Re: [ox] Änderung des Debian Social Contract
- From: Benni Baermann <benni obda.de>
- Date: Fri, 4 Jun 2004 14:59:14 +0200
He, das ist spannend. Auf der Debianliste hab ich das noch ignoriert,
weil es da lapidar als "redaktionelle Änderung" bekannt gegeben wurde...
On Fri, Jun 04, 2004 at 02:35:39PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
Eine zentrale Fragestellung bei diesem Problem ist: Was ist Software? Die
Mehrheitsmeinung scheint ganz klar in die Richtung zu gehen, dass
Software alle ausführbaren Programme auf einem Computer sind. Doch
innerhalb von Debian - und vermutlich nicht nur dort - gibt es einige
Entwickler, die eine andere Ansicht vertreten. Für sie ist Software alles
innerhalb eines Computers. Der Begriff Software bezieht sich nach ihrer
Meinung also auf alles, was digitalisiert ist, inklusive Dokumentation,
Firmware, Bilder und Musik.
Nun, für mich ist es eigentlich klar: Es gibt keinen prinzipiellen
Unterschied zwischen Programm und Daten. Informatik, 1. Semester. Oder
bildlich gesprochen: Jede Datei auf meinem Computer kann in ein
Programm verwandelt werden, wenn man nur den richtigen Interpreter
hat und umgekehrt kann ich jedes Programm als Bild betrachten oder als
Musik abspielen. Das hat durchaus auch praktische Anwendungen. Auf dem
Atari-ST gab es mal ein Programm, dass den Arbeitsspeicher grafisch
dargestellt hat. Das gab interessante Effekte, wen man sich so den
Bildspeicher angeguckt hat ;-)
Doch das eigentlich nur als Randbemerkung...
Tatsächlich beinhaltet der allgemeine Begriff Werke jedoch auch
nicht-digitale Gegenstände. Drastisch ausgedrückt: Debian erklärt mit der
Änderung auch die Sixtinische Kapelle zu Software.
Genau! Das errinnert mich spontan an unseren Workshop zu
"immaterieller Arbeit" auf der Konferenz. Das genau ist es worum es
geht: Die Grenzen verschwimmen immer mehr. Keiner weiß mehr, wo die
Matrix anfängt und die Realität aufhört.
Das Übergreifen in den realen Raum war vermutlich nicht
beabsichtigt. Doch ob eine solche Übertragung sinnvoll oder
gerechtfertigt ist, bleibt zu klären.
Genau. Die Brötchenfrage. Wer sich dazu wie verhält wird entscheidend
sein in den nächsten Jahren. Ich hoffe mal, dass ein Großteil der
FS-Community nach und nach zur Erkenntnis kommen wird, dass es den
bisher so deutlich verteidigten Unterschied zwischen materiellen und
immateriellen Gütern nicht wirklich gibt. Aber mehr als eine Hoffnung
ist das nicht. An dieser Frage entscheidet sich sehr viel.
Grüße, Benni
--
http://www.aymargeddon.de
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de