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Re: [chox] Re: Klarheiten ueber Gesell'sche Thesen



Thomas U. Grüttmüller schrieb:
Hi

Stefan Merten wrote:
Hi Helmuth!

2 weeks (14 days) ago Helmuth Supik wrote:
(Man sollte hier die Verwirrung um S.Gesell nicht neu entfachen)

Nein. Aber "man" sollte sich doch nochmal die Klarheiten deutlich ins
Gedächtnis rufen: Die Gesell'schen Thesen sind dumm, gefährlich und
schädlich für Peer Production.

*Dumm* sind sie, weil sie ihren Gegenstand - namentlich das Geld -
nicht begreifen. Eine ähnlich sinnvolle These wäre es, dass alles
besser wäre, wenn alle Menschen ohne Hilfsmittel 10cm über dem Boden
schweben könnten. Mag sein, dass es besser wäre - aber leider ist die
Physik dagegen.
Das ist ein blöder Vergleich. Schwundgeld ist ja nicht per se unmöglich. Es gibt ja z.B. einige Währungen mit extrem hoher Inflation. Der Unterschied ist nur, daß beim Schwundgeld die Preise konstant bleiben und die Zahl auf dem Geldschein immer kleiner wird. Man kann aber auch einfach die Preise in einer stabilen Währung auszeichnen und die Bezahlung über eine verfallende Währung abwickeln. Ich sehe aber den Sinn nicht ganz. Warum sollte jemand seine Geschäfte auf diese Weise abwickeln, wenn er die Wahl hat? Welchen Vorteil hätte das für den Geschäftsmann?

*Gefährlich* sind sie, weil die Verteufelung des Zinses sehr leicht
dazu führt, dass die tatsächlichen oder vermuteten Nutznießer dieses
Zinses gerne mal mehr oder weniger bestialisch getötet werden.
Wenn es möglich wäre, durch Schwundgeld das Zinssystem zu umgehen, würde niemand dadurch getötet werden. Es würde einfach wegfallen. (Ich sehe aber nicht, wie das gehen sollte.)

Rassismus kommt nicht dadurch zustande, daß irgendjemand Denker ein Gedankenexperiment aufstellt, sondern dadurch, daß die Mächtigen die Masse der Unterdrückten gezielt spalten und gegeneinander aufwiegeln. Die konkrete Begründung ist dabei zweitrangig.

*Schädlich für Peer Production* sind sie, weil sie die Hoffnung
aufrecht erhalten, dass es mit dem überkommenen, auf Tausch
basierenden System noch irgendwelchen durchgreifenden
gesellschaftlichen Fortschritt geben könnte.
Bevor man an freier Software oder der Wikipedia vernünftig mitarbeiten kann, muß man erstmal einen Rechner und einen Internetzugang haben. Das ist zwar für die meisten bezahlbar (zumindest in Deutschland, international sieht das schon wieder anders aus), aber es zeigt, daß man um Geld nicht herumkommt. Die Peer Production selbst ist nicht tauschbasiert, aber sie ist noch immer in den real existierenden Kapitalismus eingebettet und noch lange nicht autark.

Das ist
selbstverständlich falsch, führt aber dazu, dass - um es mal so
auszudrücken - revolutionäres Potential in die falsche Richtung
marschiert.
Die Gefahr besteht durchaus; es besteht aber genausogut die Chance, durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen im Kapitalismus der Peer Production mehr Freiraum zu bieten.
Die Freiwirtschaftslehre wird heute von der Wirtschaftswissenschaft und den Vertretern moderner Wirtschaftstheorien in Deutschland weitgehend ignoriert oder inhaltlich abgelehnt. Allerdings ist zu bemerken, dass die Bundesbank aufgrund der Erfahrungen aus mehreren Inflationen die umlaufende Geldmenge in Deutschland kontrolliert und der Zusammenhang zwischen Geldmenge, Zins und Preisniveau zum Grundwissen jedes Volkswirtschaftlers gehört. Bei internationalen Diskussionen werden seine Theorien gelegentlich zitiert – so beim IWF und der Weltbank – ohne allerdings seinen Namen zu nennen. Ebenso sind Anlehnungen an seine Theorie in der Literatur zu finden, wobei sich nicht nachvollziehen lässt, ob die jeweiligen Verfasser bei Gesell abgeschrieben haben, ohne die Quelle zu nennen, oder selbst zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sind.

In vielen Staaten der Erde ist durch die Inflation ein Zwang zum Umlauf des Geldes gegeben. Das von Gesell angesprochene Zinsproblem, das insbesondere bei Verschuldungen zum Tragen kommt, ist bis heute nicht gelöst.

aus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell

dort auch ein Kapitel: Kritik

p&l, Helmuth

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