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[ox] heise online: SCO sagt der Open Source den Existenzkampf an [Update]



Diese Meldung aus dem heise online-Newsticker wurde Ihnen
von "Benni <benni obda.de>" gesandt.
Wir weisen darauf hin, dass die Absenderangabe nicht verifiziert
ist. Sollten Sie Zweifel an der Authentizität des Absenders haben,
ignorieren Sie diese E-Mail bitte.
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SCO sagt der Open Source den Existenzkampf an [Update]



 Der Kampf um die Rechtmäßigkeit von Linux entwickelt sich mehr und mehr
zum Schaustück: Noch vor zwei Wochen auf der Linuxworld hatte sich
Red-Hat[1]-Chef Mathew Szulik zum Retter der freien Welt erklärt[2] und
alle Linux-Anhänger zum Kampf gegen die Fesseln der kommerziellen
Softwareindustrie aufgerufen. Jetzt geriert sich sein Gegner Darl McBride
von SCO[3] noch martialischer: ein James Bond im Ringen mit der finsteren
Macht -- der Open-Source-Bewegung.

 Zwei volle Stunden verwandte SCO-Vorstand Darl McBride zum Auftakt des SCO
Forum, um die Rechtsposition seiner Firma darzustellen. Mit Bildern und
Titelmusik aus James-Bond-Filmen suchte sich der Manager die Getreuen der
einstigen Kultfirma aus Santa Cruz auf Kampf für das Gute einzustimmen. Die
SCO Group führt einen Rechtsstreit mit IBM[4] wegen angeblicher
Urheberrechtsverletzungen und Missbrauch von SCOs geschütztem
Unix-Programmcode in Linux. Staranwalt David Boies, der als Klagevertreter
der US-Regierung gegen Microsoft Berühmtheit erlangt hat, vertritt SCO
gegen IBM.Über 1500 Linux-Großanwender haben Mahnschreiben von SCO erhalten
und wurden aufgefordert, Lizenzgebühren nachzuzahlen[5].

      SCO vergleicht Kommentare im eigenen und im Linux-Code	Unterstützt
von seinem Vizepräsidenten Chris Sontag zeigte McBride Beispiele aus dem
Code der Linux-Kernelversionen 2.5 und 2.6, die beweisen sollen, dass
Programmteile unverändert aus Unix übernommen wurden -- ein von SCO
gezeigtes Beispiel zu Code-Kommentaren im Bild links (vergrößerte
Fassung[6]). Identische Tippfehler in den Kommentaren sowie ungewöhnliche
Schreibweisen hätten verräterische Spuren hinterlassen, behauptete Sontag.
Um dies nachzuweisen hatte McBride ein Team für Mustererkennung angeheuert,
um zehntausende von Programmzeilen zu durchforsten. Die wenigen neben den
Kommentaren gezeigten Code-Sequenzen waren größtenteils unleserlich
gemacht, angeblich, um SCOs Urheberechte zu schützen. Sie stünden jedoch
vertretend für tausende von Programmzeilen, betonte Sontag. Von mehreren
Personen oder Gruppen seien zu unterschiedlichen Zeitpunkten Teile illegal
in Linux übernommen und quelloffen an Anwender und Entwickler verteilt
worden. Bei der strittigen Software geht es zudem nicht um simple oder
triviale Funktionen, sondern wichtige Betriebssystem-Eigenschaften für die
Tauglichkeit bei anspruchsvollen Aufgaben und in extrem sicheren
Betriebsbedingungen in Unternehmen. Dazu gehören die
Multiprozessor-Mechanismen NUMA und SMP, die unter Unix-Lizenzbedingungen
nur mit teurer Hardware im Wert von zehntausenden von US-Dollar zu haben
waren. 

      SCO zeigt angeblich geklauten Linux-Code	  Rund 700 entscheidende
Code-Zeilen der SMP-Technik sollen von Unix in die Linux-Releases 2.4 und
2.5 gewandert sein. Insgesamt hätten SCOs Tester über 800.000 Zeilen
duplizierten Programmtext gefunden -- ein Beispiel von SCO zeigt das Bild
rechts (vergrößerte Fassung[7]). Rechtsanwalt Mark Heise aus der
Boies-Kanzlei kam zur Unterstützung der SCO-Manager mit auf das Podium in
Las Vegas. Er machte deutlich, dass eine GPL-Lizenz nicht vor dem
Urheberschaftsanspruch[8] von SCO schütze. Die Unix-Lizenz, die SCO 1994
vom ursprünglichen Unix-Erfinder AT&T gekauft hat, garantiere SCO Eigentum
an Unix-System-V-Urheberrechten und allen At&T-Software- und
Sublizenzrechten. Die ursprünglich von AT&T-Anwälten definierte
Lizenzvereinbarung, die durch Kauf auf SCO übergegangen ist, sei außerdem
eindeutig in Bezug auf die Reichweite und Tragweite der Lizenz, betonte der
Jurist. Danach gewährt die Lizenz dem Lizenznehmer (beispielsweise IBM) das
"Recht die Software-Produkte zu eigenen Geschäftszwecken intern zu
verwenden", zitierte Mark Heise aus dem Vertragstext. "Modifikationen und
derivative Resultate sind zu behandeln wie die ursprünglichen
Software-Produkte", heißt es dort weiter. Und sie "können nicht für Andere
oder durch Andere genutzt" werden. 

 "Jetzt wissen wir endlich, wie Linux sich in ganz kurzer Zeit von einem
Hobby-Betriebssystem zur Plattform für Unternehmens-IT mausern konnte",
stichelte Sontag. "Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es
in der Regel auch nicht wahr, legte McBride noch einen drauf. Ausgereifte
Technik sei eben nicht zum Nulltarif zu haben. "Freie Software -- das ist
nicht unser Ding." In Unix steckten 20 Jahre Entwicklungsarbeit: Mit dieser
Basis will SCO auch in den nächsten 20 Jahren Geld verdienen. Er rief
Entwickler und Partner aus dem Unix-Umfeld zur Unterstützung auf, denn
"sonst werden die Zeiten der guten Geschäfte bald vorbei sein". GPL und die
Open-Source-Kultur zerstörten legale Geschäftsgrundlagen --
Wiedergutmachung für entstandenen Schaden und eine legale Geschäftsordnung
für die Zukunft seien daher unerlässlich. Hier sekundierte erneut Jurist
Mark Heise: Dass SCO einst als Linux-Distributor den gleich Quellcode
verteilt hat, bedeute nicht, dass Linux-Anwender mit der GPL-Lizenz vor
allen Ansprüchen geschützt seien. Copyright für den Code sei nur durch
einen unterschriebenen Vertrag mit dem Lizenzgeber zu erlangen, lautet
seine Position. 

 "Wir kämpfen für das Recht, mit Software Geld zu verdienen. Und wir
kämpfen für Euch mit!" rief McBride dem SCO-Publikum zu. Seit seinem
Einstand als SCO-Chef vor einem Jahr habe er ununterbrochen Schlachten
schlagen müssen, tönte der Ersatz-James-Bond. Drohungen und Nötigungen von
IBMs Rechtsabteilung habe er bisher ebenso überstanden wie Demonstranten
vor dem SCO-Hauptquartier in Lindon/Utah. Von Novell berichtete er, die
Firma habe in einer gerichtlichen Klage erst behauptet, die Unix-Lizenz nie
an SCO verkauft zu haben. Nach vier Tagen habe die Lizenzabteilung Novells
dann festgestellt, dass der Kauf vor einigen Jahren doch rechtmäßig
stattgefunden habe und die Klage zurückgezogen. 

 Die Hauptziele von SCO sind klar: Von IBM will der frühere
Linux-Distributor eine Anerkennung seiner Urheberrechte auf Unix sowie
entsprechende Lizenzvereinbarungen in Bezug auf alle Produkte, die
Unix-Code enthalten. Dazu verlangen die Utaher Schadenersatz für
entgangenen Umsatz und Geschäftsschädigung durch die Verbreitung des
Quellcodes in Linux. Linux-Kunden haben laut SCO drei Alternativen zur
Wahl: Entweder sie stellen ihre Linux-Installationen auf das
Linux-Kernel-Release 2.2 zurück. Für diese Software würde SCO die
rechtmäßige Nutzung anerkennen. Zweite Möglichkeit wäre die Wahl eines
anderen Betriebssystems. Die letzte Alternative wäre SCO am liebsten: Die
Kunden erwerben Lizenzen[9], die SCO zum Preis von knapp 700 Dollar pro
Prozessor anbietet. Bisher hat angeblich ein einziges der von SCO
angeschriebenen Fortune500-Unternehmen davon Gebrauch gemacht[10]. 

 Außerhalb des rechtlichen Wirrwarrs soll aber tatsächlich auch die
Produktentwicklung bei SCO weitergehen. Vorstand McBride überließ es seinem
Entwicklungschef, die Produkt-Roadmap der Software-Firma vorzustellen. Die
wichtigste Neuheit steht mit einer neuen Version des SCO Openserver mit dem
Codenamen 'Legend" an. Legend soll insbesondere Java unterstützen. Für
bessere Windows-Anbindung sorgt eine Schnittstelle zu Samba Version 3. Neue
Security-Eigenschaften bietet die Version in Form von VPN, IPSec. Dazu
kommen Hardware-Schnittstellen für USB-Geräte und ACPI. Web-Services werden
mit Hilfe von SCOs hauseigener SCOx-Umgebung unterstützt. Die erste
Beta-Version von Legend erscheint Mitte nächsten Jahres, das endgültige
Release ist für Ende 2004 geplant. Einen Office-Mailserver unter UnixWare
für Messaging-, Kalender- und andere Teamwork-Funktionen ließ SCO bereits
am Montag vom Stapel. Er soll Microsofts Exchange-Server Paroli bieten. Für
die Benutzerverwaltung in gemischten Umgebungen bietet SCO ab sofort
Authentication 2.1 an. Durch Anbindung an Microsofts Active Directory
können damit Benutzeridentitäten (jedoch kein Single Sign-on) aus beiden
Umgebungen gemeinsam genutzt werden. (Erich Bonnert) / (jk[11]/c't)

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 [3] http://www.sco.com
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 [5] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-15.08.03-001/
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 [8] http://www.heise.de/newsticker/data/hps-14.08.03-000/
 [9] http://www.heise.de/newsticker/data/anw-06.08.03-000/
 [10] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-12.08.03-002/
 [11] jk ct.heise.de

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