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[ox] heise online: Softwareverband sieht in Microsoft-Verfahren "Phantomdiskussion"



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen von "Benni
<benni obda.de>" gesandt. Wir weisen darauf hin, dass die
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Authentizität des Absenders haben, ignorieren Sie diese E-Mail bitte. 
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Softwareverband sieht in Microsoft-Verfahren "Phantomdiskussion"

Der Präsident der Free Software Foundation Europe (FSFE[1]) Georg Greve
hält das  Kartellverfahren der EU-Kommssion gegen Microsoft für eine
"absurde Phantomdiskussion": "Proprietäre Softwarehersteller bedrohen
die Freiheit der Informationsgesellschaft insgesamt und Brüssel
debattiert darüber, ob es ausreichend oder doch schon zu hart ist,
einen Konzern zur Veröffentlichung der einen oder anderen Schnittstelle
zu verpflichten." Die Debatte verdecke den Blick auf das Wesentliche.
Dabei sei Microsoft ein besonders prominentes Beispiel, aber nur eines
von vielen.

Die Verhandlungen zwischen Microsoft und der EU-Kommission waren diese
Woche gescheitert[2]. Die EU-Kommission wirft Microsoft vor, mit
unfairen Praktiken Produkte von Konkurrenten aus dem Markt zu drängen.
Dabei geht es insbesondere um die Offenlegung von technischen
Schnittstellen bei Server-Software und den Windows Media Player. Nun
wird mit einer Gelbuße in Höhe von 200 Millionen US-Dollar gerechnet,
die voraussichtlich am 24. März verkündet werden soll. Microsoft hat
bereits angekündigt[3], sich juristisch wehren zu wollen.

Die Bedrohung der Informationsgesellschaft sieht die FSFE in einer
Kombination aus Hard- und Software. Windows XP enthalte die Basis für
eine Kontrolle der Inhalte. DRM könne in nachfolgenden Versionen dazu
genutzt werden, dass nur noch von Microsoft zugelassene
Anwendungssoftware ausgeführt werden kann. Damit habe sich der Konzern
die Möglichkeit geschaffen, die Installation unliebsamer Software zu
behindern. Es sei aber genauso gut möglich, dass nur das Abspielen von
Musik bestimmter Unterhaltungskonzerne sofort funktioniert. Microsoft
habe mit seiner bisherigen Produktpolitik den Datenaustausch
beispielsweise zwischen MS Word und OpenOffice behindert. "Mit dieser
neuen Funktion kann der Konzern schon die Installation von Freien
Textverarbeitungsprogrammen verhindern. Was also soll die Diskussion
darüber, ob eine Schnittstelle freigelegt wird?"

"Regelrecht staatsgefährdend" würden die technischen Möglichkeiten für
Greve aber mit E-Business und E-Government: Wie in einem biologischen
Nervensystem würden künftig alle Beteiligten eines Vorgangs in
Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung gleichzeitig über ein neues
Ereignis informiert. Dazu habe beispielsweise SAP vor wenigen Wochen
die Lizenzbedingungen für seine Infrastruktursoftware Netweaver[4]
vorgestellt. Diese sehen vor, dass Anwender SAP-eigener Software
Netweaver kostenlos nutzen können. Sollte der Kunde jedoch
Fremdsoftware eines Drittherstellers bevorzugen, würden
volumenabhängige Gebühren fällig. So könne "ein Konzern den Datenfluss
seiner Kunden untereinander auf- oder zudrehen wie einen Wasserhahn",
warnt Greve. Perfekt werde die Kontrolle über den Anwender, wenn der
nicht nur das Betriebssystem, sondern auch noch die
betriebswirtschaftliche Standardsoftware aus einer Hand beziehe.

In diese Richtung argumentierte Greve auch diese Woche in einem
Interview mit der Frankfurter Rundschau. Darin sagte er, proprietäre
Software habe eine systemimanent starke Tendenz zur Monopolbildung. Die
Behörden würden durch den Einsatz der Software zudem erpressbar.
 (anw[5]/c't)

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  [4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/33745
  [5] anw ct.heise.de

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