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Message 00358 [Homepage] [Navigation]
Thread: choxT00358 Message: 1/1 L0 [In date index] [In thread index]
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[chox] "Berlin Umsonst!" (Scheinschlag)



Heyho,

hier ein interview ausser juni-ausgabe der berliner stadtzeitung
"scheinschlag" mit leuten von der kampagne "berlin umsonst". leider hat "berlin umsonst"
in den letzten monaten ziemlich an fahrt verloren
...


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"Ein bißchen beides"

"Berlin Umsonst" will Protest und Selbstbedienung kombinieren

Angesicht wachsender Armut auf der einen und einer kaum noch hinterfragten
„Sparzwanglogik" auf der anderen Seite sucht die Kampagne „Berlin
Umsonst" nach neuen Formen des Widerstands. Die Forderungen der Aktivisten
sind unbescheiden: „Also her mit dem schönen Leben! Schluß mit Schluß!!
Leben zum Nulltarif! Berlin umsonst!!!"

 

Frage: Ihr macht eine Kampagne unter dem Motto „Berlin Umsonst". Was
verbirgt sich dahinter?

Thomas: Wir wollen etwas gegen die unsoziale Sozialpolitik in Berlin tun.
Hinter der Kampagne verbergen sich verschiedene Gruppen, die schon länger was
gegen Sozialkürzungen gemacht haben.

Jan: Im Grunde knüpfen wir an die Sachen an, die im letzten Jahr gelaufen
sind. Da gab es die Initiative Berliner Bankenskandal mit einem Spaziergang
nach Grunewald oder es gab anläßlich der Erhöhung der Schwimmbadpreise im
letzten Jahr Proteste vorm Prinzenbad mit Stürmung des Bades. Das sind so ein paar
Sachen gewesen, an die wir jetzt anknüpfen und die wir stärken wollen –
sozusagen den aktionsorientierten Protest gegen die Sozialkürzungen.

Frage: Ihr habt am 1. Juni zu den Protesten anläßlich des SPD-Parteitags
eine eigene Aktion organisiert. Warum habt ihr euch nicht an der Demo beteiligt
und eure Aktion stattdessen an einem anderen Tag stattfinden lassen?

Jan: Das sollte eine Aktion sein, die die Kundgebung flankiert. Wir hatten
das so eingeschätzt, daß die Kundgebung vor dem Estrel-Hotel, in dem der
Parteitag stattfand, das Hauptgewicht haben sollte. Wir dachten uns, dann fahren
wir eben die Strecke bis zum Hotel umsonst mit der U-Bahn und stoßen dann dort
zur Kundgebung dazu. Das haben wir auch gemacht und das ist auch ganz gut
gelaufen.

Thomas: Wir haben vorher schon so etwas Ähnliches gemacht, eine Sternfahrt
zum Kottbusser Tor von drei Seiten gleichzeitig. Unterwegs haben wir Aufkleber
verteilt, die den Fahrscheinen nachempfunden sind. Dabei gab es ziemlich
gute Reaktionen von den Leuten.

Frage: Ihr wollt, daß alles umsonst ist. Ist das eine Forderung an
irgendjemanden oder ist das als Ermunterung zu verstehen, sich einfach zu nehmen, was
man braucht?

Jan: Es steckt ein bißchen beides dahinter. Uns ist schon klar, daß das
keine umsetzbare politische Forderung ist. Wir wollen damit einen Protest gegen
die Kürzungspolitik ausdrücken, der sich auf die Sparzwanglogik gar nicht erst
einläßt, der aber im Alltag der Menschen stattfinden kann. Es gibt bereits
viele Gelegenheiten, bei denen sich Leute etwas umsonst nehmen, beispielsweise
ohne zu zahlen ins Schwimmbad gehen oder U-Bahn fahren. Sowas wollen wir
sichtbar machen und sagen, wenn das Geld überall knapper und das Leben dauernd
teurer wird, dann ist es auch legitim, sich bestimmte Sachen umsonst zu
nehmen.

Thomas: Wir wollen versuchen, Dinge zu unternehmen, die zum Nachmachen
anregen. Es ist uns nicht wichtig, ob das immer im Kontext dieser Kampagne steht.

Jan: Bisher haben wir nur in einigen Bereichen was gemacht, im öffentlichen
Nahverkehr oder in den Schwimmbädern etwa. Es gibt aber sicherlich viele
weitere Bereiche, wo Leute andere Wege gefunden haben, Sachen kostenlos zu
bekommen. Wir wollen anregen, darüber zu reden und das Anderen zugänglich zu
machen, so daß man es nachahmen kann und das als eine Überlebensstrategie auch
sichtbar wird.

Frage: Wie wollt ihr von diesem individuellen Ansatz zu einem kollektiven
Widerstand gegen die Sozialkürzungen kommen?

Jan: Bestimmte Taten, wie umsonst ins Schwimmbad zu gehen, sind erstmal
individuelle Handlungen. Aber dadurch, daß die nicht immer nur heimlich für sich
gemacht werden, sondern öffentlich in einer Aktion, daß man darüber spricht
und das auch als eine Form des Widerstands gegen Verschlechterung der
Lebensverhältnisse begreift und dann auch so nennt, kann sich das ändern. Außerdem
machen wir auch ganz klassisch Demonstrationen, wie die Fahrraddemo gegen die
Schwimmbadpreise.

Frage: Wen sprecht ihr mit euren Aktionen an? 

Jan: Als letztes Jahr vorm Prinzenbad protestiert wurde, haben sich die ganz
anderen Badegäste daran beteiligt; auch bei dem Versuch, da umsonst
reinzukommen, waren sie dabei. Unser Ziel ist, Leute, die vom Ausschluß von einer
Leistung oder ähnlichem betroffen sind, einzubinden, sie zu ermuntern, Wege zu
finden, diese Leistung trotzdem zu bekommen. Wir gehen davon aus, daß das
sowieso ganz viele tun, aber nicht öffentlich darüber sprechen.

Frage: Was habt ihr denn als nächstes vor?

Thomas: Jetzt ist erstmal eine Fahrraddemo geplant. Da wollen wir mehrere
Schwimmbäder abklappern, mit Fahrrad, Lautsprecherwagen und Flugblättern, und
vor dem Prinzenbad dann Party machen. 

Jan: Dann sind Aktionen zu den Kürzungen im Gesundheitsbereich geplant, aber
da das unterschiedliche Gruppen organisieren, wird erst dazu aufgerufen,
wenn die Vorbereitung soweit ist. Die aktuellen Termine stehen dann auf unserer
Homepage. 

Interview: Søren Jansen

Information unter: www.berlin-umsonst.tk 

   

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