konstruiert. Damit diese Übergangsphase
überhaupt eingeläutet wird, bedarf es aber noch gewisser
Voraussetzungen, die im Moment noch nicht da sind. Die
Vollautomatisierung der Produktion habe ich eher am Ende dieser Phase
angesiedelt, von daher kann kaum von "unmittelbar bevorstehend" die
Rede sein. Ob der beschriebene Ablauf überhaupt so ablaufen kann und
wird, müßte noch besprochen werden. Auf alle Fälle steht der These
"GPL- Gesellschaft kommt auf uns zu" damit ein (wenn auch
möglicherweise wackliges) Argument zur Verfügung, so daß sie
zunächst, also bis zur Wiederlegung des Arguments (mein Ablaufplan),
keine Hypothese mehr ist.

haben mich aber dermaßen geärgert

Ja? 

über die Tatsache, daß die Hardware nicht vom Himmel fällt, sondern unter
miesen Bedingungen in Fabriken hergestellt wird

An welche Hardware oder welche Bedingungen dachtest du da? Gerade in
der Computerindustrie ist doch die Rationalisierung am weitesten
fortgeschritten, jedoch nicht, da die Menschen zu viel Kosten
verusachen, sondern eher, da Maschinen wesentlich genauer arbeiten.
Ich weiß jetzt nicht genau, wie das mit den gesundheitsschädlichen
Chemikalien aussieht, die in der Elektronik verbraucht werden,
ob, und wenn wie damit herumgesaut wird, aber ich denke, daß, wenn
bestimmte dieser Abläufe durch Menschen ausgeführt werden könnten und
würden, diese jenen Substanzen noch stärker ausgesetzt wären.

Dazu, daß die Hardware nicht vom Himmel fällt, fällt mir aber auch
ein, daß Software ohne Hardware nicht existieren kann und die
Hardware der Willkür der Hersteller unterliegt. Somit sind Linuxuser
genauso abhängig vom Wohlwollen der Hardwarehersteller, Standards
beizubehalten, wie jeder andere User, im Gegenteil, User anderer
Systeme erhalten dann einen Treiber, der diese Willkür scheinbar
ausgleicht. 

Jetzt kam gerade der Beitrag
von Rainer Fischbach, der vieles von dem, was ich sagen wollte, wesentlich
kühler und genauer schreibt. Danke dafür!!

Ich verstehe den Beitrag von Pit, auf den sich Rainer bezieht eher an
einer Kritik an der Benennung als tatsächlich am Inhalt dessen, was
Stefan gepostet hat, und was eigentlich nur eine Wiederholung dessen
war, was in den Monaten zuvor ohne Widerspruch über die Liste
gegangen ist. Vielleicht ist die Benennung wirklich fehl am Platz,
denn es sollen ja nicht die Menschen, sondern ihre Arbeitswelt
verändert werden.

Über eine GPL- Gesellschaft (d. h. über eine Gesellschaft, die in
einer Wirtschaftsordnung lebt, die sich aus dem Kapitalismus
herausgebildet und diesen überwunden hat, weil sie sich den
Erfordernissen der durch die GPL gesicherten GNU/Linux- Arbeitsweise
angepaßt hat) zu spekulieren ist tatsächlich ein wenig seltsam, zumal
nämlich zur selben Zeit, in der wir gerade den Kapitalismus
überwinden (wollen), andere Menschen noch in der Steinzeit leben. 

Daher ergeben sich nun zwei widersprüchliche Ansätze:

a) Die 5% der Computer- User, die Linux verwenden, verändern die
Produktionsweise der Industrie und lösen so alle Probleme der
Menschheit.

b) Bevor eine Linux- basierte, basisdemokratische Super- Ökonomie
überhaupt erst entstehen kann, müssen die 99 % der Weltbevölkerung,
die noch nicht einmal einen Computer haben, in den Genuß eines
solchen, zunächst aber gegebenenfalls zumindest in den von Nahrung,
Kleidung, Wohnung, Bildung kommen.

Punkt b hat zwar nicht viel mit Linux zu tun, ist aber sicher auch ein
wichtiger Kritikpunkt an der Vision "GPL- Gesellschaft"

Tschüß,
Thomas


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