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Thread: choxT02018 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] Rapid Prototyping:Ein neuartiges Stadtfahrzeug bricht mit vielen Erwartungen



Spaß am Sparen
Ein neuartiges Stadtfahrzeug bricht mit vielen Erwartungen

So muss sich ein Pilot fühlen, der in seinen Düsenjet klettert. Ein Bein nach 
dem anderen um das Lenkrad schlängeln, langsam in den Sitz sinken, Beine 
ausstrecken und Flügeltür zuziehen. Geschafft. Clever, das von der TU Berlin 
entwickelte "Compact Low Emission Vehicle for Urban Transport" gleicht einem 
Torpedo auf drei Rädern. Gerade drei Meter misst das Stadtfahrzeug, wie 
schmal es ist, zeigt sich erst im Vergleich mit einem Auto: einen Meter. 
Windschnittiger geht es kaum.

Clever ist denn auch das erste Drei- Liter-Fahrzeug, das Spaß am Sparen machen 
soll. Während die meisten Hersteller sportliches Fahren in viel PS 
übersetzen, nimmt es Clever wörtlich. Sportlich heißt hier direkter 
Straßenkontakt. Wie ein Motorrad legt sich das Dreirad in die Kurve. 
Computergesteuerte Wankhydraulik sorgt dafür, dass der Cityflitzer immer in 
der Spur bleibt. Bei einer Präsentation vor dem Brandenburger Tor scharten 
sich kürzlich Schaulustige um das futuristische Wespentaillen-Fahrzeug mit 
LED-Scheinwerfern im Rückspiegel, die wie Fühler aus dem Chassis ragen. Die 
Berliner drückten sich die Nase platt an der tropfenförmigen Kabine, und als 
plötzlich ein Hüne ausstieg, ging ein Raunen durch die Menge.

Peter Naumann ist zuständig für solche Emotionen. Der Professor für Industrial 
Design an der Fachhochschule München weiß, wie man Gefühle anknipst. "Dinge 
sollen Spaß machen", sagt Naumann, der auch schon Hubschrauber entworfen hat 
und Motorräder. Diese Verwandtschaft kann Clever nicht verleugnen. Naumanns 
erste Skizze glich einem Comic. Da jagte ein Geschoss über die Straße, 
bullige Reifen, glühende Rücklichter. Beim Zeichnen wurde Naumann klar, dass 
er Fahrerkabine und Motor trennen musste. Dabei blieb es. Fahrer und Sozius 
sitzen hintereinander, ihre Kabine ragt über den Motorblock, der wie ein 
Außenborder das Fahrzeug anschiebt. 395 Kilo bringt Clever auf die Waage; da 
reichen 15 PS, um das Fahrzeug in weniger als sieben Sekunden auf 60 
Kilometer pro Stunde zu beschleunigen. Bei Tempo 100 ist für das 
Stadtfahrzeug Schluss. Gas geben hat bei Clever eine doppelte Bedeutung. Zwei 
Standardgasflaschen, die später an Tankstellen und Supermärkten ausgetauscht 
werden sollen, treiben den 230-Kubikzentimeter-Erdgas-Motor an. Clever ist 
die Kunst der Reduktion. Wie wäre es mit Verkleidungen über dem 
Alu-Spaceframe der Kabine? Das ist machbar, sagt Michael Fischer von BMW. Der 
Diplomingenieur ist zuständig für Vorentwicklung und neue Fahrzeugkonzepte 
wie den Clever. "Wir wollten unter 400 Kilo bleiben", sagt er. "Draufpacken 
können wir immer." Das heißt auch: wissen, wo man sparen kann. Verkleidungen 
gehen ins Gewicht. Und jedes Gramm zählt beim Prototypen des neuen 
Stadtfahrzeugs.

Wenn man bedenkt, dass in Oberklasseautos rund 200 Stellmotoren werkeln, vom 
elektrischen Fensterheber bis zur Sitzverstellung, die Strom fressen und 
Platz brauchen, vor allem aber einiges Gewicht auf die Waage bringen, lernt 
man das Leichtgewicht schätzen. Die Kombination aus Aluminium-Spaceframe, 
Kunststoffkarosserie und Erdgasmotor senkt den Verbrauch auf rund 2,6 Liter 
pro 100 Kilometer. Clever ist der beste Beweis, wie Innovation funktioniert, 
wenn Staat und Wirtschaft zusammenarbeiten. Das Konzept entstand 2002 auf 
Initiative der TU Berlin am Institut für Kraftfahrzeuge von Professor Volker 
Schindler. Die Berliner wollten "ein Fahrzeug konstruieren, das mit geringem 
Schadstoffausstoß energie- und platzsparend zwei Personen durch die Stadt 
befördern kann". Im selben Jahr entstand ein europäisches Konsortium, die EU 
förderte mit Projektmitteln.

Anfang 2003 wurde BMW beauftragt, ein sogenanntes Package für Clever zu 
entwickeln, Technik und Gestaltung. Der Automobilhersteller koordinierte die 
Umsetzung und schrieb einen Wettbewerb für das Design des Cityflitzers aus, 
den naumann-design im Oktober 2003 gewann. Bereits Ende des Jahres stand das 
Konzept: Kabine auf Motor, dynamische Linienführung, Gasantrieb. In vielerlei 
Hinsicht bricht Clever mit Erwartungen. Der Kleinwagen entstand größtenteils 
am Computer. Aufwendige Modellbauten, wie sie sonst üblich sind, gab das 
knappe Budget von rund vier Millionen Euro nicht her. An BMW ging nur ein 
digitaler Flächendatensatz, den die Techniker sofort überprüften und 
Veränderungen zurück an Peter Naumann mailten.

Der präsentierte im Februar 2005 ein erstes Modell, gefertigt im 
Rapid-Prototyping-Verfahren. Selbst die Sicherheit kommt aus dem Computer. 18 
Rechenläufe gingen dem tatsächlichen Crashtest voraus. 

Clever erhielt drei Sterne beim EuroNCAP-Test, das entspricht einem normalen 
Kleinwagen. Wenn sie das Konzept optimierten, seien vier Sterne drin, ist 
Michael Fischer überzeugt. Der zweite Prototyp fährt mit Elektroantrieb, ein 
Kilo schwerer wegen der Batterien. Ende des Jahres soll der Elektroflitzer 
fertig werden. Für den Straßenverkehr ist Clever nicht zugelassen. Noch 
nicht. Es hapert an Kleinigkeiten wie der Lüftung. Auch Scheibenwischer 
fehlen. Das aber ist schnell zu beheben. Der Dreirad- Kurvenneiger mit 
Tandem-Sitzanordnung verspricht viel. BMW hat bereits Interesse signalisiert, 
nicht ganz uneigennützig. Interessant ist das Fahrzeug, weil sich die 
Automobilhersteller eine freiwillige Selbstverpflichtung gegenüber der EU 
auferlegt haben, den Flottenverbrauch, also den Durchschnittsverbrauch ihrer 
gesamten Fahrzeugpalette bis 2007 auf 140 Gramm Kohlendioxid zu reduzieren, 
bis 2012 sogar auf 120 Gramm. Clever schafft die Hälfte. Ein guter Schnitt, 
nicht nur für die Umwelt. Clever ist kein Fahrzeug für Minimalisten und 
Öko-Freaks, sondern eine Zukunft der Mobilität. 

Oliver Herwig

http://www.clever-project.net/german/design_prototyp.htm
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