Re: [ox] Re: Was ist Kompetenz?
- From: Thomas Kalka <Thomas.Kalka googlemail.com>
- Date: Sun, 25 Jun 2006 06:54:47 +0200
Säuglinge gehören - wie in vielen anderen Kulturen üblich - in einen
Tragesitz auf den Rücken oder vor den Bauch eines Erwachsenen,
nicht in einen Kinderwagen, um die Sicherheit der Nähe des Er-
wachsenen zu spüren und um trotzdem sich aus dieser Sicherheit
heraus mit der Umwelt auseinandersetzen zu können. So kann
man sie - wie in anderen Kulturen an der Tagesordnung - überall
mitnehmen, ob sie nun schlafen oder wach mit dem Tagesge-
schehen sich auseinandersetzen.
Ist das nur Nachplappern von Jean Liedloffs Suche nach dem Verlorenen
Glück oder eigene Erfahrung ?
Wir leben hier nicht in anderen Kulturen sondern in unserer, und was
hier passt oder nicht stellt sich nur heraus, wenn ohne voreingenommens
"so muss das sein" die Erwachsenen Kinder in ihren Bedürfnissen wahrnehmen.
Wir haben leider einige Monate gebraucht um festzustellen, dass unser
zweites Kind nicht wie das erste überall mitgenommen werden wollte,
sondern einfach in Ruhe in einem Rugigen zimmer schlafen wollte.
Ich erinnere in diesem Kontext an die Ausführungen von Arno Gruen zu
"sanften Reizen".
Es wird gesagt, die körperliche Nähe, im Arm der Mutter zu sein, sei ein
Urbedürfnis des Kindes, und wenn es weint, würde es dadurch
beruhigt. Dies ist
tatsächlich ein Bedürfnis, sogar ein wichtiges Bedürfnis, aber nicht
zu jeder
Zeit das einzige. Hunger und Durst, die auch lebensnotwendige,
grundlegende
Bedürfnisse sind, rechtfertigen es z.B. auch nicht, dem Säugling bei
jedem
Unruhigwerden die Flasche zu geben oder ihn zu stillen, weil man
davon ausgeht,
daß er gewiß hungrig ist. Ebensowenig ist das Herumtragen eine
allgemeingültige
Lösung für alle Beschwerden und Kümmernisse.
-- Anna_Tardos in http://coforum.net/?1270
Bei Jean Liedloff selbst ist zu lesen:
Der springende Punkt ist, daß die Yequana nicht kindzentriert sind.
Sie mögen
gelegentlich ihre Babys voll Zuwendung drücken, mit ihnen Guckguck -
Tschatscha
spielen, oder ihnen etwas vorsingen, doch die meiste Zeit verbringt
die Bezugsperson
damit, auf etwas anderes achtzugeben, nicht auf das Baby! Kinder,
die sich um die Babys
kümmern, betrachten auch dieses Kinderhüten als eine Nichtaktivität
und obwohl sie
diese überall mit herumtragen, geben sie ihnen nur selten direkte
Zuwendung. Somit
befinden sich Yequanababys inmitten der Aktivitäten, denen sie
später beiwohnen werden
während sie durch die Stadien des Kriechens, Krabbelns, Gehens und
Sprechens
voranschreiten. Dieser breite Ausblick auf Erfahrungen,
Verhaltensweisen,
Lebensrhythmus und Sprache des zukünftigen Lebens bietet eine reiche
Basis für ihre
sich entwickelnde Anteilnahme.
-- http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/glueck.html
Kinder sind sich in dieser Kultur vor allem selbst überlassen, und
anderen Kindern.
In unserer vereinzelten und vereinzelnden Knastkultur ist das nicht
leicht zu adaptieren ....
--tk
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