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Re: [ox-de] Frithjof Bergmanns Freiheitsbegriff



Hallo Christian,

Christian Siefkes wrote:
Hallo Stefan,

Stefan Seefeld schrieb:
Christian Siefkes wrote:
Hm, ich finde den Begriff der Entfremdung nicht unproblematisch, da er
leicht (wie beim jungen Marx) in einer idealistischen Weise gebraucht
wird
(nicht-entfremdet ist dann, was einem angenommenen Idealbild der
"menschlichen Natur" entspricht). Dementsprechend wird der Begriff auch
häufig normativ verwendet -- man nimmt an, für _andere_ entscheiden zu
können, ob deren Tätigkeiten entfremdet sind oder nicht (z.b. wenn
behauptest, dass Lohnarbeit generell entfremdete Arbeit ist). Das ist
nicht gut.

Nicht um's Entscheiden geht es, sondern um's Verstehen. Man glaubt zu
verstehen ob und wie Menschen entfremdet sind (oder nicht). Was ist daran
nicht gut ? Zum Problem wird das erst wenn der Erkenntnisprozess der
Ideologie untergeordnet wird, d.h. wenn man Entfremdung sehen will und
sie deshalb auch "uberall sieht.

Naja, die Unterschiedung zwischen Entscheiden und Verstehen macht dann
Sinn, wenn man den Begriff "Entfremdung" rein beschreibend verwendet --
aber meist wird mit der Begriff ja negativ verwendet, als etwas das es
zu überwinden gilt. Und die idealistischen Annahmen bleiben auf jeden
Fall problematisch.

Ich bin mir nicht sicher was Du mit 'beschreibend' meinst. Existiert das
Beschriebene unabh"angig vom Beschreibenden ?

Wenn ich auf der Unterscheidung zwischen Entscheiden und Verstehen rumreite,
dann geht es mir auch um Idealismus. Wenn Entfremdung wirklich objektiv ist,
dann kann es nur darum gehen sie zu erkennen. Wenn Du aber von Entscheidung
sprichst, klingt das vielmehr danach, als ob es hier nur um etwas geht das
a priori nur in unseren K"opfen existiert.

(Ich habe es auch hier auf dieser Liste schon erlebt dass sich Leute dagegen
gewehrt haben, so 'bevormundet' zu werden. "Ich lass' mir doch von Dir nicht
sagen was meine objektiven Interessen sind !". Etc.

Auch da versteckt sich IMO der b"urgerliche Freiheitsbegriff. Es ist (offenbar)
sehr schwer den Mythos der individuellen Freiheit als der Kontrolle "uber
sich selbst aufzugeben...)

Gruss,
		Stefan

-- 

      ...ich hab' noch einen Koffer in Berlin...
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