Message 09322 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT09236 Message: 20/32 L6 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Warenform und Rechtsform



Hi Franz, Hans-Gert, alle!

5 days ago Franz Nahrada wrote:
liste oekonux.de on Mittwoch, 6. April 2005 at 10:25 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:

Rechtsform loswerden? Wollt ihr wieder in die Barbarei zurückfallen? Ist
nicht gerade eine _vernünftige_ Verrechtlichung von Zusammenhängen ein
bewahrenswertes kuturelles Moment, in dem selbst diese Gesellschaft
(manchmal) weit über das Marktgesetz-Mögliche hinausgeht?

Ich muß meine Zweifel anmerken ob die Rechtsform ein überhistorisch
gültiger Weg ist die sozialen Verhältnisse der Menschen zu regeln.

Das Recht beruht auf der Trennung von handelnden Personen - denen eine
Ordnung stiftende Gewalt gegenübertritt.- und den Modi ihres Verkehrs. Es
beruht auf der Differenz zwischen "spontaner Handlung" und kodifiziertem
"Sollen". Würde es diese Differenz problematisieren, würde es sich selbst
als Recht abschaffen. Statt Erklärung droht Sanktion.

Eine "vernünftige Verrechtlichung" kann es überhaupt nur gegenüber
gewaltsam ausgetragenenen Interessensgegensätzen geben, das Recht löst
diese Interessensgegensätze aber gerade nicht auf, es kodifiziert den
Gegensatz und verewigt ihn.

Ich denke die hier aufgeworfene Frage ist eine sehr interessante. Sie
ist sicher auch eine Kernfrage der ganzen OHA-Problematik.

Ich würde eigentlich euch beiden zustimmen: Die Rechtsform so wie wir
sie heute haben ist ohne Staat nicht denkbar und auch vielem anderen,
was ich in einer GPL-Gesellschaft nicht notwendig sehe. Andererseits
denke ich, dass ein funktionierendes OHA-System *immer* verbindliche
Regeln enthält. Rechtsform ist halt die Form der bürgerlichen
Gesellschaft, andere sind m.E. aber denkbar.

Ich muss aber gestehen, dass ich hier ad hoc auch keine Ideen habe.
Das liegt für mich vor allem an der Diskrepanz zwischen immer noch
irgendwie überschaubaren Projekten - na ja, ist Debian, Linux, Apache
überschaubar? - und Projekten, die die ganze Menschheit betreffen.
Vielleicht auch die Diskrepanz zwischen Wirkungen, die nur für die
gelten, die sie freiwillig nehmen (Freie Software) und solchen
Wirkungen, die anderen aufgezwungen werden (Umweltverschmutzung).

Weder glaube ich, dass es eine allgemeine Harmoniesauce geben wird,
noch dass alle heute bekannten antagonistischen, also unvereinbaren
Gegensätze bestehen bleiben müssen. Es wird hier also Lösungen
brauchen. Wie sie aussehen ist sicher eine der spannendsten Fragen
überhaupt.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

--
Please note this message is written on an offline laptop
and send out in the evening of the day it is written. It
does not take any information into account which may have
reached my mailbox since yesterday evening.

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT09236 Message: 20/32 L6 [In index]
Message 09322 [Homepage] [Navigation]