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Re: Ciao (was Re: [ox] Wer ist dieses "wir" ?)



Wolfram on Freitag, 5. Mai 2006 at 8:15 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:
Ein neue Gesellschaft verlangt nicht nur wirkliche Inhalte der  
sozialen Beziehungen, sondern auch einen Widerstand gegen alte  
gesellschaftliche Formationen. Emanzipation (e-manus-zipare = aus der  
Hand nehmen, die Zügel entreißen, Herrschaft aufheben) setzt doch  
voraus, dass man sich auch wirklich gegen die herrschenden  
Lebensbedingungen verhalten kann. Das Bestreben des Kapitals ist  
derzeit aber die Minimierung von Freizeit hierfür. Und wie das zu  
umgehen ist, war Thema.

Um noch eins draufzusetzen: der Zustand der Zivilgesellschaft und der
menschlichen Selbstentfaltung ist weit von ihren Möglichkeiten entfernt.
Eine erste Ahnung von der Keimform konnte (ich rede schon fast in der
Vergangenheitsform) aus den Freizeitaktivitäten von Programmierern
entstehen, aber selbst diese bleibt mit jedem Tag mehr hinter ihren
Möglichkeiten und vor allem Erfordernissen zurück und sind tatsächlich
nach wie vor eher eine Option im Geschäftsleben die man auch bleiben
lassen kann als eine verläßliche Realität die wächst. Zu glauben daß es
"eben passiert oder nicht passiert, je nachddem ob die Leute drauf Lust
haben und sich dafür die zeit nehmen" ist ungefähr genauso bescheuert wie
die umgekehrte Vorstellung, daß man eine revolutionäre Entwicklung
herbeiagitieren könnte.

"Das Bestreben des Kapitals" zu unterstellen halte ich allerdings für ein
wenig spekulativ; natürlich ist ein politisches Interesse der
Kundenbindungsgesellschaft, die Kompetenz für Eigenarbeit beständig zu
sabotieren, aber ich sehe hier durchaus jede menge Spielräume, die sich
auch mit verschiednen wirtschaftlichen Interessen verbinden lassen.

So ist zum Beispiel die Musik- und Filmindustrie vehement gegen die
Zirkulation von freiem Content, während die Hardware und
Breitbandindustrie geradezu davon lebt.
Microsoft bekämpft Linux, während IBM, HP und andere es fördern.

Diese Widersprüche bewußt zu erkennen und in Handlungsstrategien für die
Community umzusetzen helfen halte ich für die Aufgabe und die Mission 
einer community wie oekonux. Darin wäre sie hilfreich. Das ist mit Leuten
wie Christoph Entlarvus schwer zu machen, aber ich befürchte es ist auch
Leuten nicht so richtig bewußt, die lieber die Freie Gesellschaft
interpretieren statt sich zu fragen, wie man ihre Geburtswehen verkürzen
und einen Abortus verhindern kann.

Tja: endet also oekonux im allgemeinen Mißton und im Auseinandergehen? Ich
will es nicht ganz wahrhaben, denn die Aufgabe bleibt. Die Aufgabe, die
Community über  sich selbst aufzuklären, den Stand und die Dimension
Freier Modi bewußt zu machen, die Verknüpfung und Kreisläufe zwischen den
einzelnen Communities zu entdecken, also die interne Kraft; aber auch die
externe Kraft zu zeigen, die Chancen die durch substantielle Bündnisse mit
den Antimopopolisten des Informationszeitalters gegeben sind (denn im
Informationszeitalter muß jedes Geschäft auf einer Monopolrente basieren),
aber auch (und hier hätte jemand wie Christoph vielleicht doch eine ganz
wichtige Funktion) die Gefahren die permanent drohen. Die Aufgabe, sich
über die Konturen zukünftiger auf freiem Wissensaustausch basierender
Geselslchaften vorstellig zu machen, und so weiter.

Oekonux ist aber hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurückgeblieben; es
wird wild drauflosgebrabbelt und kaum einer führt ein Logbuch (dazu wre
das Wiki da) und setzt seine Äußerungen in bezug auf ein gemeinsames
Interesse. Danke Hartmut für die konstruktive Form, wie Du die p&p debatte
aufgenommen und neutralisiert zugleich hast.

Ich bin nach diesen Erfahrungen schwer dafür, daß sich eine community wie
diese zumindest eine minimale eine Verfassung gibt, ein Manifest schreibt
und ihren Zweck kontrolliert, was unter anderem auch die Aufgabe von
Personen sein muß. Rousseau hat das schon im Contrat Social beschrieben.
Alles andere ist, wie wir erlebt haben eine gewaltige Zeitverschwendung.
Der Weggang von Stefan Merten aus der deutschen Liste hat das nur
deutlicher gemacht. Es ist jetzt an derZeit, die Liste zu schließen oder -
weit über das was sie vorher war, denn offensichtlich ist sie noch immer
eine leichte Fehlkonstruktion - in Ordnung zu bringen. Zumindest für mich
ist das so.

"Experience is the Name we give to our Mistakes" (Oscar Wilde)
"Mistakes is the Name we give to our Experience" (unknown)

Franz

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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