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Re: [ox] Re: Arbeit



Hallo Hans-Gert,

Am Donnerstag, 11. Mai 2006 20:23 schrieb Hans-Gert Gräbe:
Jac wrote:
"Die Psychoanalyse" gibt es  nicht. Es gibt zwei Schulen der
Psychoanalyse, ...

Ich sehe einen Kenner am Werk und freue mich, wenn wir diese Themen hier
endlich mal anfassen könnten. Hoevels hatte ich mehrfach ausführlich
zitiert, kannst einfach im Archiv nach dem Namen googeln, um die
zugehörigen (jeweils sehr kurzen) Threads zu finden.

Hoevels hat recht, Stirner einen Psychoanalytiker und sein Werk eine 
öffentliche Psychoanalyse zu nennen. Er irrt jedoch in jenem Punkt, daß
Max Stirners (aka Johann K. Schmidt) Verdienst allein in der Ablehnung
des "Über-Ich" läge. In seiner vor dem Einzigen publizierten Schrift "Wider
das Prinzip der Erziehung..." hat Stirner eine antiautoritäre Erziehung ein-
gefordert (vom Beruf war er Lehrer!) und damit im Grunde den Zusam-
menhang zwischen Erziehung und Über-Ich entdeckt. Weiterer Leugner 
des Über-Ich ist zweifellos neben de Sade auch La Mettrie in seinem
Hauptwerk "Anti-Seneca". 

C. G. Jung gehört zur die bestehende Gesellschaft tragenden Schule der
Psychoanalyse; Otto Gross, Arno Gruen, Hoevels etc. zur zweiten ge-
sellschaftskritischen Schule. Kritiker verweisen gern auf die Rolle und
fachlichen Ausgestaltung der ersten Schule, um die zweite Schule in
Misskredit zu bringen - um das revolutionäre Werkzeug Psychoanalyse
unbrauchbar zu machen.

Zusatzfrage: Wo ordnest du Erich Fromm da ein?

Zur zweiten Schule . Wobei eine revolutionäre  Psychoanalyse
ihr Thema verfehlt, solange sie nicht erkennt, daß die Sexualität nur ein 
Aspekt der Spaltung des Menschen durch pädagogische Herrschaft ist.
Es geht um die Überwindung der Spaltung selbst, um die Anknüpfung
an eine Entwicklung eigener Autonomie der Übereinstimmung des mensch-
lichen Seins mit allen Gefühlen und Bedürfnissen, nicht nur um eine
"befriedigende Genitalität", die alle Merkmale der Entfremdung trägt
(wie z.B. die Homosexuellenfurcht und die Definition der Sexualität als
heterosexueller Akt etc.). 

Es geht nicht um die Überwindung von Illusionen,  sondern die Illusionen 
sind "fleisch geworden" in der menschlichen Selbst-Spaltung und der 
Entwicklung falscher, durch die Spaltung  entstandener Bedürfnisse. 
Solange Menschen entfremdet, d.h., gespalten sind, in ihrer Persön- 
lichkeitsentwicklung dem Pfad der Macht gegen die eigene, angstbesetzte 
Lebendigkeit folgen, gibt es ein höchst reales Bedürfnis nach Dominanz, 
Macht, Recht zu haben, nicht klein beigeben zu müssen etc. Dies Illusion 
zu nennen, verkennt die Sachlage.

Da bin ich ganz Verfechter der Arbeiten von Arno Gruen.

Gruss,
Jacob

Gruss,
Jacob

Viele Grüße, HGG
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Kontakt: projekt oekonux.de



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