Re: [ox] Veranstaltungen am LinuxTag
- From: Barbara Gruen <bgruen rhoen.de>
- Date: Thu, 17 Jul 2003 15:27:58 +0200
Stefan Merten <smerten oekonux.de> schrieb am Mon, Jul 07, 2003 at 11:25:10PM [PHONE NUMBER REMOVED]
Hi Liste,
Sa, 12.07.2003, 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr.
(Software-)Entwicklung im Debian-Projekt
Referent: Martin "Joey" Schulze, Debian
Sa, 12.07.2003, 13:30 Uhr bis 15:00 Uhr.
Eindrücke unter der Fragestellung: Wie funktioniert das, 1000 Frei- und
Eigenwillige in konstruktiver Projektarbeit zu koordinieren?
Betroffen von der doch recht straffen Organisationsstruktur sind
natürlich nicht nur Programmierer, sondern als ebenso wichtiger Teil des
Projektes die Leute, die die Dokumentationen und Übersetzungen
schreiben. Die Anwender schließlich können nur gebeten werden, sich
durch Bugreports an dem Projekt zu beteiligen.
1) Klare und begrenzte Verantwortlichkeiten,
wobei der Fall, dass ein Mensch für 100 Pakete verantwortlich ist, als
Ausnahme geknnzeichnet wurde.
I.d.R. kümmert sich jeder um die Pakete, an und mit denen er auch selber
gearbeitet hat.
2) Festes Regelwerk, dass viele Frage- und Diskussionsmöglichkeiten gar
nicht erst aufkommen lässt. Das betrifft den überwiegend technischen
Teil des Procedere, das ein Paket durchlaufen muss, bevor es accepted
und aufgenommen wird. Da gibt es keine Diskussionen mehr, dem hat sich der
Mitarbeiter unterzuordnen.
3) Schaffung von Raum für das Wesentliche
durch Arbeitsteilung und Automatisierung, z.B. das Übersetzen eines Paketes
für die verschiedenen Plattformen geschieht fast vollautomatisch.
Auch die Übersetzer/Dokumentare werden automatisch benachrichtigt, wann es
wo was zu tun gibt - und das "Wie" regelt überwiegend wieder das bereits
vorhandene Regelwerk.
Fazit: menschliche Urteilskraft und Kreativität soll sich auf die Bereiche
konzentrieren können, wo sie tatsächlich unersetzlich ist.
4) Diskussionen um (technische) Neuerungen, Änderungen, Verbesserungen
führen entweder irgendwann zu einem Konsens - dann werden die Änderungen
durchgeführt. Oder es ist kein Konsens möglich. Dann bleibt alles, wie
es ist - schließlich kann man keinen Freiwilligen zwingen. Die Erfahrung
habe auch gelehrt, dass Mehrheitsbeschlüsse, denen sich ein Entwickler
unterzuordnen hat, letztlich kontraproduktiv sind: ein murrender
Programmierer programmiert dann eben nicht ;)
5) Wer bestimmt das Framework, die festen Regeln?
In technischen Dingen: Autorität einiger anerkannter Leute sowie
Konsensverfahren.
In politischen/ideologischen Fragen: Wahl, Abstimmung.
Diese Antwort habe ich zunächst nicht weiter hinterfragt und wüsste nun gerne
von Oekonux-Debianlern: wie funktioniert das? Ab wann ist etwas eine
technische Frage - z.B. Beispiel Rolle von BSD und seiner Lizenz ...
Wann wirkt ein Machtwort und von wem? Und wann wird
zur Abstimmung geschritten - und wie? Wie erpressbar ist die ganze
Organisation, wenn nun partout eine Gruppe etwas durchsetzen möchte?
Wie hoch ist die Fluktuation?
Fragen einer nur zum Mail verwalten Debian nutzenden Anwenderin.
Soweit dazu, zu TCPA nix Neues, IBM und HP betonten immer wieder, dass
es ihnen überhaupt nicht um den kleinen Privat-PC-Nutzer ginge, sondern
um besonders sicherheitsbedürftige Großfirmenkunden und dass sie mit
der Zertifizierung auch nichts zu tun haben wollen. Das Wörtchen
Microsoft fiel hier überhaupt nicht - was die damit vorhaben, scheint
denen offenbar völlig schnurz. Dazu ließ sich aber der vorhergehende Vortrag
von Gerald Himmelein aus - hörens- und nachlesenswert für jene wie
mich, die den technischen Teil (Nexus, Chip und trusted Anwendung)
immer noch nicht begriffen hatten.
Vor Paranoia warnend, gleichzeitig aber auch erwähnend, dass M$
durchaus nicht auf TCPA angewiesen ist, war hier das Fazit: das ganze
Theater dient vorwiegend der Steigerung der Nachfrage nach neuer
Hardware. Die anderen, sicherheitsrelevanten und DRM-betreffenden
Effekte werden (vorerst) billigend in Kauf genommen. Und sicher auch
verwertet werden. Was die Auswirkungen auf Freie Software betrifft -
fand keine Erwähnung.
Gleichzeitig fand auch eine kurzfristig anberaumte Veranstaltung zu
Softwarepatenten statt - die ja ebenfalls eine grundlegende Bedrohung
Freier Software darstellen.
Gegen welches Medusenhaupt zuerst das Schwert - so vorhanden - richten?
Bitte um Verständnis für die Länge und danke für die Aufmerksamkeit
Barbara
Leider kann ich am Samstag gar nicht in Karlsruhe sein. Vielleicht
geht ja jemensch von der Liste zu der einen oder anderen und kann uns
ein paar Eindrücke berichten?
Am Sonntag gibt es dann nochmal einiges zu TCPA:
Hintergründe zu TCPA
Referent: Gerald Himmelein, Heise Verlag
So, 13.07.2003, 13:00 Uhr bis 13:30 Uhr.
Podiumsdiskussion: TCPA - Chancen und Risiken
Referent: Florian v. Samson, LinuxTag e.V.
So, 13.07.2003, 13:30 Uhr bis 15:30 Uhr.
Sicher auch interessant für unsere Diskussion.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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