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Sinn der OX-Liste, war Re(2): [ox] Re: Wiki-Kommerz



Wolfram Pfreundschuh
 on Montag, 1. Mai 2006 at 7:01 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:

Aber ich dachte jetzt, es geht hier nur um das Programmieren und  
nicht um Textautoren?


Nein Wolfram, hier geht es um die Übertragbarkeit von Prinzipien der
freien Software (was zunächst auch nichts mit dem technischen Aspekt des
Programmierens zu tun hat) auf andere Bereiche der Wissensproduktion sowie
der Produktion im Allgemeinen.
Das schließt gerade auch die Feststellung der Unterschiede und
Besonderheiten der Sphären mit ein.
Wesentlich ist die Frage: kann das, was bei Freier Software im Sinn der
(geldfreien) Beziehung zwischen den Menschen "funktioniert"  (wie Du z.B
bei Christoph siehst ist man selbst darüber, ob da etwas im Sinn des
befreiten Handelns richtig funktioniert und was, und welche Rolle das
durchaus vorhandene Geld spielt, nicht ganz und genau einer Meinung, aber
im allgemeinen kann ein vager Konsens unterstellt werden daß da ein
attraktives Prinzip funktioniert) auf andere Bereiche übertragen werden.
Freie Software ist übrigens keine "Geschenkökonomie" in dem von Dir
referierten Sinn, die die sie hergeben, verarmen zumindest durch diesen
Akt per se nicht, denn sie haben sie auch und primär für sich selbst
produziert. Das ist eine ganz entscheidende begriffliche Differenz, die
ich für eine große Errungenschaften halte. Freie Software garantiert aber
auch noch  keine Kreisläufe, sie ist ganz und gar eingebettet in den
kapitalistischen Kreislauf der materiellen Ressourcen. Jetzt geht es um
die Frage, enthält sie ein "Keimformpotential", das eigene Kreisläufe
jenseits der minimalen Programierer - Community zu schaffen imstande ist.

Sollte es gehen, denn der Ton und Ductus in dieser Liste ist unerträglich
geworden. Ich hoffe immer noch daß die Ideologie "Producers gegen
Predators" jetzt endlich ausdiskutiert ist. Listen haben es an sich daß
sie unendlich störanfälllig sind gegen Mißverständnisse und Verkürzungen,
eben sehr rasch zum Biertisch degenerieren, wenn nicht allen Beteilgten
die Verantwortung fürs gemeinsame Thema klar ist. Das ist aber jetzt ein
anderes Thema.

Im übrigen bist Du gerade deswegen hier wichtig, weil eine große Tendenz
zur idealisierung des verhaltens der Freien-Software Entwickler besteht,
und weil Du zeigst wie vergleichsweise problematisch die von Stefan Merten
immer apotheotisch verklärte "Qualität doppelt freier Software" ist. Bzw.
wie Michel Bouwens in der englischen Liste schrieb: "To see free software
as an objective law, that we just have to wait until the GPL society falls
in our lap, while all the indicators are going negative, is to make the
old Marxist mistake of the inevitability of socialism." 

Franz

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