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Re: [ox] bedingungsloses Grundeinkommen



http://www.attac.de/genug-fuer-alle/cms/readarticle.php?article_id=13

Mannomann, lauter innere Widersprüche und Milchmädchenrechnungen, die
hinten und vorne nicht aufgehen:

- "Nehmen wir an, eine Krankenschwester verdient 2500 Euro. Nach Abzug des
Bürgergeldes von 1300 Euro müsste das Krankenhaus ihr noch 1200 Euro
bezahlen."
Aber weil Wenigverdienende bei der Mehrwertsteuer _überproportional_
Steuern bezahlen, geht das "Bürgergeld" gleich wieder für ebendiese MwSt
raus: 48% von 2500 = 1225 Euro, also praktisch ihr ganzes Bürgergeld. Ihr
Bürgergeld netto behalten dürfen also nur die Reichen -- gerade die, die es
am wenigsten bräuchten!

- Er fordert, alle Steuern abschaffen und durch eine Mehrwertsteuer von
"bis zu 48%" ersetzen, was gerade der bisherigen Staatsquote (Summe der
bisherigen Steuern) entspricht. Aber wenn die Steuersumme gleich bleibt,
woher soll dann das Grundeinkommen finanziert werden? "Der Staat müsste ja
das zu zahlende Bürgergeld über die Mehrwertsteuer wieder refinanzieren."
Wie die neoliberalen Oekonomen will Herr Werner den Kuchen zugleich essen
und behalten.

- Dann behauptet er, durch diese Vereinfachung der Steuern würde "der ganze
gewaltige Verwaltungsapparat des Staates zusammenschnurren. Denken Sie mal
daran, wie viele Beamte ihre Zeit damit verschwenden, die Steuern zu
erheben, auszurechnen und zu überprüfen. Das wäre alles überflüssig."
Eine lächerliche Übertreibung -- die paar Steuerkommissäre sind jawohl
vernachlässigbar verglichen mit den sonstigen Staatsausgaben (Schulen/Unis,
Spitäler, Verwaltung, Strassenbau und -Unterhalt,
Landwirtschaftssubventionen, Abwassersysteme, Müllabfuhr, Polizei, Militär
etc. etc.).

- "Die billigen Textilien aus China oder Rumänien kommen doch nur so billig
hier an, weil sie nur mit einer Mehrwertsteuer von 16 Prozent belastet
sind."
Komisch, ich dachte das läge daran, dass dort die Löhne und Nebenkosten
20-50mal tiefer sind als in D. Dieser Mann ist doch nicht mehr ernst zu
nehmen!

- "Nehmen Sie die frühere DDR. Dort gab es Geld im Überfluss, aber man
konnte sich nur sehr wenig kaufen. Also was ist wichtiger: Das Geld? Oder
die Güter?"
Null Relevanz für die heutige BRD! In der DDR konnte man mit dem "Geld" nur
sehr wenig kaufen, weil es wertloses Spielgeld war und man hinter einer
hohen Mauer lebte. Passé! Heute gilt: Wer Geld hat, kann Waren importieren,
selbst wenn im Inland keine produziert werden.

- "I: Sie halten fünf Millionen Arbeitslose also für einen Beweis der
Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft?
  W: Zumindest ist es ein Ausdruck der Produktivitätsentwicklung."
Aha, Bulgarien mit 16% Arbeitslosen hat demnach eine höhere Produktivität
als D. Und dass die Schweiz nur 4% Arbeitslose hat, unter Berücksichtigung
der hier arbeitenden EU-Arbeitnehmer etwa _minus_ 2%, liegt an unserer
geringen Produktivität, ja? (deutlich höhere Exporte pro Einwohner) Oder
liegt es evtl. am vielen Geld, das hier vorhanden ist? Ach nein, mit Geld
kann man ja nichts kaufen...


Wie bei Lessig, Spehr und all den anderen Preds kann man über Herrn Werner
sagen: Für wie dumm hält dieser Mann seine Leser eigentlich?

Nur so zum Vergleich: An Millionenbauern und andere Neofeudalisten zahlt
die obige Krankenschwester heute (in Form von überhöhten Mieten,
Warenpreisen und Steuern) etwa das von Herrn Werner geforderte
Grundeinkommen. Herr Werner will nun die Mio.bauern steuerlich entlasten,
ihnen noch obendrauf dasselbe Grundeinkommen bezahlen wie der
Krankenschwester (weil die armen Mio.bauern ja genauso darauf angewiesen
sind), die Krankenschwester soll aber noch höhere Steuern zahlen als
bisher, plus weiterhin das Grundeinkommen an die Mio.bauern -- die arme
Frau muss also ihr Grundeinkommen gleich an die Mio.bauern weitergeben,
zusätzlich aber höhere Steuern zahlen!
Und so ein Mega-Betrugsschema wird hier als die grosse Befreiung von der
Arbeit gefeiert.

Kopfschüttelnd,
Christoph




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