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[ox] heise online: Microsoft und das "Massenphänomen Raubkopien"



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen von "Benni
<benni obda.de>" gesandt. Wir weisen darauf hin, dass die
Absenderangabe nicht verifiziert ist. Sollten Sie Zweifel an der
Authentizität des Absenders haben, ignorieren Sie diese E-Mail bitte. 
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Ein Bericht aus Feindesland. Interessant sind die Abschnitte 2 und 6
die sich völlig widersprechen IMHO.
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Microsoft und das "Massenphänomen Raubkopien"

Denn sie wissen, was sie tun: Laut einer von Microsoft in Auftrag
gegebenen Studie zur "Digitalen Mentalität[1]" wissen 90 Prozent der
Befragten, dass Raubkopieren von Software einen Straftatsbestand
darstellt. Dies erklärte Hergen Wöbken, Mitbetreuer der Umfrage am
Institut für Strategieentwicklung der privaten Universität
Witten/Herdecke[2], bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das hält zwei
Drittel der einbezogenen PC-Nutzer allerdings nicht davon ab, im
privaten Bereich selbst Raubkopien zu nutzen. 78 Prozent der Teilnehmer
lehnen demgemäß eine Bestrafung von Software-Privatkopierern ab,
während gleichzeitig 85 Prozent die Nutzung nicht-lizenzierter
Programme in Unternehmen als strafbare Handlung identifizierten und
ablehnten.

Klar widerlegt fanden die Forscher ihre zunächst aufgestellte These,
dass viele User ein fundamentales Anrecht auf Information für sich
beanspruchen und daher auch Software als ein "freies Gut" betrachten
würden. Diese Haltung werde zwar etwa von der Open-Source-Szene
vertreten und spiegele sich in den Medien häufig wider, erklärte
Wöbken. Sie habe sich in den Ergebnissen aber "überhaupt nicht wieder
gefunden". Nur ein bis zwei Prozent der Befragten hätten sich in diese
Richtung geäußert.

Die Studie sei in zwei Stufen erfolgt, erläuterte der
Nachwuchswissenschaftler die Methodik. "Wir haben zunächst mit Experten
aus Verbänden, aus dem Bundestag, aus der freien Wirtschaft und
Wissenschaftlern gesprochen und daraus Thesen abgeleitet". Die seien
dann in einer Online-Umfrage überprüft worden. Beteiligt hätten sich
daran rund 500 Nutzer, die über Verteiler der Universität und bei
Firmen auf den Fragebogen aufmerksam gemacht worden seien. Ausgewertet
wurden davon letztlich aber nur 126. Davon waren 68 Prozent männlich.
Die gesamte Gruppe war überdurchschnittlich gut gebildet. Die Macher
drückten sich daher davor, von einer "repräsentativen" Studie zu
sprechen.

Im Vordergrund stand aber nicht die Statistik, sondern die Frage, ob
sich das Raubkopieren zu einer Art sozialer Bewegung in der digitalen
Gesellschaft entwickelt habe, betonte der Betreuer der Studie, der
Soziologieprofessor Dirk Baecker[3]. Lässt sich die "spezifische Lust,
der Kick der PC-Freaks, sich noch ein Produkt auf Festplatte zu holen,
als Phänomen der Computergesellschaft" beschreiben, wollte der
Wissenschaftler wissen. Die Antworten rund um das Massenphänomen fallen
allerdings dünn aus auf den 36 halb bedruckten Seiten der schriftlichen
Formulierung der Untersuchungsergebnisse.

Im Kern unterscheiden die Forscher zwischen vier Gruppen von
gelegentlichen und häufigen Raubkopierern: Zehn Prozent der Befragten
gehören demnach in das Lager der "PC-Freaks". Die sind durchschnittlich
25 Jahre alt, haben eine ausgeprägte Computerkenntnis und fertigen
"sehr viele Raubkopien" an. Den CD-Brenner werfen auch gern die 33
Prozent der "Hobby-User" an an, die etwas älter sind und sich als
regelrechte Jäger und Sammler nach Inhalten und Software im Netz
betätigten. Die größte Gruppe der Teilnehmer (50 Prozent) wollte
dagegen nicht viel mit illegalen Kopien zu tun haben und wurde daher
als "Pragmatiker" betitelt. Für sie ist der PC ein eher langweiliges
Arbeitsgerät. Der Altersdurchschnitt lag hier bei 34 Jahren. Noch
ältere Semester bestimmen die mit sieben Prozent kleinste Gruppe der
"PC-Profis", die ihren Rechner bestens beherrschen, aber schon auf
Grund einer eventuellen "sozialen Fallhöhe" etwa im Beruf kaum mal zur
Raubkopie greifen.

Das Hauptproblem im Umgang mit den unterschiedlichen Typen an
Softwarepiraten liegt laut Baecker auf der Verständnisebene. Vielen
Leuten ginge einfach nicht in den Kopf, was geistige Eigentumsrechte
ausmachen würde. Zur "Irritation" für die Industrie werde dann
regelmäßig ein Verhalten, "das sich die Verfügung über Produkte selbst
zurechnet". Die klassischen Software-Unternehmen gingen in ihren
Geschäftsbedingungen dagegen davon aus, dass man nicht ein
Eigentumsrecht erwerbe, sondern nur ein Verfügungsrecht zur Nutzung auf
einem einzelnen Computer.

Das Dilemma, in den das geistige Eigentumsrecht auf der einen Seite
durch die einfache Kopierbarkeit digitaler Güter und auf der anderen
Seite durch strengere Lizenzierungsvorgaben der Verwerter gerät,
empfehlen die Forscher durch einen "aufgeklärten", auf die einzelnen
Nutzertypen zugeschnittenen Dialog sowie durch unterstützende
technische Maßnahmen wie den Einsatz von Systemen zum Digital Rights
Management (DRM) zu lösen. Viel Sinn mache es zudem, weiter über die
juristische Verfolgung von Raubkopierern, wenig aber über "die
polizeiliche Durchsetzung" des geltenden Rechts nachzudenken, gab
Baecker dem Auftraggeber als Tipp mit auf den Weg.

Bei Microsoft sind die Urheberrechtsexperten noch dabei, ihre Schlüsse
aus der Studie zu ziehen. "Das private Feld ist überhaupt kein Umfeld
bei uns für die Rechtsverfolgung", gab der für Raubkopien zuständige
Konzernjurist Thomas Urek als Parole aus. Auch DRM sei im
Softwarebereich noch ein "Zukunftsbereich". "Unsere einzige gute Chance
ist Kommunikation", erklärte Urek und verwies auf das neue
Urheberrechtsportal[4] der Firma, das Surfer über das geistige Eigentum
besser informieren soll. Der Konzern wäre allerdings möglicherweise
auch schlecht beraten, wenn er mit Hilfe von Polizei und weiteren
Kopierschutzmaßnahmen scharf gegen private Raubkopierer vorginge:
Schließlich gründet das Monopol von Microsoft-Produkten wie Windows
oder Office nach Meinung vieler Marktbeobachter mit auf dem Vorgehen,
bei Privatnutzern ein Auge zuzudrücken und so für eine große
Verbreitung der Software zu sorgen. Denn Kostenlose Alternativen stehen
mit Linux und OpenOffice bereit und setzen dem Redmonder Riesen im
Kerngeschäft zu. (Stefan Krempl) /
 (jk[5]/c't)

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  http://www.heise.de/newsticker/meldung/48907

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  [1] http://www.microsoft.com/germany/digital-mentality/publikationen.mspx
  [2] http://www.uni-wh.de/
  [3] http://notesweb.uni-wh.de/wg/stufu/wgstufu.nsf/name/baecker-DE
  [4] http://www.microsoft.com/germany/digital-mentality
  [5] jk ct.heise.de

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