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Re: [ox] Re: Zum Wert



Ich glaub hier gibts ein Mißverständnis.

Niemand definiert die normale Sprache um, zumindest find ich das nichht
bei Marx. Der ökonomische Wert, um den es hier geht, ist ein ganz normales
Alltagsphänomen im "allgemein bekannten Sinn" und wird auch so benannt.
Jeder, der sein eigenees Vermögen beziffert und sich fragt: "Wieviel ist
mein Haus wert?" vollzieht das nach. Der Wert ist kein metaphysischer
Hokuspokus und keine wissenschaftliche Hypothese, sondern er ist eine ganz
bekennte Erscheinung, für die es auch ein Wort gibt.

Nur leider trifft zu, was Hegel sagt: "Das Bekannte, ist darum weil es
bekannt ist, noch lange nicht erkannt". Der Grund warum sich ein Haus mit
einer Summe Geldes gleichsetzen läßt ist ebenso wissenschaftlicher Analyse
zugänglich wie die Gesetze der Schwerkraft. Er ist von vorneherein nicht
evident. Läßt sich aber erklären. 

Nur leider ist das Wertgesetz eben alles andere als ein Naturgesetz mit
mathematischer Präzision. Es ist ein Gesetz, das schon in Kern eine
Paradoxie enthält: eine gesellschaftliche Größe (das ist ja auch die
zweite Bedeutung von "Wert", daß hier bewußte Subjekte am Werk sind, die
bewerten) wird gleichgesetzt mit einer Dinglichkeit. Und diese
Gleichsetzung ist eben nicht eine subjektive Verwechslung, sondern
tatsächlich eine Handlungspraxis. Das "Naturgesetz" bedarf sogar noch der
Subjekte, die es im Austauschprozeß blind vollziehen. Ohne Subjekte kein
Wert.

Andersrum: nur auf der Grundlage des ökonomischen "Werts" ist der ganze
restliche moralische "Wert" denkbar, von der Verdinglichung in
Ökonomischen führt natürlich ein gerader Weg zur Verdinglichung im
Moralischen. Hat schon jemand einmal über den ontologischen Status
moralischer "Werte" nachgedacht? Da ist es eben genauso, daß das Produkt
menschlicher Urteile plötzlich als verdinglichte "Gegebenheit" daherkommt!
Wieso *das* wohl so plausibel ist??

Jürgen schreibt:

Weniger ist oft mehr. Wenn sich mehrdeutige Begriffe ergeben würde ist es
besser sie nicht einzuführen.

sic et non: manchmal ist vielleicht die Mehrdeutigkeit selbst noch aus der
wissenschaftlichen Analyse dieser Begriffe abzuleiten.

Franz

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