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Re: [ox] soziale Mechanismen von Softwareentwicklung am Beispiel Wikis



Hi, Franz!

Der wichtigste Unterschied zwischen der Wikipedia und den 
Wikiservice.at-Wikis ist imho, daß der Inhalt der Wikipedia frei 
ist. Diesen Punkt hat Helmut total ausgeklammert.

Zur Erklärung: Die Wikipedia verlangt von jedem Teilnehmer, daß 
die Beiträge, bzw. Änderungen unter die GFDL gestellt werden 
müssen. Dementsprechend darf Textmaterial nur übernommen werden 
aus gemeinfreien Quellen (z.B. Lexikonartikel von 1888), 
teilweise aus anderen GFDL-Texten (unter Beachtung der 
bürokratischen GFDL-Regeln) oder aus dem selbstgeschriebenen 
Bestand. Eine entsprechende Bemerkung steht deutlich unter jeder 
Edit-Box. (Trotzdem raffen es einige nicht und kopieren ganze 
Artikel von sonstwoher. Das ist imho die schlimmste Form von 
Vandalismus, mit der sich die Wikipedia rumschlagen muß. 
Penis-Bilder auf der Titelseite o.ä. sind dagegen harmlos.)  

Anders z.B. im Gründer-Wiki: Dort gibt es unter den Edit-Boxen 
keinen solchen Hinweis, und selbst nach aktiver Suche findet man 
nur dies: 
http://www.wikiservice.at/gruender/wiki.cgi?action=HomePage#aktuelleRegeln
Demzufolge hat derjenige, der dort schreibt, "mit der weltweiten 
Publikation seiner Beiträge im Rahmen dieses Wiki einverstanden" 
zu sein -- mehr nicht. Während also in der Wikipedia schon 
manche Leute von einer ledergebundenen, gedruckten Ausgabe 
träumen, dürfte es sogar schwer werden, das Gründer-Wiki auf 
einen anderen Server umzuziehen (Dann wäre es ja nicht mehr das 
selbe Wiki.), geschweige denn zu forken.

(Eine Policy zur Verwendung einer freien Lizenz kann übrigens 
auch nicht nachträglich eingeführt werden, denn diese Regelung 
würde ja die bestehenden Inhalte nicht betreffen. Es müßte somit 
erst das Einverständnis aller bisherigen Teilnehmer eingeholt 
werden.)

- - - - -
Helmuts Ansichten zur Wikipedia, insbesondere zur Kultur und zur 
Idee hinter der Sache, kann ich nach meinen bisherigen 
Erfahrungen nicht zustimmen. Ich wundere mich daher nun, was in 
anderen Wikis wohl Seltsames abgeht???

Am Samstag, den 06. März 2004 um 13:30, zitierte Franz Nahrada 
Helmut Leitner:

Innerhalb der WikiPedia werden Einflußzonen von Editoren
entstehen, die letztlich kontrollieren, was die "Wahrheit der
Wikipedia" ist.

Es gibt imho keine Wahrheit, sondern nur Ansichten, davon 
wiederum so viele wie Beobachter, und das auch nur zu einem 
einzelnen Zeitpunkt. Je weiter man diesen Gedanken treibt, um so 
schwerer wird es, überhaupt ein Lexikon zu schreiben...

Um mit den verschiedenen Ansichten klarzukommen, gibt es in der 
Wikipedia das NPOV-Konzept. D.h. der (fiktive) "Erzähler" des 
Artikels stellt die verschiedenen Ansichten gegenüber, ohne 
selbst Partei zu ergreifen. Dies ist jedoch keine inhaltliche 
Einschränkung, sondern ein stilistischer Trick, durch den 
inhaltliche Einschränkungen abgebaut werden. Was dabei 
herauskommt, ist ein bisher ungekanntes Maß an Objektivität.

Ein gutes Beispiel ist imho z.B. der Artikel "Wiedervereinigung".

Auch wirkt es Wunder, unsachliche Artikel unter "Artikel, die 
mehr Neutralität benötigen" aufzulisten. Ich denke nicht, daß 
einmal sachliche Artikel so schnell wieder unsachlich werden. 
Das wäre Vandalismus.

Es wird auch nicht mehr so leicht sein, sich
in Zukunft Räume zu sichern,

Was ist damit gemeint? Daß man einen Artikel gestartet hat? Das 
interessiert doch später keinen mehr, wenn er zigmal geändert 
wurde.

oder Themen zu entwickeln. Die
zweiten 100.000 Seiten sind nicht so lohnend, wie die ersten
100.000. Es müssen neue Ziele gefunden werden,
Institutionalisierung findet bereits statt.

Erste Anmerkung: Hier wird mir nicht klar, in wie weit das Wort 
"lohnend" überhaupt auf die Wikipedia paßt.

Zweite: Wissen verästelt sich sehr stark, und nach ein paar 
100.000 Themen ist natürlich noch lange nicht Schluß. So 
schreiben bereits etliche Leute über ihre verrückten Hobbys 
("Bobbing for Apples", "Einrad-Hockey"), aber auch die ernsteren 
Themen wachsen und verteilen sich dann nach einer Weile auf 
mehrere Artikel (z.B. tendiert die Geschichte der verschiedenen 
Staaten schnell dazu, aus der jeweiligen geographischen 
Übersicht in einen eigenen Artikel zu ploppen). Dabei könnte es 
durchaus sein, daß die Wikipedia schnell über das Ziel eines 
herkömmlichen Lexikons hinausschießt und nicht nur alle Themen 
grob anreißt, sondern auch Detailwissen zum Lernen bereitstellt. 
Für Leute, die an Bildung interessiert sind, lohnt es sich also 
durchaus, auch an den nächsten 100.000 Artikeln mitzuwirken.

Außerhalb wird das Problem entstehen, dass Menschen glauben,
sie bräuchten nur die Technik der WikiPedia verwenden, um
ebenso erfolg- reich und in den Medien zu sein.
                                 
Möglich, aber dies war ja nicht das Ziel der Wikipedia, sondern, 
eine freie Enzyklopädie zu schaffen.

cu,
Thomas }:o{#
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"Look! They have different music on the dance floor..."

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