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[ox] das komprimierte jahrhundert



hallo liste!

wir hatten hier vor ca. einem jahr mal eine diskussion um den begriff der postmoderne. ich fand das damals sehr inspirierend und dachte mir, ich versuche das mal weiterzuentwickeln. meine gedanken sind dabei noch etwas ins "unreine" formuliert, aber ich hoffe es wird trozdem klar, was ich meine:

ich denke viel über das wesen des fortschrittes nach und frage mich immer wieder, warum er so launisch ist. oft sind technische dinge schon lange möglich bevor sie sich in der breiten gesellschaft durchsetzen.

einige beispiele:

im antiken griechenland hate man eine einfache dampfmaschine erfunden die aber nie zu etwas anderem verwendet wurde als spielzeug, da es in einer sklavenhaltergesellschaft keinen bedarf an maschineller antriebsendergie gab.

jüngstes beispiel: innerhalb von 8 jahren gelang es den amerikanern von kaum flugfähigen raketen zur mondlandung zu kommen. nur um danach schluss zu machen. es fehlte der politische wille (im sinne hanna arendts also der gesellschaftliche wille) im großen stiel irgend etwas sinnvolles aus der raumfahrt zu machen (bsp. energie- und rohstoffgewinnung).

mich beschäftigt auf der anderen seite schon länger die frage warum wir die letzten jahre anscheinend in immer kürzeren abständen das letzte jarhundert wiederholen und alle kulturellen und politischen strömungen in immer mehr paralel in unserer gesellschaft haben ohne eindeutig etwas grundlegend neues beobachten zu können (außer diesem kulturellen "mischmasch" an und für sich)

mir da ist vor kurzem der gedanke gekommen warum dies so sein könnte und wie dies auch die trägheit von technischer und sozialer inovation erklähren könnte. dabei wird auch klar, was dies mit ökonux zu tun hat:

was währe, wenn es einfach nur so ist, dass wir menschen als masse (als *gesamtgesellschaft*) nur grundlegende veränderungen von alleine übernehmen (also ohne zwang von oben), wenn alle individuen dieser gesellschaft die davor liegenden umwälzenden veränderungen absolut verinnerlicht haben und dies auch noch eine weile ausgelebt haben?

das währe die erklährung für dieses momentane durchleben des letzten jh., als vorbereitung auf *das neue*, das nach der postmoderne kommt!

gibt das nicht einen interessanten, zusätzlichen, psychologischen erklährungsansatz für den wandel vom feudalismus zum kapitalismus? diese trägheit würde auch erklären warum der kapitalismus sich nur so zäh wandelt, obwohl krisis seinen untergang schon seit 20 jahren feststellt.

eine psychologische massenträgheit gegen "von oben" auferlegten wandel erklärt auch (ich betohne das *auch*, weil meine überlegungen keine totalen erklärungsanspruch haben) das scheitern von zwangsregiemen wie dem realexistierenden sozialismus im ostblock, den rückschritt in der raumfahrt bei gleichzeitigem techn. fortschritt oder eben die "zählebigkeit" der kapitalsitischen gesellschaftsorganisation trotz der neuen möglichkeiten der vernetzten gesellschaft (also. übertragung der freien softwareentwicklungsmodelle auf die materielle produktion usw.).

wenn es diese soziale trägheit gibt, wird klar das man
1. immer grund zur hoffnung hat, da sich sinvolle dinge irgendwann warscheinlich durchsetzen und

2. das man die allgemeinheit nicht durch *noch so gschickte* überzeugungsversuche (sprich agitation) in die gpl-gesellschaft zwingen kann.

somit würde nur *das vorleben des neuen* und die gute "alte" aufklärung die überwindung der gegenwärtigen irrationalen geselschaftsorganisation ermöglichen!

was meint ihr zu diesen gedanken? seht ihr irgendwelche wiedersprüche in diesen überlegungen? anmerkungen?

gruß,
andreas



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