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Re: [ox] bedingungsloses Grundeinkommen



Hi,

Am Dienstag, 25. April 2006 20:37 schrieb Christoph Reuss:
- "Nehmen wir an, eine Krankenschwester verdient 2500 Euro. Nach Abzug des
Bürgergeldes von 1300 Euro müsste das Krankenhaus ihr noch 1200 Euro
bezahlen."
Aber weil Wenigverdienende bei der Mehrwertsteuer _überproportional_
Steuern bezahlen, geht das "Bürgergeld" gleich wieder für ebendiese MwSt
raus: 48% von 2500 = 1225 Euro, also praktisch ihr ganzes Bürgergeld. Ihr
Bürgergeld netto behalten dürfen also nur die Reichen -- gerade die, die es
am wenigsten bräuchten!

Dies ist allerdings nicht nur für die Mehrwertsteuer, sondern auch für die
in jedem Produktpreis enthaltenen Zinsen aller das Produkt herstellenden
und mit diesem handelnden Firmen maßgeblich. Alle Produktions- und
Zinskosten werden im Endverbraucherpreis vom Endverbraucher be-
zahlt. Wenigverdienende zahlen zur Reproduktion ihrer Arbeitskraft mehr 
an Zins ein, als sie an Zins - etwa durch Sparguthaben etc. - erhalten, 
Reiche dagegen erhalten mehr Zinseinkünfte, als sie zu ihrer Reproduktion 
in den Preisen ausgeben - und werden deshalb immer reicher. Künftig
wären daher im Endverbrauchspreis alle Produktions- und Zinnskosten
plus 48% Mehrwertsteuer zu entrichten. Eine Erhöhung der Mehrwert-
steuer beinhaltet daher eine Preiserhöhung für alle.

Lohnkosten sind Produktionskosten und Teil der Kalkulation in dem obigen
Beispiel des Krankenhauses. Das "Bürgergeld" ist deshalb in der Tat
nichts anderes als eine Subvention der Wirtschaftsbetriebe - in unserem
Beispiel des Krankenhauses, welches Lohnkosten einspart und dadurch
höhere Gewinne erzielen kann.

- Er fordert, alle Steuern abschaffen und durch eine Mehrwertsteuer von
"bis zu 48%" ersetzen, was gerade der bisherigen Staatsquote (Summe der
bisherigen Steuern) entspricht. Aber wenn die Steuersumme gleich bleibt,
woher soll dann das Grundeinkommen finanziert werden? "Der Staat müsste ja
das zu zahlende Bürgergeld über die Mehrwertsteuer wieder refinanzieren."
Wie die neoliberalen Oekonomen will Herr Werner den Kuchen zugleich essen
und behalten.

Durch Abschaffung aller Steuern bis auf die Mehrwertsteuer würde der Zins
allein für die Unterschiede zwischen Armen und Reichen sorgen, indem die
Wohlhabenderen nach wie vor mehr Zinseinkünfte erhalten, als sie in ihrem
Konsum ausgeben. Kein Börsenspekulant bräuchte sich über eine Tobin- oder
ähnliche Besteuerung seiner Spekulationsgewinne sorgen machen, da dies
ja angeblich sozial gerecht durch die Mehrwertsteuer im Endverbrauchspreis 
abgegolten wäre.

Es wären entgültig die Lohnempfänger und Wenigverdienenden, die nicht
nur ihre eigenen Löhne, sondern darüber hinaus noch mehr als heute den 
Staat finanzieren!!

- Dann behauptet er, durch diese Vereinfachung der Steuern würde "der ganze
gewaltige Verwaltungsapparat des Staates zusammenschnurren. Denken Sie mal
daran, wie viele Beamte ihre Zeit damit verschwenden, die Steuern zu
erheben, auszurechnen und zu überprüfen. Das wäre alles überflüssig."
Eine lächerliche Übertreibung -- die paar Steuerkommissäre sind jawohl
vernachlässigbar verglichen mit den sonstigen Staatsausgaben (Schulen/Unis,
Spitäler, Verwaltung, Strassenbau und -Unterhalt,
Landwirtschaftssubventionen, Abwassersysteme, Müllabfuhr, Polizei, Militär
etc. etc.).

Der Herr Werner scheint kein Gespür dafür zu haben, wie viele Menschen
direkt und indirekt durch den Staat Arbeit haben. Ein schlanker Staat bedeutet
laut Werner zwangsläufig Massenarbeitslosigkeit, solange die Wirtschaft
nicht zwangsverpflichtet wird, jeden heimgeschickten Beamten und
Angestellten des Staates für das gleiche Gehalt einzustellen.

Derartiger billiger Populismus ist wirklich unverantwortlich!

Gruss,
Jacob
________________________________
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Kontakt: projekt oekonux.de



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