Re: [ox-de] Minderheit und Mehrheitshegemonie
- From: crox iac-research.ch (Christoph Reuss)
- Date: Sun, 6 Aug 2006 14:12:42 +0200
Jacob Steinhagen schrieb heute:
Ich muß keine Indianer anreisen lassen, da viele
Indianer in Europa - und durch die US-Army auch in Deutschland -
leben und arbeiten.
Oh ja, Exil-Indianer die für dieselbe Armee arbeiten die ihre Völker
zerstörte, sind natürlich sehr authentische "Vertreter". Etwa so
authentisch wie der Säuglingsexperte Jacob.
<Ironie on>
Es gibt ja wohl auch McDonald in der Schweiz. Ferner ist die Bundes-
verfassung der Schweiz nichts anderes als eine weitgehende Abschrift
der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Demnach ist eine
eigene kulturelle Identität der Schweiz gemäß Deiner These eine Illusion,
sondern Schweizer sind seit 1830 nichts anderes als Berg-US-Amerikaner.
<Ironie off>
Solcher Blödsinn geht nichtmal als Ironie durch. Nur um mal 2 Punkte
zu nennen: Die Schweiz hat zwar viele Amtssprachen, aber Englisch gehört
nicht dazu. Und von amerikanischen Genozidmassnahmen wurde sie auch
nicht betroffen, im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern wurde
CH nie von US-Truppen besetzt oder mit US-Stützpunkten verunstaltet.
Hättest Du "solide" Geschichts- und Politikkenntnisse, wäre Dir die
Beugung der Wirklichkeit durch Deine Hegemoniethese der Mehr-
heitskultur selber klar - und die darin verborgene rassistische Tendenz,
Nachfahren der Opfer eines Genozid ihre heutige eigene Kultur
abzusprechen.
Hätte Jacob einen Funken Wahrheitssinn, wäre ihm klar, dass Vergleiche wie
der obige (ebenso wie mit der "Minderheitensituation" in Schleswig-Holstein)
den amerikanischen Genozid auf inakzeptable Weise verharmlosen -- sowohl
was die Vergangenheit als auch die Gegenwart betrifft (z.B. müsste Jacob
noch zeigen, dass die dänische Minderheit in D in umweltverschmutzte
Gegenden geballt wird und über doppelt so häufig Opfer von Gewalttaten
(vorwiegend verübt durch die "Mehrheit") werden wie die "Mehrheit").
In Wahrheit besteht die Fortsetzung des Genozids darin, die kulturelle
Zerstörung wegzulügen, indem man eine bis zur Unkenntlichkeit
verfälschte und verwässerte Disneyland-Version als das Echte verkauft.
SO wird den Opfern des Genozids ihre eigene Kultur abgesprochen --
nicht indem man gerade auf diese Zerstörung hinweist!
Jacob's braune Projektion ist die konsequente Fortsetzung seiner anderen
orwell'schen 180°-Verdrehungen. "It's not a bug, it's a feature."
Auf seine nächste nächtlich-umnachtete Salve...
Christoph
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