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Re: [ox] Sprachliches (-D)



Pit Schultz schrieb:

in etwa. der begriff "open" wurde soviel ich weiss von eric raymond,
ins spiel gebracht, seines zeichens waffenfreak und neolibertarian
(sowas wie ein rechter anarchist). "open:good closed:bad" ist ein
slogan von wired magazine, seines zeichens vertreter einer radikalen
digitalen neuen oekonomie, sprich verschaerftem globalem neoliberalismus.

...ups...ist ja interessant, was man hier so nebenbei erfährt...das wußt
ich gar nicht. War dieser raymond nicht auch der mensch mit dem bazaar?
Na egal. 

naja, am anfang war das wort und er nannte es byte.
faende schon interessant die wortumgebungen und herkuenfte etwas
zu untersuchen bevor man sich mit den gelaeufigen
begriffsbildungen zufrieden gibt.

Dann wird die Form aber zum Inhalt und wir stecken mittendrin in der
Diskussion. Aber ok. Du hast Recht, wenn Du sagst, daß Ökonomie ein
ideologischer Begriff ist und "open" schon besetzt ist und "frei" auch
mißgedeutet werden könnte und so weiter...aber, gerade diese Begriffe,
wie "frei" und "offen" sagen halt nichts aus ohne einen Bezug: Frei von
was? Offen worin? Jeder, der diese Worte benutzt wird wahrscheinlich
einen anderen Bezug im Kopf haben, Rosa sagt frei und meint was anderes,
wie Clinton, wenn er frei sagt. Wo fangen wir also an? Wenn Worte von
den "Verhältnissen" in Gesellschaften geprägt, gebildet und sozialisiert
werden und ich denke, es ist so, dann muß man doch erst diese
Verhältnisse verstehen, um dann die Entstehung und Bedeutung der Worte
zu begreifen. Oder geht es auch andersrum? Nich' so recht, oder, weil
wir ja selbst in einer Gesellschaft leben, die uns in eine Sprache
hinein sozialisiert hat, deren vielfältigen, scheinhaften und
doppeldeutigen Konnotationen wir fast nicht mehr erkennen, weil sie sich
längst in den Gehirnwindungen festgesetzt haben, als wir anfingen zu
krabbeln. Das nun eine wahrhaft kryptische Erklärung dafür, daß die
Debatte um die Worte, die wir benutzen ihre Schranke an uns selbst
findet. Damit will ich sie nicht abwehren, nur ein wenig auf die Grenzen
weisen (für Grenzüberschreitungen bin ich aber offen). 
 
zusammenfassend hat dieses paradigma von "offenheit" en detail
schon was fuer sich, schnell laesst es sich aber verallgemeinernd
anwenden gegen jede art von andersdenkenden, die sich aus welchen
gruenden auch immer nicht zum universellen prinzip bekennen, sondern
auf ihrem dann zwangslaeufig geschlossenen (welt)system beharren.

Das verstehe ich nicht so ganz...wie läßt sich "offenheit" gegen jede
art von andersdenkenden anwenden????

utilitarismus und
offenheit sind beides die beliebten totschlag argumente von
neoliberalen 

Hm. Ja, stimmt. Im Grunde ist es eine ganz gute Analogie für den Anfang.
Auch die neoliberalen Denker beanspruchen "Offenheit" und "Freiheit" als
Zielsetzung ihrer Theorien, vielleicht sollten wir auf diese Begriffe
einfach ganz schlicht verzichten. Das würde gehen. Am schönsten ist es
nämlich, wenn sich diese Zustände (hier im naivsten und unschuldigsten
Sinne gemeint) aus der Sache selbst ergeben, ohne daß man sie behaupten,
betonen, beweisen oder ständig verprechen muß. Nicht wahr?


Sabine




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