Message 10523 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT10325 Message: 46/123 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Noch mal zur Freien Gesellschaft



Hallo Hans-Gert,

ist ja rührend dass du so im vorbeigehen eine Psychobabbel"analyse" meiner
Person versuchst:

Das ?úberich ist der Nachhall erlittenen Zwangs in der Situation
extremer Schw?§che (n?§mlich der fr?ºhen Kindheit), noch dazu in sp?§ter
unvorstellbar gro?üer emotionaler Abh?§ngigkeit; es ist der verl?§ngerte
Arm der fr?ºhkindlich erlebten Eltern und wirkt aufgrund dieser Genese
weit ?ºber deren Lebenszeit und seine Urspr?ºnge hinaus, gegen?ºber denen
es sich bald verselbst?§ndigt hat, als "psychisches Introjekt". Es kann
sich aufgrund dieses Ursprungs in wirklich externen Personen leicht
selber personalisieren (der "liebe Gott" in den Gl?§ubigen, als
"Verfolger" - oder ganzer Verfolgerorganisationen - in den
Paranoikern) [... Dies] erkl?§rt ausreichend, wer da wohl unsichtbar
dem "Patienten", d.h. jedem Menschen die Pistole an die Schl?§fe h?§lt,
wenn er sich ?ºber seine W?ºnsche und Wahrnehmungen (?ºbrigens sind auch
W?ºnsche nur - innere - Wahrnehmungen) klarwerden will und ?ºber gewisse
Impulse befremdet ist; die fr?ºhe Gewalt, der fr?ºhe Zwang persistiert
in permanenter Form und deformiert seinen Tr?§ger.

Das ?úberich besteht haupts?§chlich aus S?§tzen; sie sind wie gesagt, in
tiefer Schw?§che und emotionaler Abh?§ngigkeit erlebt worden und hallen
in ihm lebenslang wider - "du sollst ..", "du darfst ..", das und das
"ist so". Derlei gibt es noch mehr und trotz aller Einf??rmigkeit durch
gesellschaftliche Selektion ist es individuell verschieden und
spezifisch; die Psychoanalyse hat die therapeutische Aufgabe, diese in
den "Stimmen" vieler Paranoiker oft nur wenig verzerrt wiederkehrenden
S?§tze akustisch zu verst?§rken und zu fixieren, den inneren Feindsender
abzuh??ren, sie durch ihren genauen Wortlaut und wom??glich ihre
<b>Stimmf?§rbung</b>, ihren <b>Klang</b> wieder erkennbar zu machen;
dadurch verlieren sie ihre Kraft. (Die intelligentesten und
freiwilligsten meiner Leser k??nnen das auch ohne Psychoanalytiker
versuchen: ruhig abh??ren, genau hinh??ren; sicher und deutlich, aber
spontan, identifizieren. UND DANN EINS IN DIE FRESSE! (upcase im
Original - HGG) Das n?ºtzt tats?§chlich.)
</zitat>

Das d?ºrfte in etwa die emotionale Grundstimmung treffen, die
Sostschenko bewegt hat und die dich vielleicht bewogen hat, auf ihn in
dem Kontext Bezug zu nehmen. Und vielleicht auch Christophs
producer/predator Dichotomie.  Die f?ºr ein akademisches Traktat
ungew??hnliche Sprache untersetzt Hoevels ein paar Seiten weiter so:

<zitat>
"Dem ?úberich eins in die Fresse! (und allen seinen Abk??mmlingen
selbstverst?§ndlich dazu)" - diese Parole klingt nicht gerade
akademisch, aber nichtsdestoweniger ist sie die treffendste Widergabe
des Wirkzentrums der psychoanalytischen Therapie, die mit so wenigen
Worten m??glich ist, und wer der in diesem zentralen S?§tzlein
gebundenen Emotionsh??he davonsaust, macht sein zages und gehorsam
gartenzwergendes Therapieren ziemlich wirkungslos [...]
</zitat>

Wenn du diese innere Barriere durchsto?üen hast, dann bist du selbst
ein St?ºck weiter, aber du siehst die anderen vor deren eigenen
Barrieren stehen und kannst ihnen nicht helfen. Wenigstens nicht
unmittelbar und in der Geschwindigkeit, die du gern h?§ttest.  Du hast
damit eine Form des Leidens abgelegt (die ihre Quelle im unterdr?ºckten
ES hat), um nun in eine andere Form des Leidens zu geraten, das in
Werken wie "Verstand schafft Leiden" oder "Kassandra" trefflich
beschrieben ist; Leiden am Verhalten der "Zivilisten" (in C.Spehrs
Terminologie), die das, was du f?ºr dich als wichtig herausgefunden
hast, weiter flei?üig verdr?§ngen und damit bestenfalls sogar
gl?ºcklicher leben als du. Oder selber weiter leiden und nicht
verstehen, warum. Dem mit "hassen" und "ausrotten" begegnen zu wollen
- eben mit "revolution?§rer Ungeduld" - verkennt, dass die je eigene
?úberwindung der Barrieren *nur* von innen heraus kommen kann.

Eigentlich ist das ganze ja bloss eine verpuddingte Wiederholung des
früheren Vorwurfes, die Produzenten müssten selber zu Predators werden,
um die Predator-Macht überwinden zu können.  Muss ;) ich jetzt wirklich
nochmal lang und breit erklären, dass und warum das nicht so ist?

Und den Paranoia-Vorwurf hatten wir ja hier auch schon diskutiert -- er
ist geradezu absurd angesichts der täglichen einschneidenden Erfahrungen,
die wir alle mit den Auswirkungen der Predator-Macht machen _müssen_
(wenn auch bei weitem nicht alle gleich stark -- Professoren sind da
in einer recht komfortablen Position -- also das klassische "Salon-Sozi"-
Syndrom, im englischen auch bekannt als "I'm alright, Jack"-Syndrom).


Den "neuen Menschen" kann man nicht "erziehen" - f?ºr mich eine der
zentralen Erfahrungen aus den realsozialistischen Experimenten.

Dass eine Predator-"Revolution" so mies ausging, heisst überhaupt nicht,
dass eine Producer-Revolution auch mies ausgeht.  Eher bestätigt es gerade
die Richtigkeit der P/P-Unterscheidung.

Wenn die Erzieher Predators sind, dann ist die Erziehung natürlich schädlich
(auch besonders auffällig im heutigen Fernsehen).  Erziehung durch Producers
und nach Producer-Werten ist hingegen sehr nützlich und nötig für eine
funktionale und nachhaltige Entwicklung (sowohl für das Individuum als auch
für die Gesellschaft).  Das obige Psychogebabbel von den ach-so-brutalen
Eltern vergisst nämlich, dass da Predator-(Erziehungs)Methoden kritisiert
werden, nicht Erziehung per se.  Es geht auch anders, aber das heisst nicht
dass das dann keine Erziehung ist.  Nur nicht das Kind mit dem Bade
ausschütten...

Gruss,
Christoph




~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
SpamWall: Mail to this addy is deleted unread unless it contains the keyword
"igve".


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT10325 Message: 46/123 L1 [In index]
Message 10523 [Homepage] [Navigation]