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Re: [ox] trans politics / trans left



könnte es sich da nicht um eine verwechslung handeln? transpolitisch heißt 
NICHT apolitisch. politik bezieht sich immer auf den staat. daher kann eine 
auseinandersetzung mit gemeinschaft, die über den staat hinausgeht nur 
transpolitisch sein, was aber nicht heißt, daß sie apolitisch ist.
ciao,
franz



Freitag, 16. April 2004 23:07、Stefan Merten さんは書きました:
Hi Holger, StefanMz, Benni, Andreas, FranzN, Liste!

Hier muss ich mir jetzt doch unbedingt mal die Zeit dafür nehmen. Ich
mixe munter Zitate aus verschiedenen Mails.

2 weeks (16 days) ago Holger Weiss wrote:
Graham[*] schrieb auf [pox] bezueglich eines Proposals fuer die
Konferenz:

Danke zunächst mal, dass du das in ein richtiges Forum geholt hast.
Gute Idee.

| However, this is clearly the politics of the past and the old left, not
| 'trans politics', which is why I wrote above that he isn't relevant to
| the oekonux consensus.

Nun lese ich hier schon eine Weile mit, aber wenn mich jemand fragen
wuerde, was 'trans politics' oder 'trans left' bedeutet, koennte ich nix
sinnvolles antworten. Natuerlich weiss ich, dass zumindest StefanMn die
Begriffe regelmaessig verwendet.

Das muss ich unbedingt richtig stellen. Es stimmt, dass ich gerne
translinks verwende. Ursprünglich kommt der Begriff von StefanMz IIRC.
Später mehr dazu.

Den Begriff transpolitisch hat nach meiner Erinnerung aber zuerst
Graham benutzt - und nebenbei Oekonux als Ganzes untergejubelt. Mir
ist bis heute schleierhaft, was das soll und ich kann mit dem Begriff
auch nichts anfangen. Denn auch wenn ich...

2 weeks (16 days) ago Stefan Meretz wrote:
trans_: jenseits, über.

Die Vorsilbe wird verwendet, um auszudrücken, sich bei der gegebenen
Sache nicht auf die überkommenen Begriffe und Pole einlassen zu wollen,
sondern sich eben _jenseits_ davon zu sehen. Besonders anschaulich finde
ich das beim dem Unterschied von "international", das "Nation" als
Denkgrundlage anerkennt, und "transnational", das sich jenseits der
Denkform "Nation" bewegt bzw. zu bewegen versucht.

trans_links heisst eben jenseits_von_links, aber auch nicht rechts, denn
trans_links ist auch trans_rechts, weil die links-rechts Schemata einfach
nicht (mehr) taugen.

...voll teile, so finde ich...

Besser finde ich jedoch den Begriff trans_politisch, weil sie genauer
benennen, jenseits_von_was sich trans_links und trans_rechts denn
verstehen: eben jenseits der Vorstellung, man könne "Politik" noch als
eine sinnvolle Handlungsform verstehen, diese Gesellschaft durch
"politische Bezugnahme" auf den Staat (Wahlen etc.) zu verändern. Das
trifft IMHO ziemlich gut auf Oekonux zu - faktisch.

...nicht sonderlich hilfreich, da ich Politik nicht auf das
beschränken würde, was sich in der bürgerlichen Epoche entwickelt hat,
wozu mir StefanMz hier zu neigen scheint.

Politik ist für mich vielmehr ein Begriff, den ich als zu menschlicher
Gesellschaft als solcher gehörig betrachten würde. Definition habe ich
aber momentan nicht greifbar.

Jedenfalls neige ich eher hier zu...

2 weeks (16 days) ago AndreasFH wrote:
das ist aber arg verkuerzt und stellt einen grossen teil der politischen
philosophie auf den kopf! was ist den damit "an der gesellschaft
teilzunehmen"? ist das nicht viel mehr politik? politik ist doch die
aktive teilname an der gesellschaft und das ist es was sich oekonux doch
zum ziel setzt. wenn ich soziale netzwerke jenseits des herrschenden oder
aber auch darin oder damit knuepfe, bin ich politisch aktiv! (fuer eine
ausfuerliche theorie dazu siehe, z.b. hannah arendts "vita aktiva")

...und deswegen ist Oekonux für mich ein durch und durch politisches
Projekt - auch wenn das Herauswachsen (ich sage bewusst nicht
Überwinden - das klingt mir zu sehr nach Plackerei) aus den ganzen
bürgerlichen Formen zu einem gehörigen Teil Gegenstand der
Theoriebildung hier ist.

Mich würde auch interessieren, was Graham eigentlich mit dem Begriff
meint, den er m.W. in die Welt gesetzt hat.

2 weeks (16 days) ago Holger Weiss wrote:
Aber soweit ich mich erinnern kann,
meist nur negativ bestimmt, als Abgrenzung gegen die wie auch immer
bestimmte "alte Linke", die ihm verdammich auf den Keks geht.

Das Ding mit der Abgrenzung tauchte auch bei anderen auf. Z.B.:

2 weeks (15 days) ago Benni Baermann wrote:
Einfach mal die "alte Linke" zu bashen und sich davon abzugrenzen als
hätte man jetzt den Stein der Weisen gefunden finde ich etwas billig.

Nun weiß ich nicht, was an Abgrenzung an sich eigentlich das große
Problem ist. Abgrenzung gegen nicht-emanzipatorische Positionen wie
z.B. faschistische ist ja i.A. eher nicht das Problem, sondern wird
sogar zuweilen gefordert.

Bliebe also die Frage, warum Abgrenzung gegen die Linke ein Problem
ist. So auf Anhieb fällt mir da nur ein, dass die Linke ja das Beste
überhaupt ist und eine Abgrenzung dagegen also folglich schädlich. Dem
neige ich allerdings tatsächlich nicht zu.

Stefan Mertens Rede von "trans-links" ist in diesem Kontext nix als
Abgrenzungsgetue.

S.o.

Ich bin was Besseres als ihr, weil ich was weiß, was
ihr nicht wisst.

Nun, die Maßstäbe legen dann aber die an, die sich als links
betrachten und "trans" als etwas positives. Wenn sie sich dann als
etwas Schlechteres fühlen - was kann (z.B.) ich dafür? Eine
Unterscheidung / Abgrenzung heißt mitnichten automatisch eine
Über-/Unterordnung. Ich sehe es jedenfalls nicht so.

Und nebenbei wird dann mit so einem Begriffsgeklingel auch noch
unterschlagen, dass man nach Innen sehr wohl (macht-)politisch aggiert

Da beteiligst du, Benni, dich ja nach wie vor auch munter dran - ohne
übrigens irgendwelche konkreten Verbesserungsvorschläge - in der
Software wäre das dann ein Patch - zu machen. Z.B. indem du solche
ziemlich abenteuerlichen Anschuldigungen in den Raum setzt...

und nach aussen sich ganz klassich um Staatsknete bemüht und deswegen
immer darauf achtet einen guten Eindruck zu machen.

...für die du dann doch bitte wenigstens mal Belege bringen könntest -
insbesondere für das "und deswegen". Es ist richtig, dass unsere
Wiener Kooperationspartner Geld bei staatlichen Stellen für die
Konferenz beantragt haben. Das ist aber nicht auf Oekonux-Mist
gewachsen - wiewohl ich es auch nicht für ausgeschlossen halte. Wo du
aber z.B. im Call for Contribution oder in der jetzt erfolgten
Einladung ein Anbiedern zu erkennen glaubst, das müsstest du dann
schon mal detailliert auseinandersetzen.

Besser fände ich es allerdings in der Tat, wenn Leute wie du, Benni,
ihre Fähigkeiten mal dazu einsetzen würden ausreichend Kohle zu
verdienen, so dass Oekonux niemensch mehr anbetteln müssen nur damit
ein paar eingeladene Gäste halbwegs würdevoll behandelt werden können.

Ansonsten finde ich es ausgesprochen wohlfeil, selbst die Hände in den
Schoß zu legen, aber die zu bashen, die die Initiative ergreifen.

Aber ich schweife ab. Zurück zu Holgers Fragen.

2 weeks (16 days) ago Holger Weiss wrote:
Daher die
Fragen: Was bedeutet 'trans left/politics'?

Translinks bedeutet für mich ungefähr das, was StefanMz beschrieben
hat.

Die Kategorien Links und Rechts sind bekanntlich in der französischen
Revolution entstanden. Sie haben sich damals auf die bürgerliche
Gesellschaft bezogen und tun es auch noch. So wie sich
Adelsgeschlechter oder Konfessionen auf die feudale Gesellschaft
bezogen haben.

Warum will man das haben?

Wollen wir über eine Gesellschaftsformation nachdenken, die das Heute
positiv aufhebt, dann dürften wir uns einig sein, dass dies innerhalb
der bürgerlichen Kategorien nicht mehr geht - attac hin,
NeofaschistInnen her. Ein Bezug auf Links oder Rechts macht daher
schlicht keinen Sinn mehr. Deswegen will mensch das haben. Weil mensch
dann aus der Sackgasse raus kommt.

Freie Software führt auf einem gesellschaftlich ausgesprochen
wichtigen Bereich - Stichwort: Produktivkraftentwicklung - ganz
praktisch, tagtäglich und mit immer noch zunehmendem Erfolg vor, wie
massenhaft relevante Vergesellschaftungsformen jenseits bürgerlicher
Kategorien heute aussehen können. Das ist Anlass dieses Projekts und
weitere Forschung zu diesem Komplex nach wie vor sein Ziel.

Dass Freie Software hier für emanzipatorisch gesinnte Menschen
anschlußfähiger scheint, ist wohl Fakt. Warum das genau so ist, kann
ich allerdings auch nicht sagen. Das einzige, was mir - schauerlich,
schauerlich - so einfällt geht in Richtung auf einen geschichtlichen
Telos, auf den die Entwicklung der Menschheit zusteuert und in dem
Emanzipation eine wichtige Rolle spielt. Wie gesagt: Schauerlich,
schauerlich. Ich begnüge mich daher damit, mich darüber zu freuen,
dass diese Keimform, die zunehmend zur wichtigen Entwicklungsdimension
innerhalb des Alten wird, meinen Vorstellungen entgegen kommt :-) .

Wegen dieser höheren Anschlußfähigkeit scheint mir eine Abgrenzung
gegenüber Links übrigens auch deutlich wichtiger als gegen Rechts.
Nicht weil sie so entscheidend viel stärker wäre, sondern weil die
Verwechslungsgefahr größer ist.

Aus diesem Grund entzieht sich Freie Software im übrigen auch selbst
dem Links-Rechts-Schema. Eine bei Linken beliebte Denkfigur ist ja
z.B., dass Freie-Software-Lizenzen bestimmte, für sie unerwünschte
Nutzungsformen ausschließen sollten. Damit würde sich Freie Software
aber genau in den bürgerlichen Sumpf zurück begeben, dem sie mit der
genialen GPL so zwanglos entwachsen ist. Damit würde Freie Software
dann aber wieder zum Teil des Problems - anstatt zum Teil seiner
Lösung.

2 weeks (16 days) ago AndreasFH wrote:
ich hab keine ahnung! ich kann mir natuerlich was drunter vorstellen aber
das ist sicher nur wieder so ein inhaltsloser modebegriff.

pseudointelektuelles getue!

Nun, wenn du nur etwas lesen willst, was du schon kennst, dann
solltest du dich vielleicht der Bild-Zeitung zuwenden. Ich für meinen
Teil habe bei den allermeisten Leuten hier schon den Eindruck, dass
sie sich bemühen, Substanz zu schaffen. Solche Unterstellungen
verweisen daher m.E. vor allem auf dein eigenes Unvermögen.

2 weeks (16 days) ago AndreasFH wrote:
es ist ja wichtig sich vom mainstream abzusetzen um in zu kritisieren,

Das ist das Geschäft, dass die Krisis und eigentlich seit den
K-Gruppen die gesamte Linke betreibt. Ich sehe Oekonux jedenfalls
nicht vorrangig als ein Projekt, dass Kritik an der Linken übt. Diese
Bezugnahme wäre im Rahmen von Oekonux aus den geschilderten Gründen
auch völlig verfehlt.

Kritik an der Linken oder auch Bezug auf die bürgerliche Politik
innerhalb eines anderen Projekts ist aber durchaus möglich - wer sich
damit noch befassen mag.

aber
sich "trans-links" zu nennen um sich von der tagespolitik abzusetzen

Nun, was Tagespolitik betrifft, so sehe ich eben für Oekonux die Teile
als wichtig an, die diese beschriebene Entwicklungsdimension
betreffen. Dazu gehört m.E. der ganze Bereich des "geistigen
Eigentums". Das ist m.E. die Front, an der momentan das Ancient Regime
mit der Keimform ringt. Ganz tagespolitisch hat das m.E. dann auch die
Solidarität von Oekonux verdient. Eine Debatte über die neueste
Rentenkürzung hat dagegen hier nichts verloren - wiewohl auch dies
Tagespolitik ist.

ist
reichlich pseudointelektuell und damit steht der begriff in der "guten"
tradition vieler inhaltsloser begriffe die maechtig klingen und nichts
bedeuten.

Ich hoffe, dass ich die Bedeutung noch ein wenig klären konnte.

2 weeks (16 days) ago AndreasFH wrote:
immerhin
wurde auch hier z.b. fuer unterschriften gegen softwarepatente oder fuer
die einfuehrung von linux im bundestag geworben. wenn das keine
"politische bezugnahme auf den staat" zur "veraenderung unserer
gesellschaft" ist...

Das ist eben die Art und Weise, wie sich die Keimform auf das noch
bestehende Alte bezieht. Auch die Bürgerlichen haben sich zu Beginn
ihrer Ära auf die Fürsten gestützt - und diese sich teilweise auf die
Bürgerlichen. In Zeiten des Umbruchs zu erwarten, dass das in jedem
Einzelfall fein säuberlich auseinander dividiert werden kann, halte
ich für ausgesprochen blauäugig.

Entscheidend ist, dass die Freie-Software-Bewegung in ihrem Kern ein
entfremdetes Verhältnis zu den Zentralkategorien bürgerlicher
Gesellschaftsformation wie Tausch und Staat hat. (Endlich mal eine
Entfremdung, die ich rundheraus befürworten kann :-) .) Ihre
Bezugnahme kann und muss daher eine instrumentelle sein. Das gehört
zum Wesen der Keimform. Und das ist das, was ich bei allen solchen
Bezugnahmen bislang mitkriege.

2 weeks (15 days) ago Holger Weiss wrote:
Teile der "alten Linken" haben die
Kritik an der Bezugnahme auf den Staat doch seit eh und je formuliert,

An der Bezugnahme? Ich dachte ich kenne die linken Strömungen. An
welche denkst du?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de

-- 
"Ain't it a shame that it's hard to believe,
each of us has something to give and
it's ok to receive."
                     Marshall  Rosenberg

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