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Message 02019 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT02019 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] So retten wir Deutschland:Ein Zwölf-Punkte-Plan mit dem Nötigsten.




Weg mit dem Föderalismus
Fusion von CDU und CSU
Reduzierung der Bundesländer
Das Volk wählt den Bundespräsidenten

Ämter und Mandate werden
auf zwei Legislaturen begrenzt,
die Parlamente verkleinert

Vollständiger Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin
Abschaffung überflüssiger Bundes- und Landesbehörden
Zusammenlegung von Ministerien
Vollzug der Gewaltenteilung von Fernsehen und Forschung
Verbot der Demoskopie

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Die Zeit drängt, deshalb kurz und knapp: 

Von Christoph Schwennicke

Keiner ihrer Vorgänger hatte so viel Macht wie die Bundeskanzlerin Angela 
Merkel. 140 Stimmen Mehrheit im Bundestag, und nur noch vier Bundesländer von 
16 werden von der SPD regiert, darunter die Pleite-Stadtstaaten Bremen und 
Berlin sowie das recht menschenleere Mecklenburg-Vorpommern. Der Rest der 
Länder ist in Händen der Union. Trotzdem ist Angela Merkel 
vom "Durchregieren" abgekommen und auf die "Politik der kleinen Schritte" 
verfallen. Warum eigentlich?

Weil politisch nichts mehr geht in Deutschland, egal ob mit großer Koalition, 
kleiner Koalition, mittlerer Koalition. Das Land ist unregierbar. Die 
Strukturen verschleißen ihre Kanzler, heißen sie nun Schröder oder Merkel. 
Die Strukturen sind zäher als die Regierungschefs, die in ihnen operieren. 
Sie versuchen es ja. Schröder regierte sieben Jahre gegen seine Partei und 
den Bundesrat. Merkel hat inzwischen, mit der großen Koalition in 
Mecklenburg-

Vorpommern, eine verfassungsändernde Mehrheit im Bundesrat, fängt mit dieser 
theoretischen Machtfülle aber nicht mehr an als ihr Vorgänger. Alternativen? 
Die SPD hätte eine Ampel-Mehrheit im Bundestag, kann damit aber wegen ihrer 
Schwindsucht in den Ländern nichts anfangen. Macht und Gegenmacht sind in 
Deutschland immer exakt so austariert, dass das Land in einer Dauerblockade 
verharrt.

Was das heißt? Statt das Große und Ganze in Angriff zu nehmen "treiben wir uns 
gegenseitig in den Wahnsinn in manchen Punkten, auf dass wir die notwendige 
Menge Geld zusammenkratzen können. Wir haben fast keine Wahl. Wir haben 
keine, weil wir"s verschissen haben. Nicht ein bisschen, sondern sehr. In 
Europa hat man so eine Blödheit noch in keinem anderen Land gemacht, wie wir 
sie begangen haben."

Sagt leider nicht Angela Merkel, sondern ihr ungarischer Kollege Ferenc 
Gyurcsány in seiner heldenhaften Rede vor seinen Parteifreunden. Danach war 
was los in Ungarn.

Und hier?

Bevor die große Koalition nach dem verstrichenen ersten Jahr endgültig in eine 
Starre bis zur Wahl 2009 fällt, sollten mündige Menschen dieses Landes sich 
auf einen Zwölf-Punkte-Plan verständigen. Einen Zwölf-Punkte-Plan, der Ziele 
von angemessener Größe für eine große Koalition benennt.

Einführung des Mehrheitswahlrechts Die Legislaturperiode wird von vier auf 
fünf Jahren verlängert. Landtagswahlen werden zu einer Art Mid-Term-Wahl 
zusammen- oder auf den Wahltermin der Bundestagswahl gelegt.

Natürlich ist der Verlust des gerechteren Verhältniswahlrechts eine ernste 
Angelegenheit. Doch übertreffen die Vorteile die Nachteile einer solchen 
Wahlrechtsänderung bei weitem. Der Listenabgeordnete - jene überaus mediokre 
Gestalt, die lange genug in Hinterzimmern oder Sitzungen saß, das richtige 
Geschlecht oder das richtige indiskrete Wissen über Führungspersönlichkeiten 
der eigenen Partei besitzt -, jener Listenabgeordnete wäre mit einem Mal 
ausgestorben. One man, one constituency, one vote, one seat. Ein großartiges 
Wettbewerbs-Prinzip, nach dem sich in München der SPD-Abgeordnete Axel Berg 
schon gegen Parteibonzen und Listengekungel durchsetzte.

Das Mehrheitswahlrecht bringt nach demokratisch vertretbaren Regeln (oder 
würde jemand daran zweifeln, dass es sich in Großbritannien um eine 
Demokratie handelt?) eine Kraft hervor, die sich mit den Kräften des 
Lobbyismus und Föderalismus (der eine Spielart des Lobbyismus ist - ein 
Landes-Lobbyismus - dazu später) erfolgreich messen kann. Mit dem bisherigen 
Wahlrecht hält sich Deutschland wie zur Unterhaltung eine Art Zwergpinscher, 
der sich nach dem Prinzip Brot und Spiele in der Arena mit den Pitbulls 
anlegen soll. Und oben sitzen alle auf der Tribüne, freuen sich am Spektakel, 
und bitten den nächsten Zwergpinscher in die Arena. Ganz lustig, aber für das 
Land strafwürdig schädlich.

Weg mit dem Föderalismus

Der Bundesrat muss durch eine Art Senat ersetzt werden. Föderalismus ist in 
Deutschland ein Euphemismus für puren Landes-Lobbyismus. In seiner reinsten 
Form praktiziert diesen Landes-Lobbyismus Bayerns Ministerpräsident Edmund 
Stoiber. Zugunsten Bayerns verordnet sich Stoiber selbst gerne mal partielle 
Amnesie, zum Beispiel, wenn er der Berliner Gesundheitsreform in einer langen 
Nacht der Verhandlungen zustimmt und sie in den folgenden Wochen dann derart 
zerfleddert, als wäre er in jener Nacht nicht dabei, sondern zum Beispiel 
tanzen gewesen. Wahrscheinlich aber war Stoiber nur kurz austreten, als die 
Sozialdemokraten der Kanzlerin das Kuckucksei der Überforderungsklausel (!) 
unter den Bürzel schoben.

Der erste Versuch einer Föderalismusreform hat vorläufig ergeben, dass sich 
die Länder dabei mehr Macht gesichert haben, statt Macht abzugeben. Nach 
dieser lehrreichen Erfahrung bleibt nur eine radikale Methode: die völlige 
Finanzentflechtung. Wer Steuern erhebt, muss direkt in Wahlen dafür gerade 
stehen. Also muss es reine Bundessteuern, reine Landessteuern und reine 
Kommunalsteuern geben. Gegen die hochsinistre 
Risikostruktur-Länderfinanzausgleich- 
Solidaritätszuschlag-Bund-Länder-Prozent-Geldschieberei betreiben 
Hütchenspieler ein sauberes Gewerbe.

Ersetzt werden sollte der Bundesrat durch eine Art Senat wie in den USA, der 
immerhin gewährleistet, dass die Senatoren nicht mit den Gouverneuren 
respektive Ministerpräsidenten personalidentisch sind. Nein, das löst nicht 
alle Probleme. Es verringert sie aber.

Fusion von CDU und CSU

Nein? Geht nicht? Nun, wenn das so ist: Wieso werden die beiden dann nicht 
komplett eigenständige Parteien mit eigenständigen Fraktionen? Und vor allem: 
mit allen Konsequenzen.

Die Zwitterexistenz der CSU als Regionalpartei und bundespolitischer 
Mitspieler gibt ihr mehr Einfluss als ihr zusteht. Mal ist sie Schwester der 
CDU, mal Partnerin. Das geht nicht. Das geht im richtigen Leben auch nicht 
so. Die CSU redet mit, wo sie nicht mitzureden hat. Nach den Wahlen von 
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern saß Markus Söder mit Selbstverständlichkeit 
in der Generalsekretärsrunde der Parteien zur Begutachtung der Ergebnisse aus 
bundespolitischer Sicht. Berlin und Meckpomm - man fragt sich: Was bitte geht 
das den Herrn Söder aus Bayern an? Steht die CSU in der ostdeutschen 
Tiefebene zur Wahl? Die Doppel-Strategie der CSU als bayerische 
Lobbyistenpartei einerseits und Deutschland-Retterin andererseits wird als 
Gewohnheitsrecht in Deutschland öffentlich-rechtlich hingenommen und nicht 
mehr hinterfragt.

In Edmund Stoiber kristallisiert sich strukturell das Kernproblem 
Deutschlands. Als CSU-Chef sitzt er mit bei den Koalitionsspitzen, als 
Ministerpräsident mischt er mit im Bundesrat. Bei alldem ist er nichts weiter 
als Bayern-Lobbyist, der dort und sonst nirgends Rechenschaft ablegen muss. 
Keiner kann ihn außerhalb Bayerns wählen oder abwählen. Aber überall mischt 
er mit. Gegen diese Bajuwarisierung der Bundespolitik geraten die 
Interessenverflechtungen von Reinhard Göhner und Norbert Röttgen als 
Verbands-Lobbyisten zu allenfalls skurrilen Lappalien.

Um die CSU zur Fusion zu zwingen, muss die CDU die große Koalition nutzen. Sie 
vereinbart mit der SPD in der laufenden Legislatur, dass Mehrheiten für 
Gesetze von CDU-Fraktion und SPD-Fraktion sichergestellt werden. Die 
CSU-Fraktion wird so kaltgestellt, die Einwände von Edmund Stoiber bleiben 
dabei stets hochinteressant, sind aber fortan unerheblich. (Für diesen 
Kunstgriff müsste die SPD die Größe aufbringen, in dieser Legislatur nicht 
auf dem Kanzler zu bestehen, es würde sich aber auch für sie mittelfristig 
lohnen.)

Reduzierung der Bundesländer

Die Bundesländer müssen von 16 auf ein halbes Dutzend reduziert werden.

Jenseits der naheliegenden Vorteile (weniger Bürokratie, größere Einheiten, 
weniger Finanzausgleich) begrenzt diese Maßnahme die Anzahl der 
Ministerpräsidenten und damit der notorischen Quertreiber. Ministerpräsident 
zu sein ist in Deutschland (zum eigenen Wohle, nicht zum Wohle des Landes) 
das schönste Amt, das man sich vorstellen kann. Wenn man schlau ist, hält man 
sich einen kompetenten Chef der Staatskanzlei, der das Land regiert und das 
Kabinett organisiert. Der Ministerpräsident (im Normalfall abgesichert in 
einer der beiden großen Volksparteien mindestens als stellvertretender 
Parteivorsitzender) bereist seine Ländereien, oder er gibt kritische 
Interviews zu Berliner Belangen, also oftmals zu Dingen, die ihn nichts 
angehen. Der manische Pressesprecher eines solchen Ministerpräsidenten achtet 
darauf, dass der Ministerpräsident hart gegen den Berliner Wind segelt und 
möglichst viel aneckt, ohne zu überdrehen. So wird man in Deutschland 
normalerweise Kanzler und hat es hinterher wieder mit seinesgleichen zu tun.

Das Volk

wählt den Bundespräsidenten

Er darf zwei Legislaturen zu je fünf Jahren amtieren. Die Direktwahl 
verhindert, dass der oberste Repräsentant des Staates im Wohnzimmer eines 
FDP-Chefs auf Stoppersocken ausgekungelt wird, um hinterher als Hofnarr, 
Beglaubiger und Grußaugust des Parteienstaates in einem Schloss weggesperrt 
zu werden, das er ab und zu für eine Rede verlassen darf. Wer vom Volk 
gewählt wird, dessen Wort hat Gewicht. So einfach ist das? Ja, so einfach ist 
das.

Ämter und Mandate werden

auf zwei Legislaturen begrenzt,

die Parlamente verkleinert

Praktikabel ist eine Zwei-plus-zweiRegelung: Im Parlament zwei Legislaturen, 
falls es zur Regierung reicht: bis zu vier. Wer nach den ersten zwei im 
Parlament nichts geworden ist, muss zurück ins richtige Leben. Dafür erhalten 
Abgeordnete Top-Gehälter, Minister auch, üppige Pensionen dagegen fallen 
komplett weg. Die Parlamente werden gleichzeitig geschrumpft, Faustregel: um 
die Hälfte. Hat jemand einen vernünftigen Grund zur Hand, weshalb das US-

Repräsentantenhaus 435 Abgeordnete aufweist, aber allein das Berliner 
Abgeordnetenhaus 141? Das ist nichts weiter als ein überdimensionierter 
Stadtrat, in diesem Fall auch noch für eine Stadt, der man wahrlich nicht 
unterstellen kann, dass ihre turmhohen Probleme von den Abgeordneten gelöst 
würden.

Vollständiger Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin

Das "Bonn-Berlin-Gesetz", dieses unsinnige Kompromiss-Konstrukt, ist Sinnbild 
für Deutschlands Unentschlossenheit. Neun Jahre Pendel-Politik auf 
Steuerzahlerkosten zum Wohle der Fluggesellschaften Lufthansa, Deutsche BA 
sowie der Rollkofferbranche sind grotesk. Es reicht jetzt sehr. Tut uns leid, 
Bonn, aber so ist das Leben.

Abschaffung überflüssiger

Bundes- und Landesbehörden

Begonnen wird mit dem Zoll, dem mit dem europäischen Binnenmarkt seine Aufgabe 
seit langem weggebrochen ist und dessen Beamte seither Illegale an der grünen 
Grenze jagen müssen. Krampfige Ersatzaufgaben rechtfertigen keine 
sinnentkernte Riesenbehörde.

Zusammenlegung von Ministerien

Wirtschaft, Finanzen und Arbeit bilden das eine Ministerium. Rente, 
Gesundheit, Pflege, Familie, Senioren und Gedöns sind das andere Ministerium. 
Heidemarie Wieczorek-Zeul darf sich selbst abwickeln und geht als letzte 
deutsche Entwicklungsministerin in die Geschichte ein. Ihr Amt geht in einem 
netten kleinen Referat des Außenministeriums auf.

Vollzug der Gewaltenteilung

von Fernsehen und Forschung

Sogenannte Parteienforscher bekommen Auftrittsverbot im Fernsehen. Das 
verringert das überflüssige Gequatsche schon mal erheblich. Parteienforscher 
erzählen im Fernsehen für Geld, was sie vorher in der Zeitung gelesen haben.

Verbot der Demoskopie

Über die Demoskopie ist seit der Bundestagswahl 2005 alles gesagt. Außerdem 
blockiert sie stets die Regierungsarbeit, da nach jeder Reform naturgemäß die 
Umfragewerte sinken und sich die jeweilige politische Seite aus Angst vor 
Machtverlust benässt. Nach Abschaffung der Demoskopie muss auch niemand mehr 
den verlogensten unter den verlogenen Politikersätzen hören: "Wir wollen doch 
Wahlen gewinnen und keine Umfragen!"

Gesagt ist gesagt

Politiker, die zu vertraulichen Hintergrundgesprächen Journalisten einladen, 
spannende Sachen über Parteifreunde erzählen und damit nicht zitiert werden 
wollen (natürlich wollen sie zitiert werden, nur nicht namentlich), sorgen 
für eine bunte Nachrichtenlage am Wochenende und schaden Deutschland. 
Journalistenflüsterer sollten laut und deutlich sprechen und sich auch 
nachher daran erinnern, wie sie heißen. Darüber hinaus werden 
Zeitungsinterviews nicht mehr zur Autorisierung eingereicht und der totalen 
Verstümmelung durch eifrige Pressesprecher preisgegeben: "Diese Frage haben 
Sie so bitte nicht gestellt, und der Herr Minister hat demnach so auch nicht 
drauf geantwortet, okay?"

So, und dann?

Dann kann es losgehen. Gesundheitsreform, Arbeitsmarktreform. Lustig wird das 
nicht, aber effektiv. Wie sagte einer unlängst? "Die ersten paar Jahre werden 
furchtbar sein, sicher. Es ist völlig uninteressant, dass nur 20 Prozent der 
Bevölkerung für uns stimmen werden. Was wäre, wenn wir unsere Popularität 
nicht deswegen verlieren, weil wir Arschlöcher sind, sondern weil wir große 
gesellschaftliche Aufgaben vollbringen wollen? Es ist kein Problem, wenn wir 
dann für einige Zeit unsere Popularität in der Gesellschaft verlieren. Wir 
werden sie dann eben wieder zurückgewinnen. Weil sie es einmal verstehen 
werden."

Wie gesagt, dieser Ungar ist ein Held.

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.231, Samstag, den 07. Oktober 2006 , Seite 63
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