Antw: Re: [ox] Potsdamer Denkschrift 2005
- From: "Wolfgang Gaiswinkler" <wolfgang_gaiswinkler waff.at>
- Date: Tue, 22 Nov 2005 16:38:38 +0100
Rudolf-Sponsel sgipt.org 11/22/05 3:31 >>>
Christoph Reuss schrieb:
Rudolf Sponsel schrieb:
Alle Politik ist notwendig ideologisch. Wenn manche Pseudoobjetkivisten
so tun als sei Ideologie ein besonderes Merkmal des Marxismus und sie
selbst ideologiefrei, so ist das schlichte Dummheit oder, sehr
wahrscheinlicher, einfach Propaganda.
Und wenn manche Pseudoobjektivisten
so tun als sei Marxismus-Kritik zwangsläufig Ideologie, aber Marxismus
selbst ideologiefrei, so ist das schlichte Dummheit oder, sehr
wahrscheinlicher, einfach Propaganda.
Einverstanden.
Wie gesagt: Predators denken _formalistisch_ ("Marx sagt das, Marx ist eine
grosse Autorität, also stimmt das was Marx sagt; kapitalistische Ideologen
kritisieren Marx, also sind alle Marxkritiker Ideologen"), wohingegen
Produzenten _inhaltlich_ denken ("Was sagt Marx konkret, und ist das
inhaltlich eine brauchbare/realistische/zeitgemässe Lösung für die realen
Probleme im 21.Jahrhundert? Könnte es nicht sein, dass sich inzwischen
die Umstände geändert haben und neue Problemkreise hinzukamen, an die
Marx noch nicht dachte? Stichworte soziale+geografische Mobilität und
Umweltzerstörung.").
Je schlimmer die Zustände durch realitätsfremde und von Steinzeit-Denke
(Jäger&Sammler) geprägte Predator-Fehlentscheidungen werden, umso
dringender wird es, dass die realitätsbezogenen, zukunftsorientierten
Produzenten bedeutende Macht erhalten. Das Ersetzen einer Predator-
Ideologie durch eine andere Predator-Ideologie (egal wie man sie
bezeichnet) ist keine Lösung.
Die Gleichsetzung des Predatordenkens oder -handelns mit steinzeitlichen Jägern und Sammlern zeigt meines Erachtens dass diese Predator/Produzenten Einteilung konfus ist und weder analytisch noch praktisch weiterbringt.
In vielen durchschnittlichen Ethnologiebüchern wirst Du nachlesen können, Chrsitoph dass die Phänomene die Du kritisierst und die den Predatoren eigen sein sollten, dass diese Phänomene in Jäger- und Sammlergescellschaften gar nicht exisiteren. Erst mit Ackerbau und Produktion ist es möglich in relevantem Ausmaß zu akkumulieren.
Man könnte also durchaus sich eine Theorie zurechtschnitzen und behaupten mit Ackerbau und Produktion von Gütern hätten die Probleme erst angefangen. Hoch die Predators und gegen die dumpfen Bauern. Predators könnte man mit Jäger und Sammler oder Wildbeuter übersetzten - klingt doch ganz sympathisch.
Ich würde so eine Theorie wohl für etwas zu vereinfacht halten und vielleicht könnte man da auch ein bißchen Karl May Romantik kritisch darin erkennen. Aber etwas historisch richtiger schiene sie mir doch als diese Predator=schlecht - Produzenten=gut Einteilung.
Beste Grüße
Wolfgang
Aber die Nicht-Predatorik ist auch Ideologie, möglicherweise, von einer
bestimmten Perspekive aus gesehen, sogar auch Predatorik. Also stellt
sich die Frage, wie zwischen Ideologien entschiedenen werden soll, z.B.
über Wahlen.
Christoph
Rudolf Sponsel, Erlangen
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