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[ox] Christian Wagner * Patentrecht statt Menschenrecht? - Das Dilemma der Pharmaforschung (was: [ox-en] Conference documentation / Konferenzdokumentation)



Patentrecht statt Menschenrecht?
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Christian Wagner [cwagner at bukopharma.de]

Das Dilemma der Pharmaforschung
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BUKO Pharma-Kampagne http://www.bukopharma.de/

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Gesundheit ist ein Menschenrecht
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o    Gesundheit ist ein Menschenrecht

     Allgemeine Menschenrechtserklärung der UN, 1948

o    Ein Traum?

     o    Genug Arzneimittel für alle Menschen

     o    Bezahlbare Medikamente

     o    Medikamente für alle wichtigen Krankheiten

HIV-Infektionen 2002
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o    Sub-Saharan Afrika: 28.1 Millionen

o    Weltweit: 42 Millionen

Spread of HIV in sub-Saharan Africa, 1987
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Spread of HIV in sub-Saharan Africa, 1997
=========================================

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Unbezahlbar krank
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o    Medikamente für eine Jahrestherapie:

     10.000 US $ pro Person

     (Markenprodukte, USA, Dreier-Kombinationstherapie)

o    Zur Verfügung stehen im südlichen Afrika:

     8 US $ durchschnittlich pro Jahr/Person

Thesen
======

o    Existierendes System von Forschung, Entwicklung und Produktion
     versagt

o    Medikamente für viele unbezahlbar

o    Wichtige Krankheiten von Forschung vernachlässigt

o    Forschung orientiert sich nicht am Bedarf, sondern an den zu
     erwartenden Profiten

o    Alternative: Forschung als öffentliche Aufgabe

Gliederung
==========

o    Basics

     Wie funktioniert das System? Entwicklung und Vermarktung von
     Medikamenten

o    Führt die "Belohnung" durch Patente zu den Arzneimitteln, die wir
     brauchen?

o    Forschung als öffentliche Aufgabe

     Forschungsergebnisse als öffentliches Gut

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Forschungsförderung
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Forschung der Pharmaindustrie wird gefördert mit

o    Finanziellen Zuschüssen

o    Steuererleichterungen

o    Patenten = Exklusivverkaufsrecht

o    Freier Preisgestaltung

Was kostet Forschung?
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o    Behauptung der Industrie: 800 Mio. $für jedes Medikament

Aber:

o    Viele billige "Scheininnovationen"

o    Rechnerische Tricks (z. B. opportunity costs)

o    Reale Kosten für F&E: 120-150 Mio. $ pro Medikament

o    USA: Hälfte der Pharmaforschung aus öffentlichen Geldern
     finanziert

Aids-Medikamente der 1.Generation
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Wirkstoff         Entwicklung      Patentinhaber     Vermarktung und
                                                     Gewinn
................. ................ ................. ................
AZT               Michigan Cancer  Glaxo Wellcome    Glaxo Wellcome
                  Foundation
ddI               NIH              NIH               Bristol-Myers
                                                     Squibb
ddC               Michigan Cancer  USA               Hoffmann-La
                  Foundation                         Roche
Abacavir          University of    Borroughs         Glaxo Wellcome
                  Minnesota        Wellcome
d4T               Michigan Cancer  Yale University   Bristol-Myers
                  Foundation                         Squibb

Cptech 2000

Was bietet uns die Pharmaindustrie für ihre Privilegien?
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Kaum Innovationen
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o    Nur 20% der "neuen" Produkte sind wirklich innovativ

o    Die Leitstrukturen für die 20 wichtigsten therapeutischen
     Innovationen sind öffentliche Entwicklungen

Lifestyle Medikamente für die Reichen...
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o    Potenzmittel:

     1998 Viagra (Pfizer)

     2003 Cialis (Lilly)

     2003 Levitra (Bayer)

o    Haarwuchsmittel

o    Schlankheitsmittel

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Weltweiter Pharmamarkt: 400 Milliarden Dollar
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** Unable to import figure Wagner6.png **

...nichts Neues für die Armen
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o    "vernachlässigte Krankheiten": Tropenkrankheiten, Tuberkulose
     (Armutskrankheit)

1975 bis 1999 entwickelt: 1400 neue Wirkstoffe

** Unable to import figure Wagner7.png **

Trouiller 2002

Der K(r)ampf um ein neues Medikament
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o    1990 Krebsmedikament Eflornithin wirksam gegen Schlafkrankheit

o    1995 vom Markt genommen: "unrentabel"

o    Ab 1995: WHO sucht Hersteller (vergeblich)

o    2000 USA: Enthaarungscreme Vaniqa (R) kommt auf den Markt.
     Wirkstoff: Eflornithin

o    2001 Wiederaufnahme der Produktion gegen Schlafkrankheit für 5
     Jahre

Pharmaindustrie versagt
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Verschleierung dieses Missstands durch:

o    Desinformation

o    Werbebudget = doppelt so hoch wie Forschungsetat

o    Verheimlichung der wahren Forschungskosten

o    Geheimniskrämerei

o    Bestechung

Schlussfolgerung
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Das bestehende System ist

o    ineffizient

o    korrupt

o    ungerecht

o    unsozial

o    teuer

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Es geht auch billiger
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o    Neue Malariamedikamente von GlaxoSmith Kline:

o    Malarone(R)

     patentiert => Therapie 50 Euro pro Person

o    Lapdap

     Entwicklung koordiniert von WHO

     Gemeinschaftsprojekt von GSK, britischen und afrikanischen
     Universitäten

     kein Patent für GSK => Therapie 50 Cent pro Person

Forschung als öffentliche Aufgabe
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o    Schon jetzt investieren öffentliche Kassen sehr viel Geld in
     medizinische Forschung

o    Privatunternehmen erhalten Exklusivrechte auf Ergebnisse dieser
     Forschung

o    Die Allgemeinheit zahlt doppelt:

     1.   Für Finanzierung der Forschung

     2.   Für völlig überhöhte Produktpreise

Globaler Forschungsfond
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o    Jedes Land zahlt bestimmten Prozentsatz des Bruttosozialprodukts
     ein

o    Festlegung der Forschungsziele im öffentlichen Diskurs

o    Ergebnisse als public good

Public Domain Forschung
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o    Human Genom Project (DNA Sequenzierung)

o    SNP Konsortium (Identifikation von DNA-Variationen)

o    Electric Genetics: Open Source Software für Genomanalyse
     http://www.egenetics.com/

o    Open Bioinformatics Foundation

o    Biobricks http://parts.mit.edu/

Vorteile des öffentlichen Wissenschaftsbetriebs
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o    Nicht Kommerz, sondern Thema steht im Vordergrund

o    Öffentliche Diskussion statt Geheimniskrämerei

o    Schnelle Entdeckung von Fehlern

o    Vermeidung unnötiger klinischer Studien

Menschenrecht statt Patentrecht
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Gesundheit ist ein Menschenrecht

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Zusätzliche Folien

TRIPS-Abkommen der WTO
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o    zwingt Länder der Dritten Welt, Pharmapatente anzuerkennen

o    Verschärfung des Patentschutzes:

     Weltweiter Patentschutz für jedes neue Arzneimittel

o    20-25-jähriger Patentschutz

o    Macht Arzneimittel für Dritte Welt unbezahlbar

o    Möglicher Ausweg: Zwangslizenzen

Indisches Patentrecht - heute und morgen
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Indisches Patentrecht              TRIPS-Regelung
.................................. ..................................
Prozesspatent                      Produktpatent
Patentlaufzeit 5 Jahre             Patentlaufzeit 20 Jahre
Automatische Zwangslizenzierung    Keine automatische Zwangslizenzen
nach 3 Jahren
Patentinhaber muss Verletzung des  Beklagter muss seine Unschuld
Patentschutzes beweisen            beweisen

10/90 - Lücke
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o    Krankheiten, die vor allem arme Menschen betreffen, werden nicht
     oder nur kaum erforscht

o    Auf 90% der Weltkrankheitslast fallen nur 10% der
     Forschungsausgaben

Vernachlässigte Krankheiten: Malaria, Tuberkulose

Besonders vernachlässigte Krankheiten: Schlafkrankheit, Chagas,
Leishmaniose

Free Access to Scientific Publishing
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Kostenloser Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet

o    PLoS - die Pioniere http://www.publiclibraryofscience.org/

o    BioMed Central - The open access publisher
     http://www.biomedcentral.com/

o    Heinz Nixdorf Zentrum für Informationsmanagement
     http://www.zim.mpg.de/

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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