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fyi. ------- Weitergeleitete Nachricht / Forwarded message ------- An: "Contraste Liste" <contraste-list yahoogroups.de> Organisation: Contraste e.V. Von: "Dieter Poschen" <CONTRASTE t-online.de> Datum: Sun, 16 May 2004 21:18:42 [PHONE NUMBER REMOVED] Betreff: [contraste-list] Schwerpunkt Tauschringe (Einleitung) Antwort an: contraste-list yahoogroups.de [ Doppelklick auf diese Zeile zeigt Optionen für Abo-Liste ] Aus CONTRASTE Nr. 235 (April 2004, Schwerpunktthema) TAUSCHRINGE: GEGENSEITIGE HILFEN ODER GEGENSEITIG AUFRECHNEN? Moeglichkeiten und Grenzen Nun gibt es sie schon einige Jahre. Sie haben oftmals auch gut funktioniert, das heisst, viele erfolgreiche Austauschakte ermoeglicht und Kontakte unter den Beteiligten befoerdert. Aber die "Phase der Verliebtheit" ist vorbei. Manche Tauschringe duempeln mit einer geringen Tauschhaeufigkeit vor sich hin. Andere sind eingeschlafen. Andererseits kommen staendig noch neue Gruppen hinzu. Es gibt in Deutschland ca. 300 Tauschringe. Wir fanden es in der CONTRASTE-Redaktion an der Zeit, einmal einen solidarisch-kritischen Rueckblick und Ausblick zu probieren. Hilmar Kunath, Redaktion Hamburg - WIE ein Tauschring funktioniert, wissen inzwischen viele: Jede bietet ihre Faehigkeiten an oder geniesst die Faehigkeiten der anderen... Es wird verrechnet in Zeiteinheiten, die lose an den Euro angelehnt sind. Ziel dieses Wirtschaftens ist es, viele Tauschaktivitaeten zu ermoeglichen. Dabei soll ein etwa ausgeglichenes Konto angestrebt werden. Ein Tauschring hat fuer die aktiv Tauschenden einige offensichtliche Vorteile: Es kann jedeR das anbieten, was den eigenen Neigungen entspricht. Es muss allerdings auf diesem Markt auch gebraucht werden. Jeder kann die Haeufigkeit der Aktionen selbst regulieren. Es koennen menschliche Kontakte entstehen, die deutlich ueber das formale Tauschen hinausgehen. "Organisierter Hilfetausch schafft ein partnerschaftliches Verhaeltnis zwischen Gebenden und Nehmenden." (Zeit-Tauschring Frankfurt Nordwest) Wirtschaften kann ein Stueck weit in die eigenen Haende genommen werden, wird uebersichtlich und direkter erfahrbar, waehrend es sonst ueber Supermaerkte, grosse Privatfirmen, Behoerden usw. die Menschen eher zu Teilen eines Apparates macht. Aber sehen wir naeher, auf welche Grenzen die Tauschring-Aktionen inzwischen gestossen sind. (Dazu sollen auch die abgedruckten Berichte beitragen. Herzlichen Dank an alle! Wir bleiben, wenn moeglich in Kontakt!) Ein Tauschring sollte nach den Erfahrungen einiger Aktiver schon ueber 100 Mitglieder haben, um ein relativ attraktives Angebot mit einer gewissen Tauschhaeufigkeit zu verbinden. Auf dem Lande, oder wenn ein hoher Bekanntheitsgrad unter den Tauschenden mitgebracht wird, reichen wohl auch weniger Mitglieder. Schaffen es die Tauschringe wirklich, laengerfristig eine verhaeltnismaessig hohe "Tauschdichte" und ein ausgeglichenes Verhaeltnis von Geben und Nehmen zu ermoeglichen? Voraussetzung dafuer ist wohl auch ein Prozess des Kennenlernens am Ort und im Stadtteil, eine bewusste Beschraenkung auf einen uebersichtlichen Kreis von Menschen. Manchmal fehlen attraktive Angebote, die eigentlich benoetigt wuerden, z.B. bestimmte Handwerker-Arbeiten. Trotzdem hat es nach den Berichten ein Teil der Tauschringe geschafft. Diese wollen erklaertermassen meist nicht weiter wachsen und verbinden bewusst keine weitergehenden Wuensche demokratischen Wirtschaftens damit. Ein anderer Teil der Tauschringe will den Austausch intensivieren und durch die Ausgabe von Regionalgeld ergaenzen. Da gehen die Tauschringe einen Schritt ueber ihre unmittelbaren Erfahrungen hinaus. Ziel: Geldreform? Geld, speziell die Funktion des Zinses, wird als die Ursache fast allen wirtschaftlichen Uebels angesehen. Deshalb probieren diese Menschen eine Geldreform. Sie bringen unter sich ein Geld in Umlauf, dass dem Zinsverbot unterliegt. Hinzu kommt ein kleiner, verabredeter Wertverfall, als Anreiz, das Regionalgeld nicht zu horten, sondern wieder in Umlauf zu bringen. Die private Warenwirtschaft, auch die uebliche Kapitalbildung werden ansonsten als unproblematisch empfunden. Es kommt eine bestimmte Einschaetzung der Rolle des Geldes hinzu. Geld erscheint allen Geldbenutzern als praktisches Austauschmittel. Die Waren erscheinen gar nicht als Traeger von abstraktem Wert, sondern nur als nuetzliche Dinge, Gueter oder Dienstleistungen. Ihr zusaetzlicher Wertcharakter faellt ihnen an den Dingen als Waren nicht auf. Er springt ihnen dagegen in der Allgemeingestalt des Wertes, im Geld, ins Auge. An der Einschaetzung der Rolle des Geldes haengt auch die Frage, ob die Tauschringe eher eine (Arbeits-)Marktluecke fuellen sollen oder als ein Ansatz Fuer eine neue, demokratischere Wirtschaftsweise verstanden werden. Die Geldreformer betonen den Vorteil einer direkteren Aktivitaet der Beteiligten als Austauscher gegenueber dem herkoemmlichen Markt. Sie wollen das Marktgeschehen selbst demokratisieren. Die Kritiker sehen eher die Neueinuebung des dieser Gesellschaft ohnehin zu Grunde liegenden Tauschprinzips ("Ich gebe dir, wenn du mir Gleichwertiges gemaess dem Marktwert fuer Waren und Arbeitskraft gibst") Andere Gruppen demokratischen Wirtschaftens kritisieren das Tauschprinzip auch praktisch. Sie bringen in Umsonstlaeden, Projektgemeinschaften, Nutzergemeinschaften und Gratisringen Geben und Nehmen in ein loseres Verhaeltnis als im Tauschring. Die Debatte zwischen Geldreformern und Kritikern von Waren und Geld soll hier in der CONTRASTE weiter in solidarische Weise ausgetragen werden - zum Nutzen aller. Schwerpunktthema auf den Seiten 7 bis 10 ********************************************************* CONTRASTE ist die einzige ueberregionale Monatszeitung fuer Selbstorganisation. CONTRASTE dient den Bewegungen als monatliches Sprachrohr und Diskussionsforum. Entgegen dem herrschenden Zeitgeist, der sich in allen Lebensbereichen breitmacht, wird hier regelmaessig aus dem Land der gelebten Utopien berichtet: ueber Arbeiten ohne ChefIn fuer ein selbstbestimmtes Leben, alternatives Wirtschaften gegen Ausbeutung von Menschen und Natur, Neugruendungen von Projekten, Kultur von "unten" und viele andere selbstorganisierte und selbstverwaltete Zusammenhaenge. Desweiteren gibt es einen Projekte- und Stellenmarkt, nuetzliche Infos ueber Seminare, Veranstaltungen und Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. CONTRASTE ist so buntgemischt wie die Bewegungen selbst und ein Spiegel dieser Vielfalt. Die Auswahl der monatlichen Berichte, Diskussionen und Dokumentationen erfolgt undogmatisch und unabhaengig. Die RedakteurInnen sind selbst in den unterschiedlichsten Bewegungen aktiv und arbeiten ehrenamtlich und aus Engagement. 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