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[chox] Flattax? - Bürokratie braucht Steuerdschungel !




Teufelszeug oder Jobmotor?

Die Slowakei führt eine Flattax ein: Alle zahlen 19 Prozent Einkommensteuer. 
Ungerecht, sagen viele in SPD und CDU. Sie vergessen, dass "die Reichen" vom 
heutigen komplizierten System mehr profitieren als "die Armen".

 
Von WINFRIED MÜNSTER

 BERLIN. Für die einen ist es das wachstumsfreundlichste Steuersystem 
überhaupt, für die anderen neoliberales Teufelszeug: die Flattax, die 
einfache Einkommensteuer, die die Slowakei einführen will. Der slowakische 
Finanzminister Ivan Miklos hat angekündigt, dass es künftig nur noch einen 
Einkommensteuertarif mit einem einzigen Satz von 19 Prozent geben soll. Der 
Körperschaftsteuersatz wird zugleich von 25 auf 19 Prozent gesenkt. "Mit 
dieser radikalen Reform schaffen wir starke Anreize für Unternehmen, hier zu 
investieren", hofft Miklos und bringt es damit auf den Punkt: Die Flattax 
soll ausländische Unternehmen anlocken. Die Slowakei startet damit einen 
Wettbewerb, den womöglich auch Deutschland zu spüren bekommt.

 Reagans Experiment scheiterte

 Die Slowakei gehört damit zu den Ländern, die ein Investitionsparadies werden 
oder nur die Nachfrage stimulieren möchten. Russland hat vor zwei Jahren 
einen Einkommensteuer-Einheitssatz von 13 Prozent eingeführt. In Estland gibt 
es schon seit 1994 eine Flattax von 26, in Litauen seit 1995 von 25 Prozent. 
Hongkong erhebt 15 Prozent, die britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey 
begnügen sich mit 20 Prozent.

 Erforscht wurde die Flattax in den USA. In der Steuerreform von 1986 kam sie 
fast zum Durchbruch. Der damalige Präsident Ronald Reagan setzte einen 
Zweistufentarif mit 15 Prozent und 28 Prozent durch. Hohe Grundfreibeträge 
bewirkten, dass der Teil der Steuerzahler, der mit 15 Prozent belastet wurde, 
relativ klein blieb. Für die Masse der Einkommen galt de facto ein 
Einheitssatz von 28 Prozent. Reagans Reform zerbrach allerdings, nicht 
zuletzt weil der Präsident eine notwendige Bedingung für das Funktionieren 
der Flattax unerfüllt ließ: Er schaffte nicht genügend Steuervergünstigungen 
ab. Das Steueraufkommen schrumpfte. Die Anhänger der Flattax machen geltend, 
dass ihr System trotz des niedrigen Satzes das gewohnte Steueraufkommen 
aufrechterhalten könne, vorausgesetzt alle Vergünstigungen würden konsequent 
abgeschafft.

 Der Charme des Systems liegt darin, dass wirtschaftliche Entscheidungen, 
insbesondere die über Investitionen, nicht mehr durch steuerliche 
Kalkulationen vereitelt werden. Die Flattax ist zudem das ideale Mittel gegen 
Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. Denn die Steuer spielt kaum noch eine 
Rolle, die Grenzbelastung des Einkommens bleibt gering. Dies beschleunigt das 
Wirtschaftswachstum. Zudem erlaubt die Flattax die Steuererklärung auf einem 
einzigen Zettel.

 Die Befürworter der Flattax wehren sich gegen den Vorwurf, sie verstoße gegen 
das Prinzip der Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit. Die Steuerlast nimmt 
mit steigendem Einkommen zu, sie nimmt sogar überproportional zu. Und zwar 
dank der Grundfreibeträge. Der Durchschnittssatz liegt für 
Durchschnittseinkommen weit unter dem Einheitssatz. Nur die "Reichen" zahlen 
praktisch die volle Flattax.

 Streit in Deutschland

 In Deutschland wird die Flattax von liberalen Politikern und Wissenschaftlern 
gestützt, von linken abgelehnt. Dass auch Millionäre nur den niedrigen 
Einheitssatz zahlen, scheint für die viele in CDU und SPD eine unerträgliche 
Vorstellung. Was sie übersehen: Die "Reichen" zahlen im heutigen System im 
Zweifel noch weniger Steuern. Je höher die Einkommen, desto ergiebiger lassen 
sich Steuervergünstigungen nutzen.

 Der Karlsruher Entwurf der Wissenschaftler um Paul Kirchhof kommt einer 
Flattax nahe: 35 Prozent Spitzensatz von einem zu versteuernden Einkommen von 
22 000 Euro an. Ähnliches gilt für das Reformmodell der FDP mit seinem 
Dreistufen-Tarif. Für Helga Pollak, Steuerwissenschaftlerin in Göttingen, 
"macht nur eine Flattax es möglich, den Forderungen nach Einfachheit und 
Verständlichkeit, niedrigen Steuersätzen und geringen Umgehungsmöglichkeiten 
nachzukommen".
 
http://www.rheinische-post.de/
 

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