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Re: [ox] Vertrackte Antworten - Oekonux als Event, als Nicht-Event, als Projekt, als Verein und als Label



Lieber Stefan,

(1)

danke für die klare Beschreibung dessen, wie du dein "Hineinwachsen
in Oekonux" und dabei Oekonux selbst wahrnimmst.  Ich entnehme
deiner Darstellung als für mich wichtiges Moment, dass Oekonux
(auch) für dich ein lebendiges Projekt konkreter Menschen ist, also
du mit Blick auf meine Kontroverse mit SMn ([pox] am 2.2.)

SMn: * The Oekonux project

  Mainly a virtual entity as a tool used by the participants to pursue
  some of their interests. This is what I'd call the organization in
  the sense of an institution.

HGG: Here I have a quite different perception: It is not a tool but
a living organism, created by real people within the real world.

SMn: I don't see a contradiction here. Like software I consider each
instrument to be changeable and thus in a sense living. What I wanted
to emphasize is the instrumental character of the project.

mit der Heraushebung des instrumentellen Charakters des Projekts
ebenfalls Probleme hast.

Auch wenn du zunächst über die "Datenspur" (iSv HGG) - d.h. Texte -
dieser "konkreten Menschen" auf den ganzen diskursiven Zusammenhang
aufmerksam geworden bist.  Dass es noch dazu gerade ein Text war,
über den ich hier und heute noch immer mit SMn in Auseinandersetzung
bin, ob er (schon) inside-Oekonux ist, finde ich besonders spannend.
Zeigt es doch, dass - wenigstens in diesem konkreten Fall - Oekonux
mehr ist als in SMn's Wahrnehmung.  Ich behaupte: *Das ist normal*.
Oekonux ist mehr, als *jede(r)* der Beteiligten wahrnimmt.  Meine
zentrale Frage: Kann man dieses Mehr *bewusst* produktiv machen?

D.h., ich frage eigentlich nur noch "Wie?". Denn dass ich fest davon
ausgehe, dass eine solche "bewusst produzierte" (kreative) Macht der
Vereinigung der Individuen mehr ist als die sich spontan
zusammenfügende Vereinigung der (kreativen) Macht der Individuen
(und dass es für mich zentral mit "Kommunismus" zu tun hat, dieses
Mehr auch praktisch besser zu verstehen), habe ich mehrfach deutlich
gemacht. Übrigens ein Thema, dessen Schärfe und Konturen für mich zu
großen Teilen gerade hier in diesem Diskurs gewachsen sind. Aber
eben nicht *nur* hier.

(2) *Innerer Kreis:*

Das Thema spielte im März in der Diskussion um die Chemnitzer
Konferenz auf [pox] auch schon eine wichtige Rolle, weil mir
überhaupt nicht klar war, wo solche Fragen zu verhandeln sind.  Ich
hatte auf [mox] angefangen, dann haben wir das mit SMn auf [pox]
gepackt, in der heißen Phase gab es eine Reihe von pm's mit bis zu 5
Leuten im Empfänger (vielleicht sind meine Motive, *warum* ich das
damals immer wieder versucht habe auf [pox] zu zerren, nun
deutlicher) und schließlich hat SMn als Maintainer entschieden.

Meine praktische Erfahrung (nicht nur) von damals: *Es gibt derzeit
keinen solchen (wohlumrissenen) inneren Kreis.*

Das unterstreichen zwei weitere Beipiele. Das erste ist Karsten
Weber in Chemnitz, dessen inneres Bild von Oekonux (zunächst)
inhaltlich weitgehend mit SMn und dessen Vortrag identisch war und
der weder SMz noch mich als oekonux-relevant wahrgenommen hatte
(siehe meine mail vom 22.8. und deren Vorläufer). Und das zweite
gibst du selbst: Wenn ich 1. und 3. deiner Ausführungen
nebeneinander lege, dann folgt daraus: Ich gehöre (bzw. gehörte
damals) für dich *nicht* zu diesem inneren Kreis.  Obwohl ich
Mitglied des Vereins seit dessen Gründung bin, in Wien selbst
mehrere Sessions moderiert habe, mein Versuch während der Konferenz
im Wiki (http://de.wiki.oekonux.org/BerichteOx3) was zu pushen etc. ...

Ich persönlich halte das Fehlen eines solchen wohlumrissenen
"inneren Kreises", einer "Developer Group", für den derzeit
gravierendsten Konstruktionsfehler von Oekonux. Er hat nach meinem
Verständnis seine Quelle in einer speziellen Sicht auf Offenheit,
deren Radikalität übersieht, dass das Treffen von Entscheidungen
zunächst einmal *rein strukturell* Verantwortungsfähigkeit
voraussetzt.

Natürlich gibt es *faktisch* einen sich spontan bildenden "inneren
Kreis", aber dessen unscharfe Grenzen führen im Prinzip genau zu
dem, was derzeit hier zwischen SMn und mir abgeht. Das ist mir mit
SMn's letzter mail noch einmal sehr deutlich geworden. Aber dazu im
direkten Reply.

Im einfachsten Fall lassen sich die Konturen des "inneren Kreises"
durch eine Erklärung markieren, keine "Randfigur" von Oekonux sein
sondern Verantwortung für und im Projekt übernehmen zu wollen. Eine
solche "Selbstverpflichtung" ist weniger als für die Aufnahme in
eine klassische "Developer Group" gelegentlich gefordert wird.
Praktisch sehe ich hier eine (bisher vollkommen unterbelichtete)
Rolle des Vereins: Wer bereits ist, Verantwortung für und im Projekt
zu übernehmen, der wird Mitglied des Vereins. Ein weitgehend
symbolischer Akt des Bekenntnisses zu Oekonux, auch wenn (§ 3.5 der
Satzung) der Vorstand der Aufnahme formal zustimmen muss. In diesem
Kreis fänden dann auch projekt-strategische Diskussionen statt, die
jährliche MV wäre nicht nur ein Appendix des Linux-Tags etc.

Der Maintainer wäre ein "primus inter pares" und viele Konflikte,
die heute direkt auf Stefan prallen und von ihm operationalisiert
werden müssen, hätten ein viel dichteres diskursives Vorfeld.  Der
Charakter von "Projekt Oekonux" als Projekt konkreter Menschen würde
stärker sichtbar.

... jeder, der sich in den Vorstand wählen lässt, trägt die volle
Verantwortung für alles, was hier geschieht ...

Auch diese Last wäre dann leichter zu tragen.

(3) *Chemnitzer Konferenz:*

Vielleicht hierzu auch meine Sicht der Dinge.  Projekte entwickeln
sich nicht nur aus der eigenen Substanz, sondern auch durch das, was
in sie reingetragen wird.  Was in der Realität natürlich nicht mal
eine Dichotomie ist, sondern ein Kontinuum.  Insofern ist klar, wenn
*ich* als bekennender Oekonuxi *und* Vorstandsmitglied der RL
Sachsen eine Konferenz wie die Chemnitzer organisiere (und bei der
Zusammenstellung der Inhalte und Personen war ich weitgehend auf
mich allein gestellt), dass ich das auch in beide Diskurse
reintragen werde.

*Für mich* steht die Frage also gar nicht, ob CC ein "Oekonux-Event
war". Ich trage das hier auf die Liste wie selbstverständlich rein
und lasse mich da auch nicht durch Zwischenrufe wie etwa SMn am 25.6.
irritieren.  Wer dabei war, kann meine Bemerkungen mit seinen
eigenen Eindrücken vergleichen, wer nicht dabei war, muss mit den
(keineswegs spärlich vorhandenen) schriftlichen Dokumenten vorlieb
nehmen.

Nein, die Frage war nur, ob das ein spontaner Prozess sein wird oder
ob das "Projekt Oekonux" hier etwas "bewusst gestalten" kann/ will/
soll/ möchte. Kurz, ob das "Projekt Oekonux" gegenüber anderen
diskursiven Zusammenhängen ähnlicher Ausrichtung "beziehungsfähig"
ist - in diesem speziellen Fall und überhaupt.  Hier fällt uns mE
das strukturelle Fehlen einer über den Maintainer hinausgehenden
Entscheidungsfähigkeit auf die Füße.

Ist übrigens eine Oekonux-interne Frage jenseits der anderen
Aspekte, die im pox-Thread dazu (etwa meine mail vom 12.1.) eine
Rolle gespielt haben. Zu *diesen* Fragen nur der Nachsatz: Dort (im
Umfeld von RLS/PDS) sind die Vorbehalte, sich dem "Wissens-Thread"
zu nähern, noch ausgeprägter als hier. Die konkreten Umgangsformen,
mit denen man *dort* versucht mich rauszuhalten, ähneln denen hier
durchaus. Die Bandagen sind allerdings deutlich härter. Insofern
hätte mir im *dortigen Clinch* die explizite Autorität von Oekonux
schon geholfen ...

Du wolltest das Projekt für deine persönlichen Zwecke
instrumentalisieren

(SMn 3.9.) Ja, so sieht es aus. Ob der Unterton, der in meinem Ohr
bei diesen Worten mitschwingt, allerdings den Kern trifft, ob diese
"persönlichen Zwecke" wirklich so un-Oekonux sind, wäre aus meiner Sicht
weiter zu diskutieren. Andere Projekte sehen das deutlich entspannter.
Das Follw-up "Leben im Informationszeitalter" am 29.10. oder
26.11. (Termin ist noch nicht ganz fest) wird eine gemeinsame
Veranstaltung von BdWi und Rohrbacher Kreis in der RLS sein, in der
HGG als BdWi-Mitglied *und* Vorstandsmitglied der RL Sachsen
haargenau dieselbe Rolle spielen wird wie für die CC.  Dass es
*auch* ein Oekonux-Event sein wird (wenn auch nicht im Sinne von
SMa's Definition im Teil 2, was ich lieber als "Oekonux-Happening"
bezeichnen würde, denn solche Events sind nicht nur für dich die
"Festtage" von Oekonux) muss mit Blick auf die Beteiligten - und
selbst den einen Nichtbeteiligten - nicht extra betont werden.

So viel mal dazu, HGG

-- 

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
  tel. : +49 341 97 32248
  email: graebe informatik.uni-leipzig.de
  Home Page: http://www.informatik.uni-leipzig.de/~graebe

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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