[ox] Studie zu "DRM und Consumer Acceptibility"
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Tue, 15 Feb 2005 22:25:09 +0100
Hi!
Gerade in der c't 02/05, S. 26 gelesen:
EU-Studie: "Konsumenten sind keine Piraten"
Der Medienindustrie steht ein dreifaches Bollwerk zur Absicherung
ihrer alten Geschäftsmodelle mit den neuen Medien zur Verfügung:
Urheberrechtlich sind digitale Werke als geistiges Eigentum
geschützt, technisch durch Kopiersperren und DRM-Systeme, und einen
dritten Zaun bildet das gesetzliche Verbot der Umgehung dieser
technischen Schutzmaßnahmen.
Doch das Urheberrecht allein kann nicht den Einsatzbereich regeln,
auf den DRM-Systeme tatsächlich abzielen: die Gestaltung der
kommerziellen Beziehungen zwischen Content-Industrie und Endkunden.
Denn dazu gehören das Vertragsrecht ebensowie der Datenschutz und
beide sind in der einseitig auf das Urheberrecht fokussierten
Diskussion bislang zu kurz gekommen.
Zu dieser Einschätzung kommt eine Studiengruppe, die sich EU-Projekt
"Indicare" (www.indicare.org [The Informed Dialogue about Consumer
Acceptability of DRM Solutions in Europe -- SMn]) mit der Diskrepanz
von rechtlichen Rahmenbedingungen und den Erwartungshaltungen der
Verbraucher an die Funktionalität und den Gebrauchsnutzen digitaler
Werke auseinander setzt.
Die Gruppe, der von deutscher Seite Vertreter der Berlecon Research
GmbH und des Instituts für Technikfolgenabschätzung und
Systemanalyse (ITAS) am Forschungszentrum Karlsruhe angehören, hat
jetzt mit der Studie "Digital Rights Management und Consumer
Acceptability" eine 140-seitige, fundierte Bestandsaufnahme der
DRM-Problematik vorgelegt, die in einem Plädoyer für
verbraucherfreundlichere Content-Management-Systeme und
Geschäftsmodelle mündet. Dazu gehört zum Beispiel die
Weiterentwicklung der Rights Expression Languages (RELs), sodass
diese nicht nur einseitig die Kontroll- und Verfügungsrechte der
Anbieter implementieren, sondern sich darin auch die berechtigten
Erwartungen der Konsumenten widerspiegeln.
Ausnahmen erlaubt
So könnten etwas "symmetrische" RELs dazu beitragen, dass die
gesetzlichen Schranken des Urheberrechts - etwa die Zitierfreiheit,
die Privilegierung der Privatkopie oder des Unterrichtsgebrauchs -
auch weiterhin ihre Gültigkeit besitzen und nicht durch eine
rechtssetzende Technik unterlaufen werden. Ein wesentliches Merkmal
dieser Schranken ist jedoch, dass sie das Kopieren nur unter
definierten Voraussetzungen zulassen, die vom Kontext oder dem Zweck
in der Nutzersphäre abhängen.
Das gleiche gilt für den Respekt vor der Privatsphäre der Nutzer. Wo
heute Napster beispielsweise dem Nutzer in den allgemeinen
Geschäftsbedingungen die Zumstimmung zu dem Satz abknöpft: "Auch
wenn sie offline sind, wird der Client für die Honorarabrechnung und
zu Auswertungszwecken zählen, wie häufig sie einen Download
abspielen", könnten DRM-Systeme ja künftig auch mit einem "Privacy
Rights Management" gekoppelt sein. Ob allerdings die Medienindustrie
an einer solchen Kopplung überhaupt interessiert ist und inwieweit
der Gesetzgeber an dieser Stelle eingreifen muss, ist einer der
Punkte, den Indicare im "informierten Dialog" in dem bis 2006
laufenden Projekt zu klären hofft.
(Richard Sietmann/jo)
Link zur Studie:
http://www.berlecon.de/output/en/leistungen.php?we_objectID=201
Mein Kommentar: So wie es sich anhört, schlägt es genau in die Kerbe,
die ich mit DRM-Systemen meinte, die nicht identische mit Big-Brother
sind.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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