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Re: [ox] Der Anteil...kann nicht größer als Null sein...



* "Ing. Hanspeter Riedmann" <Radar_Salzburg gmx.at> [2003-07-21 17:41]:
D.h. der Anteil der abstrakten, auf den Tauschwert gerichteten
Arbeit kann - klaren Verstand bei den EntwicklerInnen vorausgesetzt
- nicht größer als Null sein. D.h. dann aber auch, dass der konkrete
Anteil 100% ist.

Als logisch denkender Mann (47), in dessen Schulzeit erst die
Taschenrechner aufkamen bitte ich um "Denkhilfe" bei der Formulierung
"kann nicht größer als Null sein..."

Beim "Anteil" habe ich auch gestutzt (aus anderen Gruenden) ;-) Bei der
Unterscheidung zwischen abstrakter und konkreter Arbeit kann nicht mit
"Anteilen" hantiert werden, beides kann nicht in ein quantitatives
Verhaeltnis zueinander gesetzt werden. Es handelt sich ja (im Fall der
Warenproduktion) um ein und denselben empirischen Vorgang. Erfordert die
Herstellung einer Ware ein groesseres Quantum abstrakter Arbeit,
erscheint diese Tatsache ceteris paribus in Form eines hoeheren
Tauschwerts. Nun kann aber in keiner Weise davon gesprochen werden, dass
sich dadurch der "Anteil" konkreter Arbeit zugunsten abstrakter Arbeit
verringert haette (im Gegenteil, der Produzent verbringt nun pro Ware
natuerlich auch mehr Zeit mit seiner konkreten, Gebrauchswert
schaffenden Taetigkeit).

Scheinbar war das mit den "Anteilen" aber mehr als nur eine
unglueckliche Formulierung. StefanMn leitet ja _daraus_ ab, dass der
Gebrauchswert Freier Software groesser als der von proprietaerer
Software sei:

| Und das ist auch etwas, was sich real spüren lässt: Der Gebrauchswert
| Freier Software ist hoch. Höher als der proprietärer. *Das* ist der
| tiefere Grund, warum Freie Software sich gegenüber einem entwickelten
| Warenmarkt durchsetzen konnte.

Als ob Outlook Express deshalb so schlecht sei, weil MS-Programmierer zu
viel Zeit auf abstrakte Arbeit aufwenden muessten und damit im Vergleich
zu FS-Entwicklern weniger Zeit fuer konkrete Arbeit haetten. Urgs.

Abgesehen von diesem Punkt stimme ich dem Inhalt von StefanMn's Aussagen
bezueglich des Tauschwerts Freier Software aber voellig zu. Freie
Software kann nicht getauscht werden und kann daher keine abstrakte
Arbeit beinhalten, die in Form von Tauschwert erscheinen koennte.
Abstrakte Arbeit dient ja einzig und allein als Massstab fuer die
quantitativen Austauschverhaeltnisse von Waren. Es liegt auf der Hand,
dass ein solcher Massstab fuer FS sinnfrei waere.

Es gibt gegenteilige Aussagen, die aber (soweit mir bekannt) jeweils
einen anderen, viel weiteren Tauschbegriff zugrunde legen. Etwa in der
Form: "Als FS-Entwickler gebe ich etwas (naemlich FS) und bekomme etwas
(naemlich Anerkennung, Job, Freude, weiss der Geier), _also_ ist es
Tausch". Den Tauschbegriff derart weit zu fassen, dass sich alles
reinpacken laesst, scheint mir aber wenig hilfreich. Das historisch
spezifische des Warentausches laesst sich so nicht mehr fassen, und
genau _deshalb_ laesst sich so auch der Gegensatz zwischen FS und
proprietaerer Software unter den Tisch kehren.

Holger

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is relatively simple."  -- SPARCstation 10 Service Manual
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