Re: [ox] Re: zur Debatte ...
- From: Wolfram Pfreundschuh <wolfram pfreundschuh.de>
- Date: Wed, 3 May 2006 12:57:34 +0200
Hallo Helmuth,
Am 02.05.2006 um 15:58 schrieb Helmuth Supik:
ich habe zuvor zum Thema gesucht und fand diesen Artikel:
Er ist spannend, informativ und macht keine Simplfizierung und was
der Author
vorhersagte, traf zu.
(12 Seiten, daher ausdrucken und in Ruhe lesen):
http://www.wildcat-www.de/zirkular/56/z56paolo.htm
danke für diesen ausgezeichneten Text. Er ist gerade deshalb auch
wichtig, weil er die Zusammenhänge auf den Finanzmärkten erstens
empirisch gut belegt und zweitens auch - wenigstens teilweise und
etwas flüchtig - auf den Produktionssektor und die Binnenmärkte der
entgrenzten Nationalstaaten bezieht.
Was noch fehlt ist die Beziehung der Finanzmärkte auf die Ressourcen,
besonders Erdöl und Erdgas.
Darin sehe ich folgenden Zusammenhang: Die durch die "chained method"
des Bureau of Economics Analysis (BEA) versteckte Inflation des
Dollars, der z.Z. nur 48% von dem darstellt, was er nominell sein
soll, wird auf dem Weltmarkt nur noch durch den Petro-Dollar
aufgefangen, also durch das Handels-Monopol mit Öl durch Dollars, dem
sich einst die OPEC-Länder unterworfen hatten, als es ihnen noch
nutzte. Durch diese künstlich und nur durch wirtschaftliche Gewalt
hergezauberte "Dollardeckung" wurde das Öllieferversprechen durch den
Dollar zu einer Art Ersatzgold, seitdem Golddeckung durch die
Auflösung der Verträge von Bretton Woods aufgelöst war.
Der Irak Krieg ist den USA dadurch entgültig nötig geworden, dass der
Irak ausscherte und auch EURO als Dollarwährung zuließ und damit den
Ölmarkt de facto liberalisierte (übrigens auch der Grund, warum
Deutschland an dem Krieg gegen Irak nicht teilnehmen wollte - im
Unterschied zum "Balkan-Krieg"). Drei Monate nach Kriegsbeginn war
der EURO wieder aus dem Öl-Markt raus. Nun hat Iran dasselbe getan
und nimmt EURO-Währung gegen Öl in Zahlung. Das mindert die
Dollardeckung, die alleine aus dem Monopolversprechen des
Dollareigners möglich ist, ausschließlich durch diese Währung
Öllieferung garantiert zu bekommen. Außerdem sind die Öl-Lieferanten
im Nachhinein auch gezwungen, Leistungen aus den USA einzukaufen, um
ihre Dollars wieder loszubekommen.
Der einzig noch wirklich agierende Nationalstaat im Sinne der
Währungspolitik ist damit nur noch die USA. Und die muss durch
Weltkriege diesen Status erhalten, soll sie nicht an ihrem eigenen
Währungsbetrug zugrunde gehen. Von daher ist der Krieg gegen Iran
zwangsläufig, wie alle "Weltordnungskriege", wenn der Ölmarkt nicht
internationalisiert wird. In Zukunft kann nur noch Gewalt und
Anwendungsmonopolismus (z.B. auch Schürfrechte, Lizenrechte,
Patentrechte usw.) die US-"Wirtschaft" erhalten. Sie ist dadurch zu
einem System politischer Gewalt als Weltmacht geworden und zündelt
daher an allen Brennpunkten der Weltkonflikte. Die Neocons (besonders
unter ihrem Lehrer Leo Strauß) und die Kulturalisten (besonders
Huntington und Goldhagen) haben die ideologische Plattform
aufbereitet und den wirtschaftlich erzeugten Terrorismus mit
"kulturnotwenigider Terrorismusangst" unterlegt (siehe Huntigtons
"Kampf der Kulturen" und Goldhagens Plädoyer im Magazin der
Süddeutschen vom letzten Freitag). Wertedikussionen sind allerorten
nur noch reaktionär.
Mit Resourssenknappheit hat das alles nichts zu tun. Von der
wirtschaftlichen Seite her könnte die durch Öl gewonnene Energie
längst ausgeglichen werden, würde man sich auf alle
Energiegewinnungs- Energieverarbeitungs- und Energiespartechniken
konzentrieren, die schon verfügbar sind.
Grüße aus München
Wolfram Pfreundschuh________________________________
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